GESCHÄFTSBERICHT 2014
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
80<br />
BDA | <strong>GESCHÄFTSBERICHT</strong> <strong>2014</strong><br />
2016 die Krankenkassen jährlich einen<br />
Betrag i. H. v. 7 € und die Pflegekassen<br />
jährlich einen Betrag von 0,30 € für jeden<br />
ihrer Versicherten für Prävention<br />
aufwenden sollen. Für die Krankenkassen<br />
ist dies fast eine Verdopplung<br />
der Aufwendungen in diesem Bereich,<br />
für die Pflegekassen eine gänzlich<br />
neue Aufgabe. Die private Krankenversicherung<br />
und Pflege-Pflichtversicherung<br />
können sich auf freiwilliger<br />
Basis finanziell einbringen als Voraussetzung<br />
für Sitze in den geplanten<br />
neuen Gremien. Die Kosten für Präventionsmaßnahmen<br />
dürfen nicht allein<br />
den Kranken- und Pflegekassen<br />
und damit den Beitragszahlern aufgebürdet<br />
werden. Es ist insbesondere<br />
nicht akzeptabel, dass anstelle des<br />
Bundes künftig die Krankenkassen<br />
mit einer Zwangsabgabe von jährlich<br />
rd. 35 Mio. € zusätzliche Maßnahmen<br />
der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung finanzieren sollen.<br />
Zudem ist die geplante pauschale<br />
Anhebung der Präventionsausgaben<br />
ein massiver Eingriff in die Entscheidungs-<br />
und Finanzautonomie der<br />
Kranken- und Pflegekassen und nicht<br />
geeignet, um einen nachhaltigen und<br />
wirtschaftlichen Einsatz der Beitragsmittel<br />
für Prävention zu erreichen.<br />
Einfach nur die Ausgaben zu erhöhen<br />
sichert noch keine Erfolge. Starre Vorgaben<br />
wie Mindestbeträge für betriebliche<br />
und außerbetriebliche Lebenswelten<br />
nehmen den Krankenkassen die<br />
Möglichkeit, Mittel entsprechend dem<br />
Bedarf der eigenen Versichertenstruktur<br />
einzusetzen, und gefährden somit<br />
z. B. Aktivitäten von Betriebskrankenkassen<br />
in Betrieben, die stattdessen in<br />
außerbetriebliche Lebenswelten investieren<br />
müssen.<br />
Ebenfalls nicht zielführend und ineffizient<br />
ist der Zwang, Beitragsmittel<br />
für Prävention jährlich vollständig bis<br />
auf den letzten Cent ausgeben zu müssen.<br />
Dies führt zu einer Verschwendung<br />
knapper Mittel („Jahresendrallye“) oder<br />
zu Ineffizienzen, weil langfristig angelegte<br />
Maßnahmen nicht ohne Weiteres<br />
durchgeführt werden können. Betriebe<br />
brauchen maßgeschneiderte, auf die<br />
jeweilige Situation im Betrieb abgestimmte<br />
Angebote und Programme der<br />
betrieblichen Gesundheitsförderung.<br />
Diese beruhen oftmals auf längerfristig<br />
angelegten, jahresübergreifenden<br />
Pilotprojekten. Die Spielräume hierfür<br />
müssen erhalten bleiben. Die geplante<br />
Zertifizierung von betrieblicher Gesundheitsförderung<br />
schränkt die Spielräume<br />
weiter ein. Eine Zertifizierung ist<br />
nicht nur mit hohen Bürokratiekosten<br />
verbunden, sondern birgt auch die Gefahr,<br />
standardisierte Einheitslösungen<br />
zu befördern.<br />
Schließlich sollen mit dem Präventionsgesetz<br />
Mammutgremien geschaffen<br />
werden. So sollen eine Nationale<br />
Präventionskonferenz, ein Präventionsforum<br />
und gemeinsame regionale Beratungsstellen<br />
der Krankenkassen eingerichtet<br />
werden. Es sollen u. a. eine<br />
nationale Präventionsstrategie, bundeseinheitliche<br />
Rahmenempfehlungen,<br />
Landesrahmenvereinbarungen und Kooperationsvereinbarungen<br />
entwickelt<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich auf dem Deutschen<br />
Arbeitgebertag klar gegen eine Anti-Stress-Verordnung<br />
ausgesprochen. Diese deutliche Positionierung begrüße ich<br />
sehr! Sie entspricht unserem Votum gegen eine staatliche<br />
Regelung zu diesem Thema. Auf betrieblicher Ebene kann sehr<br />
viel besser entschieden werden, was sinnvoll ist, um mögliche<br />
Gefährdungen der psychischen Gesundheit zu vermeiden.<br />
Hans-Dieter Bremer | Präsidiumsmitglied der BDA, Vorsitzender BDA-Ausschuss<br />
Arbeitssicherheit, Präsident Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Geschäftsführer Beton-Service GmbH