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ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

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Erhaltung dieser regelrechten Verfassung 1 ). Ebenso ist es bei der<br />

Heilung sittlich verderbter Menschen 2 ). Wer z. B. geizig ist, bei<br />

dem genügt es nicht, ihn zu gewöhnlicher Freigebigkeit anzuhalten,<br />

sondern er muss gegen seine tief eingewurzelte Neigung so lange und<br />

so oft zur Verschwendung gedrängt werden, bis der Hang zum<br />

Geiz aus seiner Seele völlig geschwunden und er nahe daran ist, in<br />

den Fehler der Verschwendung zu verfallen ; dann erst ist es an der<br />

Zeit, ihn von der Verschwendung abzulenken 3 ) und nur das richtige<br />

Masz der Freigebigkeit und dessen unausgesetzte Uebung von ihm zu<br />

verlangen. Ebenso wird umgekehrt die Verschwendung zunächst<br />

durch eine Anleitung zum Geize geheilt 4 ).<br />

2. Aber freilich, fährt M. fort, darf das Heilverfahren im letztgenannten<br />

Falle nicht so anhaltend wie in dem zuerst angeführten<br />

geübt werden. Man soll z. B. den Verschwender nicht so oft zu<br />

Handlungen des Geizes anhalten, wie den Geizigen zu denen der Verschwendung<br />

5 ). Und diese feinere Bemerkung, fügt M. hinzu, ist<br />

geradezu Regel und Geheimniss des richtigen Heilverfahrens. Es darf<br />

l ) Tibb. nach Cod. 73 und alt. Ausgg. : ו י ו ו t!.׳ לע והדימעיש המ ול תושעל בושנו •<br />

s ) Dieser Gesichtspunkt wird von M. (Mor. III, 46) auch zur Erklärung einer<br />

Vorschrift im mosaischen Cultus (3. Mos. 1, 2) und einer Bemerkung im Sifra zu<br />

3. Mos. 9, 3 (םיזע ריעש' w0 di e8e stelle mit 1. Mos. 37, 31 combinirt wird) sowie<br />

Mor. III, 49 zur Begründung des mosaischen Sträfrechts (S. Mos. 22, 18 f.<br />

über ן;ך •ש איצומ)! das er geradezu als ein moralisches Heilverfahren angesehen<br />

wissen will, verwendet. Ebenso nennt schon ABIST. NE. II, 2 die Strafen<br />

eine Art von «Heilverfahren (ictxpeîai) durch Entgegengesetztes». Von dem ganzen<br />

Verfahren spricht ebenfalls schon ARIST. NE. II, 9 in gleicher Weise, aber mit<br />

Benutzung eines andern Gleichnisses. Er erinnert an krummes Holz, das man<br />

nach der entgegengesetzten Richtung biegt, um es gerade zu machen. M. denkt an<br />

unserer Stelle in Perak. IV nach dem ganzen Zusammenhange und nach Perak. III<br />

wohl eigentlich an körperliche Krankheiten, hält aber seinen Ausdruck<br />

— vielleicht mit Absicht — so allgemein, dass derselbe auch auf das Aristotelische<br />

Gleichniss hindeutet. Von der moralischen Besserung durch anhaltende<br />

Uebung des Entgegengesetzten handeln ferner SAADIA (Em. X, 3 fol. 95 a Berl.;<br />

hier ob. S. 10) und OAZZALI (Mosn. Zed. Cap. 13, S. 79 f. 87 f.). Abweichend lehrt<br />

IBN GEBIEOL (T. midd. han. V, 2 Schi.): allmähliche Abgewöhnung und langsame<br />

Steigerung der Zumuthungen sei die zweckmässige Besserungsmethode.<br />

ף Tibb. nach Cod. 73: •רוזיפה תולועפמ !די קלסנ זאו<br />

י) Andere Beispiele s. in Deot II, 2.<br />

6 ) Tibb. nach Cod. 73 und s. N. B. רוזיפה לעגפ ותונשב•

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