ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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wackere Weib» (ליח תשא : Spr. 31, 10) bedeute demnach eine besonders<br />
günstige Materie, d. h. eine natürliche Anlage des Körpers, die den<br />
Anforderungen der Sittlichkeit sich leichter füge 1 ). Das Böse habe<br />
also dieselbe Quelle wie das Uebel, nämlich das Nichtsein 2 ).<br />
Das Böse und die daraus hervorgehenden Schäden wurzeln nämlich in<br />
der Unwissenheit, d. h. Nichtsein des Wissens. Jeder bereite nach<br />
Maszgabe seiner Unwissenheit sich und Anderen Leid und Schmerz.<br />
Begierden, Ansichten, religiöse Glaubensmeinungen werden Quellen<br />
solcher Schlechtigkeit und solches Leides; eine richtige Erkenntniss<br />
würde sie unwirksam machen. Ebenso würden Hass und Streit in<br />
der menschlichen Gesellschaft nicht vorkommen, wenn Jeder die Erkenntniss<br />
der Wahrheit unverkürzt besässe. Darum hebe, wie der<br />
Prophet (Jes. 11, 6—9) sagt, eine wirkliche allgemeine Gott.eserkenntniss<br />
allen Zwist auf 3 ). Nichtsein (= Satan oder das Irreführende),<br />
Sündenreiz (ערה רצי) und Uebel (= Todesbote, תומה ךאלמ) seien, wie<br />
talmudische Aussprüche schon bemerkten (R• SIMON B. LAKISCH in<br />
Bob. batr. 16a und die Boraita das.), in der That Ein und Dasselbe.<br />
Jener sittliche Gegensatz im Menschen sei eben durch den herkömmliehen<br />
Ausdruck: «Trieb zum Guten» (בוטה רצי) und «Trieb zum<br />
Bösen» (ערה רצי) bezeichnet worden 4 ).<br />
Wenn so die Höhen und Tiefen des menschlichen Seelenlebens im<br />
Allgemeinen zugleich als die Ausgangsorte des Sittlichen erscheinen,<br />
so ist nun weiter die Frage, welche von den angegebenen Vermögen<br />
der Seele die unmittelbaren Ursachen bestimmter Handlungen seien.<br />
Der Beantwortung dieser Frage widmet M. den zweiten Abschnitt<br />
seiner Einleitung zu Abot, deren Inhalt wir nun darzulegen haben.<br />
müssten ״wir uns am meisten hüten. Sie besteche unser Urtheil und erst, wenn<br />
wir ihr den Abschied gegeben, wie die Greise vor Troja der HELENA<br />
gegenüber thun wollten, seien wir im Stande, das Richtige in unseren<br />
Handlungen zu treffen.<br />
ף Mor. III, 8.<br />
0 ףxép7]01{, Nichtsein d. h. Bestimmungslosigkeit ist bekanntlich bei ARIST.<br />
(Phys. I, 7 und sonst) die Bezeichnung der Materie als des nur möglichen<br />
Substrats für jedes Seiende, das erst durch Hinzutreten der Form zu Stande<br />
komme. Auch PLATO hatte schon der Materie ein wirkliches Sein abgesprochen.<br />
s ) Mor. III, 11.<br />
*) Mor. III, 22.