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ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

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Was dann insbesondere den Namen des Weisen (םכח) betrifft, so zeigt sich<br />

folgender Sprachgebrauch: a) Es trägt ihn der des Offenbarungsgesetzes<br />

Kundige, inwiefern er dessen philosophischen und ethischen Inhalt erfasst<br />

hat; — b) es heisst so der philosophisch Gebildete im Gegensatz zu<br />

jenem auf Ueberlieferung fussenden Gesetzeskundigen ; — c) es führt, wer die<br />

Tugenden des Denkgebietes und der Sittlichkeit in vollkommner<br />

Weise besitzt, jenen Namen in doppelter Bedeutung, — wie denn auch M.<br />

anderswo x ) ausdrücklich sagt : der Gelehrte müsse sich vom gemeinen Haufen<br />

durch seine Sitten ebenfalls unterscheiden.<br />

H. Ein göttlicher Mann (יהא*< זאסנא ׳ייה^ שיא) nach den Philosophen,<br />

ein Gottesmann ( 2 (םיהלא שיא) oder Gottesbote (יה ךאלמ) nach biblischem<br />

Ausdrucke wäre nach M. 3 ) der Name für den Inbegriff aller Tugenden sowohl<br />

des Denkvermögens als der Sittlichkeit, wenn nur ein Mensch dieser Art (der<br />

Idealmensch) sich in Wirklichkeit fände, — was aber die Philosophen in<br />

Abrede stellen 4 ).<br />

ül. Thierisch (bestialisch) ist, heisst es dann weiter 5 ), wer ohne jede<br />

Tugend alle Laster des dianoëtischen und ethischen Gebietes in sich vereinigt —<br />

eine Erscheinung, deren Vorkommen die Philosophen 6 ) ebenfalls als eine äusserst<br />

seltene bezeichnen.<br />

IV. Roh und charakterlos (רוב) ist, wer weder ethische noch dianoëtische<br />

Tugenden hat, aber auch ohne böse Eigenschaften ist 7 ).<br />

V. Unwissend, dabei brav sind die als ץראה םע bezeichneten<br />

Menschen. Sie haben zwar ethische, aber nicht dianoëtische Tugenden. «Volk<br />

des Landes» heissen sie nach M., weil sie eben ganz gut sind für Landescultur<br />

und bürgerliche Verbände, da ihre Sitten eine gedeihliche Gemeinschaft mit<br />

Anderen möglich machen 8 ).<br />

VI. Ungeschliffen (םלוג : Abot V, 7) ist der Mensch, der beiderlei<br />

Tugenden hat, aber weder in vollkommnem noch in geordnetem Zustande, sondern<br />

verworren und mit eingemischten Mängeln. Nach M.' trefflicher Bemerkung ist<br />

der Name von unfertigen Geräthen entlehnt, hat aber seinen Ursprung,<br />

allerdings mit anderer Bedeutung, in der Bibel (Ps. 139, 16) 9 ).<br />

VIE. Verständig (ןובנ) heisst, wer leicht auffasst und versteht 10 ).<br />

l ) Deot V, 1. ף Vgl. JEH. HAL. in Kus. IV, 3 p. 316. 3 ) Zu Abot V, 14.<br />

4 ) S. S. 91, A. 2. Die Benennung Setoç áv/jp entnimmt ARIST. daa. (NE. VII, 1)<br />

der Volkssprache, da die Lacedämonier, wie vor ihm schon PLATO (Men. 99 D)<br />

bemerkt hat, mit dieser Bezeichnung schnell bei der Hand sind, wenn sie ihre Bewunderung<br />

für einen Menschen ausdrücken wollen. 6 ) M. zu Abot V, 14 u. Brfs.5aBr.<br />

6 ) ARIST. a. a. 0. hat die Benennung SÏJPITÙSYJÇ, auf welche auch die etwas<br />

befremdlichen Worte: תוקיזמה תוערה תויחה ןמ תחא היח םשב והונבי םה hindeuten,<br />

obgleich deren eigenthümliche Fassung wohl einem Bearbeiter des ARIST. ihren<br />

Ursprung verdanken. Sonderbar bleibt jedenfalls die Heranziehung des Salomonischen<br />

לוכש בור׳ wozu doch Spr. 17, 12 kaum eine Veranlassung giebt. —<br />

Uebrigens ist תוילכשה ןיממ statt תוילכשה ןיאמ zu lesen.<br />

7 ) ZuAbotV, 7. Das. ist zu lesen: תוערה ןיגק ןכ םג ול ןיאו• — Anders wird<br />

רוב i Q Talmud (Sotahiia.) erklärt. a ) MAIM. a. a. 0. — Auch hierzu vgl. Sota 22a.<br />

') MAIM. a. a. 0. 10 ) Zu Ab. V, 12.

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