24.11.2012 Aufrufe

ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

73<br />

Mo seh in seinem Gebete (4. Mos. 14, 15. 16) die Folgen der be-<br />

schlossenen Vernichtung Israels darstellte und wie M aleachi die<br />

Zweifel der Gottesdiener an der Richtigkeit ihres Verhaltens in Folge<br />

der herrschenden heidnischen Bedrückung ausspricht {Mal. 2, 17;<br />

3, 14. 15) 1 ).<br />

B. Noch einen andern Einwand der erwähnten Fatalisten gegen<br />

die Annahme der menschlichen Willensfreiheit, welchen M. am liebsten<br />

übergangen hätte 2 ), will er, dem Bedürfnisse sich fügend, zum Schlüsse<br />

noch in möglichster Kürze berühren.<br />

Die All wi s s enh ei t Gottes 3 ), die sich ja auch auf Zukünftiges<br />

bezieht, scheint nämlich die freie Wahl des Menschen unmöglich zu<br />

machen. Weiss Gott im Voraus — fragt man — dass ein bestimmter<br />

Mensch gut oder schlecht sein werde, oder weiss er es nicht? Das<br />

Nichtwissen Gottes können wir nicht gelten lassen, ohne die Grund-<br />

Wahrheiten der Religion zu verläugnen 4 ). Wenn nun aber Gott vorher<br />

weiss, so muss der Mensch nothwendig so sein, und seine Willens-<br />

freiheit ist aufgehoben ; sonst wäre ja Gottes Wissen kein wahres.<br />

Diese Schwierigkeit sucht M. folgendermassen zu lösen 5 ). Es<br />

ף Vgl. hierzu Mor. III, 19.<br />

2 ) Und zwar in Rücksicht auf den Bildungsgang der Leser, die er für seinen<br />

Mischnah-Commentar zu erwarten hat. Aehnliches giebt er in H. Tesch. V, 5 —<br />

der Parallelstelle zu der hier folgenden Erörterung — zu verstehen, weil sein<br />

Mischneh torah ebenfalls mehr für talmudisch unterrichtete Leser berechnet war.<br />

Erst im Mor. ül, 19—21 wird das Thema eingehender für die philosophisch gebildeten<br />

Leser dieser Schrift (Mor. I, 68 Schi.) behandelt. Man vgl., was oben<br />

S. 34, A. 1 über den ganzen achten Abschnitt der EM. zu Abot zu bemerken war.<br />

') Ueber die Allwissenheit Gottes handelt M. in der Einleitung zu Sanh. X ;<br />

Jes. hat. II, 8—10; Mor. III, 19 (wo er die geistreiche Erklärung von Ps. 94, 9:<br />

יוגו עמשי אלה ןזא עטונה mittheilt, womit er dem Gespött ungläubiger Collégén<br />

im medicinischen Fache begegnet ist).<br />

4 ) Es wäre dies, nach Mor. III, 17, Ansicht 1 die verwerfliche Anschauung<br />

EPlKUR's und der Gottesläugner in Israel von der absoluten Herrschaft des Zufalls,<br />

oder auch — wie M. (Mor. III, 17, Ansicht 2) meint — die Ansicht des ARISTO-<br />

TELES von der Beschränkung der Vorsehung auf die Gattungen in der sublunarischen<br />

Welt, wozu ebenfalls jüdische Ungläubige sich bekannt hätten (s. dagegen<br />

die S. 6, A. 3 angeführten Erklärer des Moreh). Vgl. Mor. III, 16.<br />

6 ) An jüdischen Denkern, die diese Frage berührt oder behandelt haben,<br />

sind namentlich anzuführen : a) SAADIA, der (Em. IV, 3) sagt, Gottes Wissen entscheide<br />

nicht, sondern stimme im Voraus mit der nachträglich eben durch den<br />

menschlichen Willen herbeigeführten Wirklichkeit überein ; — b) jos. IBN ZADDIK

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!