ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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Vermögen, wodurch er erkennt, sein Nachdenken möglich wird, er die<br />
Wissenschaften sich aneignet, verwerfliche und geziemende Handlungen<br />
unterscheidet 1 ). Diese mehrfache Thätigkeit des denkenden Theiles<br />
entspricht einem praktischen und einem theoretischen Denkvermögen<br />
und zwar ist das praktische wiederum entweder ein k tin stlerisches<br />
2 ) oder ein überlegendes Vermögen.<br />
I. Was nun zuerst das theoretische Denken betrifft, so<br />
ist es das Vermögen, die Dinge zu erkennen, wie sie eben zufolge<br />
eines ihr Wesen bestimmenden Gesetzes mit Nothwendigkeit sind 3 ).<br />
Das Ergebniss hierbei sind die Wissenschaften.<br />
II. Die Anlage zur Kunst ist das Vermögen zur Erlernung<br />
der Künste, z. B. Baukunst 4 ), Landwirtschaft, Arzneikunde, Schifffahrt.<br />
III. Das überlegende Denken ist das Vermögen im Menschen,<br />
') Für die sogleich folgende Eintheilung wäre die präcisere Fassung von<br />
Mül.hig. a. a. 0. : האנהו הנוגמה ןיב ריכיו תוכאלמה רומליו תולכשומה ליכשי וב רשא<br />
und der fast gleiche Wortlaut bei IBN DAÜD (Em. ram. I, 6) passender gewesen.<br />
M. wird hier von der weitschweifigeren Erklärung in seiner Quelle (s. unten S. 51,<br />
A. 1) noch beherrscht.<br />
2 : v<br />
) ינהמ Tibb.: חבשהמ תכאלמ׳ besser derselbe im Mor. III, 25: יתוכאלמ ( gl•<br />
das. I, 46: תויתוכאלמה תולועפל)•<br />
') ARIST. NE. YI, 2 Bkk. : Der vernünftige Theil der Seele (TÔ Wyov ÊX OV )<br />
ist ein doppelter. Mit dem Einen erkennen wir all diejenigen Dinge, deren<br />
Principien nicht anders sein können; mit dem andern Diejenigen, deren Principien<br />
anders sein können (oder Dasjenige, was einer Veränderung — durch den<br />
Menschen — unterworfen ist: Das. VI, 4 Anf.). Jener Theil der Seele soll der<br />
wissenschaftliche (tó fmoTYjfjiovixóv), dieser der überlegende (-0 Xoytatixóv) heissen.<br />
Die Hervorhebung des Veränderlichen für das praktische Gebiet im Gegensatze<br />
zu dem Unveränderlichen des theoretischen wird klarer durch Magn. mor. (I, 1),<br />
wo an PLATO'S ethischen Forschungen getadelt wird, dass er die Tugend mit dem<br />
Seienden und der Wahrheit vermischt habe, während sie Nichts mit einander<br />
gemein hätten.<br />
*) ô1x050fj.DtT) ist auch das Beispiel des ARIST. NE. VI, 2. Dass Kunst und<br />
technische Fertigkeit auch schon bei A. in der Regel als gleichbedeutend<br />
angesehen werden, ist bekannt. Doch weiss A. die e i gen tl i c h e K u n s t von der<br />
handwerksmässigen zu unterscheiden. Er nennt nämlich Met. I, 1 die Kunst,<br />
die dem Bedürfnisse dient, neben der dem Vergnügen gewidmeten. — Auf<br />
eine Andeutung des Wesens eigentlicher Kunst bei M. (Mor. II, 4) hat SCHEYER,<br />
Psychol. System d. Maim. S. 99, A. 11 hingewiesen.