ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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Mo seh in seinem Gebete (4. Mos. 14, 15. 16) die Folgen der be-<br />
schlossenen Vernichtung Israels darstellte und wie M aleachi die<br />
Zweifel der Gottesdiener an der Richtigkeit ihres Verhaltens in Folge<br />
der herrschenden heidnischen Bedrückung ausspricht {Mal. 2, 17;<br />
3, 14. 15) 1 ).<br />
B. Noch einen andern Einwand der erwähnten Fatalisten gegen<br />
die Annahme der menschlichen Willensfreiheit, welchen M. am liebsten<br />
übergangen hätte 2 ), will er, dem Bedürfnisse sich fügend, zum Schlüsse<br />
noch in möglichster Kürze berühren.<br />
Die All wi s s enh ei t Gottes 3 ), die sich ja auch auf Zukünftiges<br />
bezieht, scheint nämlich die freie Wahl des Menschen unmöglich zu<br />
machen. Weiss Gott im Voraus — fragt man — dass ein bestimmter<br />
Mensch gut oder schlecht sein werde, oder weiss er es nicht? Das<br />
Nichtwissen Gottes können wir nicht gelten lassen, ohne die Grund-<br />
Wahrheiten der Religion zu verläugnen 4 ). Wenn nun aber Gott vorher<br />
weiss, so muss der Mensch nothwendig so sein, und seine Willens-<br />
freiheit ist aufgehoben ; sonst wäre ja Gottes Wissen kein wahres.<br />
Diese Schwierigkeit sucht M. folgendermassen zu lösen 5 ). Es<br />
ף Vgl. hierzu Mor. III, 19.<br />
2 ) Und zwar in Rücksicht auf den Bildungsgang der Leser, die er für seinen<br />
Mischnah-Commentar zu erwarten hat. Aehnliches giebt er in H. Tesch. V, 5 —<br />
der Parallelstelle zu der hier folgenden Erörterung — zu verstehen, weil sein<br />
Mischneh torah ebenfalls mehr für talmudisch unterrichtete Leser berechnet war.<br />
Erst im Mor. ül, 19—21 wird das Thema eingehender für die philosophisch gebildeten<br />
Leser dieser Schrift (Mor. I, 68 Schi.) behandelt. Man vgl., was oben<br />
S. 34, A. 1 über den ganzen achten Abschnitt der EM. zu Abot zu bemerken war.<br />
') Ueber die Allwissenheit Gottes handelt M. in der Einleitung zu Sanh. X ;<br />
Jes. hat. II, 8—10; Mor. III, 19 (wo er die geistreiche Erklärung von Ps. 94, 9:<br />
יוגו עמשי אלה ןזא עטונה mittheilt, womit er dem Gespött ungläubiger Collégén<br />
im medicinischen Fache begegnet ist).<br />
4 ) Es wäre dies, nach Mor. III, 17, Ansicht 1 die verwerfliche Anschauung<br />
EPlKUR's und der Gottesläugner in Israel von der absoluten Herrschaft des Zufalls,<br />
oder auch — wie M. (Mor. III, 17, Ansicht 2) meint — die Ansicht des ARISTO-<br />
TELES von der Beschränkung der Vorsehung auf die Gattungen in der sublunarischen<br />
Welt, wozu ebenfalls jüdische Ungläubige sich bekannt hätten (s. dagegen<br />
die S. 6, A. 3 angeführten Erklärer des Moreh). Vgl. Mor. III, 16.<br />
6 ) An jüdischen Denkern, die diese Frage berührt oder behandelt haben,<br />
sind namentlich anzuführen : a) SAADIA, der (Em. IV, 3) sagt, Gottes Wissen entscheide<br />
nicht, sondern stimme im Voraus mit der nachträglich eben durch den<br />
menschlichen Willen herbeigeführten Wirklichkeit überein ; — b) jos. IBN ZADDIK