ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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Diese Unterscheidung, deren ausgleichende Anwendung M. sehr<br />
erfreut, bedarf noch einer Ergänzung aus dessen späteren Schriften.<br />
M. behauptet an verschiedenen Stellen, nach dem Vorgänge anderer<br />
jüdischer Forscher 1 ), dass die positiven Gesetze des Pentateuch nicht<br />
willkürliche Geheisse Gottes sind, sondern ihren guten Grund<br />
haben, dessen Ermittelung eben eine Aufgabe für unser Nachdenken<br />
sei 2 ). Empfänglichen Gemüthern werden also auch diese Satzungen<br />
durch jahrelange Uebung und durch die Erfahrung ihrer heilsamen Wirkung<br />
so theuer und so sehr zum Bedürfnisse, dass sich denselben mit<br />
der Zeit eine innere Freudigkeit und Zustimmung ebenso zuwendet wie<br />
jemals den sittlichen Geboten 3 ). Doch nicht Alle gelangen zu solcher<br />
Vertiefung; der grossen Menge bleiben die «Satzungen» unerklärlich 4 ).<br />
Auch giebt es, sagt M., Einzelheiten, für die in der That ein Grund weder<br />
zu suchen noch zu finden ist, weil sie nur die Ausführung allgemeiner<br />
Satzungen betreffen, die ebenso gut anders, aber doch<br />
jedenfalls auf irgend eine Art erfolgen muss, wo also nothwendiger<br />
Weise eine willkürliche Bestimmung durch das Gesetz zu treffen war 5 ).<br />
Es bleibt also im Bereiche der positiven Vorschriften der Religion<br />
immerhin Raum genug für die einfache Unterwerfung des Willens ohne<br />
die zustimmende Entscheidung der eignen Neigung, also für die Bethätigung<br />
einer edlen Selbstbeherrschung. — Schliesslich wird man<br />
unterschieden in Sank. 57 b, vgl. 56 b. Darum wird auch Joma 67 b תוירע יוליג<br />
zu den Geboten gezählt, die auch «ungeschrieben gelten müssten» und bei SAADIA<br />
a. a. 0. als erstes Beispiel der «:Vernunftgesetze» genannt. Ebenso macht ABB.<br />
IBN ESEA in Jesod mora, V einen solchen Unterschied innerhalb Dessen, was gemeinschaftlich<br />
תוירע genannt wird. — Hierdurch erledigt sich die von ABBAHAM HUB-<br />
WITZ im Commentar Chesed Abraham zu Perak. VI erhobene Schwierigkeit.<br />
') Ueber SAADIA S. S. 17, A. 3; BACHJA rechnet (Bpfl., EM. S. 16) die Ermittelung<br />
der Gründe für die positiven Gesetze (עמזעה תוצמ תוליע) Ku den dem<br />
Geiste obliegenden, wiewohl nicht Jedem erfüllbaren Aufgaben; — über IBN<br />
ZADDIK S. S. 17, A. 5; Üb. ABB. IBN ESBA S. 21, A. 5.<br />
2 ) Buch d. Ges., Verb. 365; IL Mëïl. VIII, 8; H. Tern. IV, 13; Mor. III, 26;<br />
Sendschr. an Chasdai halevi (Briefs. 4b Br. od. Kobez II, 23 b). Vgl. auch ob. S. 89.<br />
3 ) B. Lulab VIII, 15 und VIDAL DE TOLOSA im Magg. mischn. das. — Das stimmt<br />
dann auch mit BACHJA'S Forderung [Hpfl. IX, 5 S. 413) überein, dass die Befolgung<br />
der positiven Satzungen dem Israeliten zur zweiten Natur werde.<br />
*) Mor. III, 26: Diejenigen Gebote, deren Nutzen der grossen Menge nicht<br />
klar ist, heissen «Satzungen.»<br />
6 ) S. S. 21, A. 7.