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ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

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ThiereD immer noch in höherem Grade gefunden und schafft nicht einmal<br />

einen erheblichen materiellen Nutzen.<br />

3. Ethische Vollkommenheit, schon mehr zum Wesen des<br />

Menschen gehörig. Die meisten biblischen Gesetze sind der Erzielung<br />

derselben gewidmet. Aber auch sie ist nicht Zweck, sondern soll nur<br />

zur Vorbereitung für eine höhere Vollkommenheit dienen. Alles Ethische<br />

ist nur in der Gesellschaft möglich, gereicht also nur Anderen zum<br />

Nutzen und setzt den Einzelnen zum Mittel herab.<br />

4. Die geistige Vollkommenheit ist allein die wahrhaft<br />

menschliche. Sie besteht im Besitze der dianoëtischen Tugenden,<br />

d. h. im Begreifen der Gegenstände der Vernunfterkenntniss, durch<br />

welche uns die Wahrheiten der Metaphysik vermittelt werden. Diese<br />

Vollkommenheit ist der Endzweck des menschlichen Lebens ; sie er-<br />

») Ebenso Mor. I, 34, Grund 4; 39 Sehl.; III, 12. 27. — Hierin weicht M.<br />

von ABIST. ab, der die theoretische Thätigkeit zwar ebenfalls der praktischen<br />

vorzieht (S. 100, A. 6), darum aber doch das ganze Gebiet des -pccxTov àY«&ôv<br />

zur Glückseligkeit rechnet und so die ethischen Tugenden nicht ganz als Mittel<br />

und Vorstufen für die dianoëtischen betrachtet (NE. X, 7. 8; vgl. I, 11. 13).<br />

M. folgt hier ALFABABI (Princip. S. 5. 13. 42 f.), IBN SINA (S. SCEAHBAST. II, 278<br />

Haarbr.) und GAZZALI (M. Zed. S. 45. 47. 110). — Ueber den neuplatonischen<br />

Charakter dieser die rcpâSlic herabdrückenden Lehre s. JOEL, BeUgioitsphilosophie<br />

des B. Mose b. Maimon, S. 22 f.<br />

Biblisch kann man diese Ansicht nicht nennen. Was Mor. III, 32 g. E.<br />

als Beweis aus der Bibel angeführt wird, ist nicht stichhaltig, weil die dort angeführten<br />

Stellen, die Opfer betreffend, anders zu verstehen sind; s. jt. SACHS in<br />

Ker. ehem. VII, S. 136 ff. Nicht einmal der schon von ABIST, gelehrte Vorzug<br />

der theoretischen Weisheit vor der praktischen lässt sich aus der Bibel nachweisen.<br />

Auf alle vorangehenden Fragen nach der Weisheit erfolgt die Antwort<br />

Jj. 28, 28 : Für den Menschen gebe es nur Eine erreichbare Weisheit, und das<br />

sei die praktische. Ebenso erklärt AGUE (Spr. 30, 2—6), in den üblichen<br />

Fragen über den Ursprung der Dinge nicht Bescheid zu wissen und dergleichen<br />

einem Jeden als vermessene menschliche Zuthat zu der durch Offenbarung erlangten<br />

geläuterten Erkenntniss widerrathen zu müssen. Diese theoretische Weisheit<br />

also verwirft er, giebt aber selbst Lehren pr ak t is che r We i s h ei t (V. 7 ff.). —<br />

So ist auch Spr., Cap.8 die praktische Weisheit, die mahnend an die Menschen<br />

sich wendet (V. 1—21), mit der theoretischen Weisheit, die Gottes Eigenthum<br />

ist und sich in der geschaffenen Welt kundgiebt (V. 22—30), im Kreise der<br />

Menschen aber sich höchstens zur Bereitung eines geistigen Genusses herbeilässt<br />

(V. 31), zusammengestellt und zum Schlüsse die Aufforderung zur Sittlichkeit<br />

(רסומ) ausgesprochen (V. 32—36). — Das Buch Kohelet ist schon vermöge<br />

der in ihm herrschenden Skepsis der theoretischen Forschung mit der Er-<br />

Wartung eines Erfolges abhold. Vergebens ist nach demselben alle Mühe,

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