24.11.2012 Aufrufe

ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

98<br />

II. Erschien hier die Gotteserkenntniss, das höchste Gut nach<br />

M., als oberster Zweck des Menschenlebens und hiermit zugleich<br />

der ganzen sublunarischen Welt, so wird derselbe Begriff in<br />

einer andern Einleitung des Mischnah-Commentar'.s l ) nach einem andern<br />

Gesichtspunkte abgeleitet.<br />

Es giebt eine geistige und eine sinnliche Lust. Auch die<br />

Engel und Sphären empfinden Lust, aber eben nur eine rein geistige 2 ).<br />

Der irdische Mensch kann dieselbe nicht anders als durch weitgehende<br />

Forschungen erfahren und begreifen ; er ist sich gemeiniglich nur der<br />

sinnlichen Lust bewusst; wie ja auch umgekehrt die sinnliche Lust<br />

für rein geistige Wesen und für den vom irdischen Dasein abgelösten<br />

Menschengeist unerfasslich sein muss 3 ).<br />

Unendlich höher als die sinnliche steht die geistige Lust 4 ). Das<br />

zeige schon das irdische Leben. Worauf seien die grössten Anstrengungen<br />

der Menschen gerichtet? — Nicht sowohl auf Speise und<br />

Trank als vielmehr auf Ehre, Ansehen, Rache an Feinden. Die stärkste<br />

Sinnenlust wird verschmäht, um Schande zu verhüten oder einen guten<br />

Ruf zu gewinnen 5 ). Vollends in einer übersinnlichen Welt gilt nur die<br />

geistige Lust und sie ist vollendet, unbegreiflich, unbeschreiblich 6 ).<br />

Sie besteht in der Erkenntniss Gottes 7 ). Und diese jenseitige Gottes-<br />

') Einl. zu Sank. X. — Dasselbe in anderer Fassung in H. Tesch. VIII, 1—7.<br />

2 ) Vgl. Mor. II, 4—6. 10. — Die in unserer Hauptstelle (Einl. zu Sanh. X)<br />

hierbei genannten Philosophen sind wohl ALFARABI (Princip. S. 3 f.), IBN SINA (bei<br />

SCHAHRAST.-HAARBR. II, 269) und GAZZAL1 an einer mir nicht mehr genau erinnerliehen<br />

Stelle.<br />

3 ) ARIST. sagt NE. X, 5 von Menschen und Thieren : Die Genüsse der der<br />

Art nach verschiedenen Wesen sind selbst der Art nach verschieden.<br />

4 ) ARIST. NE. X, 5: Die Genüsse, die das Denkvermögen dem Menschen bereitet<br />

(ai 7tepl x-f)v Siávotav), unterscheiden sich durch ihre Reinheit von den durch<br />

die Sinne dargebotenen, wie die der höheren Sinne von denen der niedern. Vgl.<br />

das. Schi, über die eigentlichen Menschengenüsse, die eigentliche Menschenlust;<br />

X, 7 über «die vollendete Glückseligkeit»; X, 8: Ú>ÍT' efr! áv •fj EÓ8!U|AOVÍ0( íhiupíce xtc;<br />

Pol. VII, 14. 15; VIII, 3; ALF ARABI, Princip. S. 5 u. 13.<br />

6 ) S. ob. S. 60, A. 4 die Parallele aus GAZZALI.<br />

6 ) Vgl. THEMISTIÜS und IBN SINA im Namen des ARISTOTELES bei SCHARAST. II,<br />

S. 180 (wogegen SCH. jedoch S. 181 gerechte Zweifel äussert; läugnet doch ARIST.<br />

in der That die Unsterblichkeit in NE I, 11 und III, 9) und S. 208 Haarbr.;<br />

ferner die lauteren Brüder bei DIETERICI, Anthropol. d. Arab., S. 157; —<br />

GAZZALI, Wage, Anf., S. 6.<br />

') ARIST. NE. X, 7 ist in sofern hier anzuführen, als es dort heisst: Der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!