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ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

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unjüdischen Einsiedler- und Mönchslebens 1 ), von denen hier allein die<br />

Rede ist 2 ), nicht zu ihrer Rechtfertigung sagen, ihre mit Anstrengungen<br />

und Entsagungen aller Art verbundene Lebenseinrichtung sollte nur<br />

zur Uebung ihrer Seelenkräfte dienen, um denselben diejenige Neigung<br />

von der rechten Mitte zu dem bessern Extrem indirect beizubringen,<br />

welche jene Tugendhaften, wie oben bemerkt worden, in ihrer Handlungsweise<br />

und Gesinnung tbatsäcblich bekundeten. Denn, sagt M.,<br />

eine solche das ganze Leben beengende Askese würde noch über das<br />

Masz dessen hinausführen, was unsere Lehre in ihren, alle Verhältnisse<br />

des Lebens regelnden Gesetzen bereits ihrerseits hat erzielen wollen.<br />

Sei es doch gewiss, dass jene Gesetze der Torah, die uns Entbehrungen<br />

oder Beschränkungen auferlegen, uns nur dazu eine Anleitung<br />

geben sollen, wie wir uns dem der tugendhaften Mitte am meisten<br />

widerstreitenden Extrem beharrlich fernhalten. So seien die Speiseverböte,<br />

die Ehehindernisse, die Einschränkungen selbst des gesetzmässigen<br />

Geschlechtsverkehrs nur ׳') dazu bestimmt, uns weiter ab<br />

von dem Extrem der Genusssucht und ein Wenig näher zur Seite der<br />

Unempfänglichkeit zu führen, um so zu dem eigentlich erwünschten<br />

Ergebniss zu gelangen, dass in unserer Seele der Hang zur M ä s s i gkeit<br />

sich befestige 4 ). Ebenso seien die mosaischen Gesetze hinsichtlich<br />

der Gaben an Arme und Leviten, mit Einschluss des Gesetzes über<br />

Sabbat- und Jobeljahr, dazu hinreichend, uns dem Extrem der Schäbigkeit<br />

zu entziehen und dem immerhin bessern eines übertriebenen Aufwandes<br />

so weit anzunähern, als zur Sicherstellung eines edlen Aufwand<br />

es gehört 5 ). Die meisten biblischen Gebote, unter diesem<br />

Gesichtspunkte betrachtet, zeigen ebenso die Absicht, eine erziehende<br />

Wirkung auf die Seelenkräfte zu üben. So seien manche Vorschriften<br />

') Vgl. Deot Iii, 1: •ם״וכע ינהכ ןוגכ<br />

2 ) M. will eben nur seine Glaubensgenossen belehren; eine Kritik des christliehen<br />

und muslimischen Einsiedlerlebens und Mönchswesens liegt ihm hier fern.<br />

3 ) Das hier wiederholentlich gebrauchte «nur» ist nicht genau zu nehmen,<br />

wie in diesem Falle Mor. III, 48. 49 und in manchen nachfolgenden die Paralleisteilen<br />

theilweise zeigen; s. die folg. Anmerkungen.<br />

*) Vgl. Mor. III, 35.<br />

6 ) Vgl. Mor. III, 39. — Ueber die hier von TIBBON angewendeten hebr. Aus-<br />

drücke s. S. 81, A. 1.

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