ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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haften Mitte jenes oben angegebene Heilverfahren durch Entgegengesetztes<br />
rechtzeitig einzuleiten, bevor die Gebrechen sich so festsetzen,<br />
dass die eingreifendsten Mittel nöthig werden, wie man ja auch<br />
bei körperlichen Leiden lieber früher Mittel anwendet und diese dafür<br />
auch milder sein können. Von dieser Pflicht beständiger Rechenschaft<br />
vor sich selbst ist Niemand auszunehmen, da kein Mensch von Fehlern<br />
frei ist 1 ). Die Philosophen 2 ) haben es bereits ausgesprochen, es<br />
sei schwer, Jemand zu finden, der zu allen Tugenden, den dianoëtischen<br />
wie ethischen, von Natur befähigt wäre 3 ). In den biblischen<br />
Büchern aber giebt es darauf zielende Aeusserungen in grosser Menge 4 ).<br />
Hat ja selbst der unerreichte Mo s eh einst die Tugend der Sanftmuth<br />
versäumt und ist dem Fehler des Jähzornes einen Augenblick anheimgefallen,<br />
— weshalb er denn auch von Gott getadelt und gestraft<br />
worden ist 5 ). — —<br />
M. schliesst mit dem Ergebniss, die Selbstprüfung zur Einhaltung<br />
des Mittelweges erhebe den Menschen zur höchsten sittlichen Stufe<br />
und bringe ihn Gott näher; auch die talmudischen Lehrer hätten diese<br />
Prüfung des Maszes in Handlungen und Seelenzuständen ausdrücklieh<br />
gefordert b ).<br />
5. Im Zusammenhange mit dieser Forderung wiederholter Selbstprüfung<br />
steht es, wenn M. an einer andern Stelle bei den religiösen<br />
Vorschriften über die Bekehrung (הבושח) von den drei Erfordernissen<br />
derselben: Bekenntniss vor Gott, Reue und Vorsatz<br />
der Besserung das erstgenannte an die Spitze des ganzen Ah-<br />
vermuthlich durch den achten Abschnitt über die «Rechenschaft mit der eignen<br />
Seele» in den Herzenspflichten BACHJA'S.<br />
') Aehnlich Mor. III, 36.<br />
') Vgl. zu Abot V, 14. Wie man daselbst sehen kann, ist die Stelle bei<br />
ABIST., NE. VII, 1 über den SEÎOÇ áv/!p gemeint, SAADIA (Emun. V, 3) bei der<br />
Definition des «Vollkommnen» (•jj^i) polemisirt gegen die von daher stammende<br />
Behauptung der «Leute.»<br />
8 ) ןכו• ןמוזמ Tibbon ist eine Doppelübersetzung zur Auswahl.<br />
4 ) Ijob 4, 18; 25, 4; Koh. 7, 20.<br />
') So deutet M. ausführlich die dunkle Erzählung 4. Mos. 20, 2—13. —<br />
Gegen diese Deutung erklärt sich NACIIMANI<strong>DES</strong> zu 4. Mos. 20, 1; die wörtliche<br />
Anführung der Tibbon'schen Uebersetzung daselbst kann zur Verbesserung unseres<br />
Tibbon-Textes benutzt werden, bedarf aber ebenso der Berichtigung durch diesen.<br />
־ ) M. führt dafür eine Stelle aus Sota 5 b in Bezug auf Ps. 50, 23 an.