ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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II. Erschien hier die Gotteserkenntniss, das höchste Gut nach<br />
M., als oberster Zweck des Menschenlebens und hiermit zugleich<br />
der ganzen sublunarischen Welt, so wird derselbe Begriff in<br />
einer andern Einleitung des Mischnah-Commentar'.s l ) nach einem andern<br />
Gesichtspunkte abgeleitet.<br />
Es giebt eine geistige und eine sinnliche Lust. Auch die<br />
Engel und Sphären empfinden Lust, aber eben nur eine rein geistige 2 ).<br />
Der irdische Mensch kann dieselbe nicht anders als durch weitgehende<br />
Forschungen erfahren und begreifen ; er ist sich gemeiniglich nur der<br />
sinnlichen Lust bewusst; wie ja auch umgekehrt die sinnliche Lust<br />
für rein geistige Wesen und für den vom irdischen Dasein abgelösten<br />
Menschengeist unerfasslich sein muss 3 ).<br />
Unendlich höher als die sinnliche steht die geistige Lust 4 ). Das<br />
zeige schon das irdische Leben. Worauf seien die grössten Anstrengungen<br />
der Menschen gerichtet? — Nicht sowohl auf Speise und<br />
Trank als vielmehr auf Ehre, Ansehen, Rache an Feinden. Die stärkste<br />
Sinnenlust wird verschmäht, um Schande zu verhüten oder einen guten<br />
Ruf zu gewinnen 5 ). Vollends in einer übersinnlichen Welt gilt nur die<br />
geistige Lust und sie ist vollendet, unbegreiflich, unbeschreiblich 6 ).<br />
Sie besteht in der Erkenntniss Gottes 7 ). Und diese jenseitige Gottes-<br />
') Einl. zu Sank. X. — Dasselbe in anderer Fassung in H. Tesch. VIII, 1—7.<br />
2 ) Vgl. Mor. II, 4—6. 10. — Die in unserer Hauptstelle (Einl. zu Sanh. X)<br />
hierbei genannten Philosophen sind wohl ALFARABI (Princip. S. 3 f.), IBN SINA (bei<br />
SCHAHRAST.-HAARBR. II, 269) und GAZZAL1 an einer mir nicht mehr genau erinnerliehen<br />
Stelle.<br />
3 ) ARIST. sagt NE. X, 5 von Menschen und Thieren : Die Genüsse der der<br />
Art nach verschiedenen Wesen sind selbst der Art nach verschieden.<br />
4 ) ARIST. NE. X, 5: Die Genüsse, die das Denkvermögen dem Menschen bereitet<br />
(ai 7tepl x-f)v Siávotav), unterscheiden sich durch ihre Reinheit von den durch<br />
die Sinne dargebotenen, wie die der höheren Sinne von denen der niedern. Vgl.<br />
das. Schi, über die eigentlichen Menschengenüsse, die eigentliche Menschenlust;<br />
X, 7 über «die vollendete Glückseligkeit»; X, 8: Ú>ÍT' efr! áv •fj EÓ8!U|AOVÍ0( íhiupíce xtc;<br />
Pol. VII, 14. 15; VIII, 3; ALF ARABI, Princip. S. 5 u. 13.<br />
6 ) S. ob. S. 60, A. 4 die Parallele aus GAZZALI.<br />
6 ) Vgl. THEMISTIÜS und IBN SINA im Namen des ARISTOTELES bei SCHARAST. II,<br />
S. 180 (wogegen SCH. jedoch S. 181 gerechte Zweifel äussert; läugnet doch ARIST.<br />
in der That die Unsterblichkeit in NE I, 11 und III, 9) und S. 208 Haarbr.;<br />
ferner die lauteren Brüder bei DIETERICI, Anthropol. d. Arab., S. 157; —<br />
GAZZALI, Wage, Anf., S. 6.<br />
') ARIST. NE. X, 7 ist in sofern hier anzuführen, als es dort heisst: Der