ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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Die Veredelung der Sitten 1 ) — so leitet nunmehr M. seine eigentliehe<br />
Erörterung ein — ist die Aufgabe, welche sich der Lehrer der<br />
Ethik stellen muss; sie ist ein an der Seele und deren Kräften geübtes<br />
Heilverfahren 2 ). Wie daher der Arzt vor Allem den menschliehen<br />
Körper in seiner Einheit wie nach seinen Theilen genau kennen<br />
muss, so muss auch dem Sittenarzte die Seele mit all ihren Vermögen<br />
oder Theilen vollständig bekannt sein 3 ).<br />
Es sind nun fünf Theile der menschlichen Seele anzunehmen:<br />
A. der ernährende, B. der empfindende, C. der vorstellende, D. der<br />
begehrende, E. der denkende Theil 4 ). Ernährung, Empfindung und<br />
') S. oben S. 12, A. 2; S. 15, A. 4; S. 37, A. 5.<br />
a ) Ueber dieses vielfach gebrauchte Bild s. weiter unten zu Perak. III.<br />
3 ) Vgl. AKISTOTEL. NE. I, 13: Der Politiker (Ethiker) müsse eine gewisse<br />
Kenntniss der Seelenlehre besitzen, wie der Augenarzt einer solchen des ganzen<br />
menschlichen Körpers bedarf und gebildete Aerzte überhaupt sich viel mit der<br />
Erkenntniss des Körpers beschäftigen.<br />
4 ) Es unterliegt keinem Zweifel, dass M. hierin dem ALFARABI gefolgt ist.<br />
Derselbe sagt (Princip. s. 2): חוןעפנ םהםו ,םירכרמה םייחה ילעב תושפנ םהמו<br />
ח בהו תרבדמה חבה םה םירבדמה םייחה ילעבל רשאו •םירבדמ יתלב םייחה<br />
שיגרמה חכהו המרמה חכהו ררועתמה• M • hatte also zu diesen vier Vermögen<br />
der animalisch - menschlichen Seele nur noch aus ARISTOTELES das Ernährungsvermögen<br />
der Pflanzenseele hinzuzufügen und es ergaben sich ihm jene<br />
fünf Theile oder Vermögen der Menschenseele. Augenscheinlich wird die Benutzung<br />
ALFARABI'S in Perak. I. aus der fast wörtlichen Uebereinstimmung in der<br />
Erläuterung der Seelen vermögen, wofür die Parallelen aus ALFARABI in den folgenden<br />
Anmerkungen zum Belege dienen sollen ; kleine Unterschiede des hebräisehen<br />
Ausdrucks rühren theilweise von der Verschiedenheit der Uebersetzer<br />
(SAMUEL TIBBON für M., MOSEH TIBBON, dessen Sohn, für ALFARABI) her.<br />
Vergebens versucht man diese Eintheilung des M. auf ARISTOTELES direct<br />
zurückzuführen. Derselbe giebt zumeist (De an. II, 2 f.; NE. I, 13 u. sonst)<br />
drei sogen. Theile der Seele an: a) 9p£7tx1xï], 9pejmxóv oder cpuxixóv; b) aiaíb]T1xr״<br />
aíaíh^xixóv, é71111׳j(j.7]Ttxov xàt oXtu; ópsxxixóv ; c) voGç, vorjxixóv, Siávota. Wenn A. NE.<br />
VI, 13 die ífpETTTtxTj den vierten Theil der Seele nennt, so scheint ihm dort das<br />
Denkvermögen (Siavo-rjxixóv) als ein doppeltes, nämlich als ein theoretisches<br />
(áraoxT](j.ov1xóv) und praktisches (ßouXeux1x6v oder Xoyitmxóv) vorzuschweben. Selbst<br />
die bei A. vorkommende Theilung in fünf Vermögen, nämlich Speitxixov, HÍO&Y]-<br />
TIXÓV, ápexxixóv, xtv7jT1xèv xaxà XÓTOV, BI«V0T|T1X6M (De an. II, 3, 1) oder Speimxóv,<br />
a(09r(-1x6v, voïjxix6v, ßou).Euxtx0v, ópexxixóv (Das. III, 10, 5) stimmt mit M. nicht<br />
überein, da A. für die Einbildungskraft (das Vorstellungsvermögen) des M. in<br />
dem Einen Falle das Vermögen der Ortsbewegung, im zweiten Falle das auf das<br />
Praktische gerichtete Denkvermögen (ßouXeuxixöv) setzt, hingegen die cpavxaaici<br />
nach A. theils zur Empfindung, theils zur praktischen Vernunft gehört (tpavxaaia