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ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

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ungehinderter Ausdruck zu geben ; denn «alle Vergehen verhülle die<br />

Liebe» (Spr. 10, 12) 1 ).<br />

3. Die Vormundschaft soll, sagt M., wiewohl eine Rechenschaft<br />

vor Menschen, dem jüdischen Erbrecht zufolge, nicht verlangt<br />

wird, mit treuer Gewissenhaftigkeit geübt werden. Der Vormund soll<br />

vor sich selbst Rechenschaft halten und sich sehr hüten, des hoch und<br />

erhaben thronenden Vaters der Waisen je zu vergessen 2 ).<br />

II. Zu den im Berufe begründeten Verhältnissen gehören die<br />

zwischen Lehrern und Schülern, Richtern und Unter g ebenen,<br />

Herrschern und Unterthanen.<br />

1. Der Beruf des Lehrens begründet eine geistige Gemeinschaft<br />

zwischen dem Lehrer als dem Gebenden und den Schülern als<br />

Empfängern, obgleich, wie M. nach dem Talmud bemerkt, der Lehrer<br />

sich durch die Anregungen seiner Schüler gelegentlich wohl auch in<br />

seinem Wissen am bedeutendsten gefördert fühlen kann 3 ). Was aber<br />

die Schüler fortwährend aus der allein auf die Bereicherung ihres<br />

Geistes gerichteten Berufsthätigkeit ihres Lehrers gewinnen, verdient<br />

deren dankbare Ehrenbezeigung in noch höherem Grade als die<br />

etwa nur äussere Erhaltung und Förderung durch die Eltern und begründet<br />

eine Ehrfurcht, welche der unserem Gotte schuldigen vergleichbar<br />

ist. Jeder Streit, jede auch nur innerlich verlaufende Auflehnung<br />

gegen den Lehrer ist sündhaft 4 ). Dazu gehört aber, dass der<br />

Lehrer ein tadelloses Leben führe. Wer gegen Recht und Sittlichkeit<br />

verstösst, darf als Lehrer nicht angenommen werden und wäre<br />

er noch so gelehrt und das Bedürfniss des Lernens noch so dringend 5 ).<br />

Der Lehrer muss aber ebenso die Elire seiner Schüler hochhalten<br />

und sie wie seine geistigen Kinder, die seine irdische und himmlische<br />

Glückseligkeit erhöhen, achten und lieben 6 ). Mit Geduld wiederhole<br />

er den Gegenstand, bis derselbe vollständig von den Schülern begriffen<br />

ist. Hierzu ist aber allerdings auch erforderlich, dass die Schüler<br />

ihrerseits nicht den Schein des Verstehens vorzeitig annehmen,<br />

') Brief an Jefet b. Eliah In Akko (in Dibre chachamim S. 60 oder Kob. II, 37 b).<br />

*) H. Nachalot XI, 12.<br />

3 ) JH. T. tor. V, 13 nach Taanit, 7 a.<br />

4<br />

) B. d. Ges., Geb. 209; H. T. tor. V, 1. Vgl. Miseim. Bab. mez. II, 11 und<br />

Kerít. VI, 9.<br />

ף H. T. tor. IV, 1 nach Moid kat., 17 a.<br />

s ) H. T. tor. V, 12.

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