ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
97<br />
einen Zweck 1 ). Durchweg erkennbar sei derselbe allerdings nur bei<br />
Menschenwerken ; bei den Schöpfungen Gottes oder Naturerzeugnissen<br />
nur zum Theil 8 ), während ein Rest für den kurzsichtigen Menschen<br />
unergründlich bleibe 3 ). Oberster Zweck aller geschaffenen Wesen in<br />
der Welt unter dem Monde — aber nur in dieser 4 ) — sei der Mensch 5 ).<br />
Ihm zum Nutzen, zur Nahrung, zum Gebrauche seien dieselben hervorgebracht<br />
worden, da ja selbst die Giftpflanzen äusserlich zur Heilung<br />
sich anwenden lassen. Kennen wir daher auch den Nutzen manches<br />
Geschöpfes für den Menschen nicht, so sei derselbe nur uns verborgen<br />
und werde durch die fortschreitende Erfahrung und Beobachtung, wie<br />
vielfach schon geschehen, noch ermittelt werden.<br />
Die Frage nach dem Zweck der Welt unter dem Monde sei also<br />
gleichbedeutend mit der andern : Wozu ist der Mensch, der oberste<br />
Zweck der niedern Welt, vorhanden? —<br />
Hierauf sei eben von jenen Denkern alter Zeit erklärt worden:<br />
Das Dasein des Menschen könne nicht diejenigen Thätigkeiten zum<br />
Zwecke haben, die dem Menschen mit anderen Geschöpfen gemeinschaftlich<br />
sind, sondern nur die allein, welche ihn eben zum Menschen<br />
macht und von all seinen Mitgeschöpfen vortheilhaft unterscheidet 6 ).<br />
Diese Thätigkeit sei das Denken, das ihn zur Vernunfterkenutniss,<br />
zur Erkenntniss der Wahrheit führe 7 ). Die höchste Erkenntniss<br />
aber, um derentwillen alle andere erstrebt wird, ist die Erkenntniss<br />
Gottes in seiner Einheit 8 ).<br />
des Menschen vorhanden zu sein scheinen; endlich die Angabe über die Be-<br />
Stimmung des Menschen, worin die Stoiker ihren eignen Weg fortsetzten, auf dem<br />
die Bekenner offenbarter Religionen ihnen nicht folgen konnten. — Vgl. oben<br />
S. 5, A. 3; S. 6, A. 1.<br />
') Hiefür konnte auch ARISTOTELES angeführt werden, z. B. nach De coelo I, 4.<br />
2<br />
) Vgl. Mill, higg., IX.<br />
а<br />
) Mor. III, 25 sagt M. ferner: Gottes Wille hat Alles, was seiner Weisheit<br />
zufolge möglich war, hervorgebracht; aber seine Weisheit ist uns unergründlich ...<br />
Seien doch die Menschen unter einander nicht einmal gleicher Meinung über die<br />
Nothwendigkeit oder den Nutzen mancher Thätigkeit, wie Schreiben, körperliche<br />
Uebungen und dgl.<br />
4 6<br />
) S. ob. S. 21, A. 4. ) Vgl. auch oben S. 17.<br />
б ) Hierzu vgl. auch ARIST. NE. I, 6.<br />
7 ) ARIST. NE. X, 7. s ) Vgl. ob. S. 22 und A. 8 das.