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ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

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55<br />

Was sodann das Denkvermögen betrifl't, so herrsche darüber eine<br />

gewisse Unsicherheit 1 ). M. entscheidet sich dafür, dass Gesetzesbe-<br />

folgung und Gesetzesübertretung auch bei diesem Theile der Seele<br />

vom sittlichen Handeln ausschliesst und dies mit deren überwiegender<br />

Wirksamkeit im Traume begründet, ferner «das Begehrungsvermögen und<br />

den Trieb im Allgemeinen» (to inSufiTjiixov xcti Sluiç ópexxixó•*) als die unmittel־<br />

bare Quelle des sittlichen Lebens bezeichnet. Auch er schliesst schon die Einbildungskraft<br />

von der sittlichen Wirksamkeit aus und motivirt dies nur anders<br />

als M. hier, nämlich damit, dass dieselbe eine Bewegung nur vermittelst des<br />

Triebes hervorbringe (De an. III, 10). Und diesem Satze selbst schliesst sich M.<br />

an einer andern Stelle (Mor. II, 4) an, wo er sagt: die Natur, d. h. der Trieb,<br />

das Angenehme zu suchen und das Gegentheil zu fliehen, setze das lebende Wesen<br />

in Bewegung, gleichviel ob der Antrieb von aussen komme, wie die Sonnengluth<br />

zur Flacht und das Wasser die Dürstenden zum Herankommen veranlasse — oder<br />

der Antrieb von innen komme , nämlich durch eine Vorstellung (ein Erzeugniss<br />

der Einbildungskraft). Nur so ist auch Mor. II, 12 zu verstehen, wenn es da<br />

heisst: Jeder Fehler im Denken und in den Sitten sei das Werk der Einbildungskraft<br />

oder eine Folge ihrer Thätigkeit. — Wesentlich scheint die Abweichung des<br />

M. von ABIST, hinsichtlich des Empfindungsvermögens zu sein, dem M. das<br />

sittliche Handeln zuschreibt, A. abspricht. Dieser sagt nämlich (NE. VI, 2):<br />

Die Empfindung sei nicht Priucip einer Handlung, da die Thiere Empfindung<br />

haben, Handlung aber ihnen nicht zukomme. Dieser Grund ist nun freilich<br />

für M. ohne Bedeutung, da er die Empfindung der Thiere und die der Menschen<br />

für grundverschieden im Voraus erklärt hat (Perak. I). Indessen ist es wahr-<br />

«cheinlich, dass M. die Empfindung nicht als Princip, sondern nur als unmittelbaren<br />

nothwendigen Factor der Handlung hier hat bezeichnen wollen (s. unten<br />

S. 57, A. 4).<br />

') Vielleicht i8t die hier nicht näher bezeichnete Unklarheit folgendermassen<br />

zu verstehen, ABIST. (NE. VI, 2) sagt nach der Unterscheidung des theoretischen<br />

und des praktischen Denkens sowie des Gegenstandes beider: Nicht das Denkvermögen<br />

an sich bewirke ein Handeln, sondern nur das auf eine Handlung oder<br />

einen Zweck gerichtete Denken. Hiernach sei der Vorsatz, der ja Princip des Handelns<br />

sei, entweder begehrendes Denken oder denkendes Begehren zu nennen (r)<br />

ifExxixö; voS; r, Kpoi(pe31; r ôps-it ôiavo^xixr!) und ein solches Princip sei der Mensch.<br />

— Aus die8en Worten des ABIST, konnte ein Missverständniss entstehen. Die Frage<br />

nämlich, ob das Denkvermögen (voüt) Princip des sittlichen Handelns nach A.<br />

sei, liess sich bejahen und verneinen; bejahen in Betreff des Xoyiaxixóv und<br />

zwar in dessen engster Verbindung mit dem Begehren zur Einheit des Vorsatzes<br />

(vgl. über die çpôvt)01ç NE. VI, 13), verneinen hinsichtlich des Denkvermögens<br />

im Allgemeinen und Ganzen, welches im Grunde nur mit Wahr und Falsch, sei<br />

es im theoretischen, Bei es im praktischen Sinne sich befasst (wie A. NE. VI, 2<br />

vorher erklärt hatte) und welches für sich allein wohl nach SOKRATES, dem A.<br />

(NE. VI, 13) entgegentritt, nicht aber nach A. die ethischen Tugenden mit umfasst<br />

(8. De an. III, 9. 10).

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