ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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schaft, Gewusstes 1 ) und Wissender zugleich 2 ); er zugleich der Lebende,<br />
das Leben und der sich das Leben Gebende, und so auch bei den<br />
anderen Attributen. Die unläugbare Schwierigkeit dieser Vorstellung<br />
für den mit der Metaphysik unbekannten Leser, sagt M., durch einige<br />
erläuternde Zeilen heben zu wollen, wäre ein vergebliches Beginnen 3 ).<br />
Nun ist ferner in der Metaphysik nachgewiesen worden, dass wir<br />
das wahre Wesen Gottes wegen seiner Vollkommenheit und der Beschränktheit<br />
unseres Fassungsvermögens nicht vollkommen begreifen<br />
können, wie ja auch unser Auge das Sonnenlicht nicht in seiner vollen<br />
Stärke erfasst, und zwar, weil das Licht zu stark und unser Auge zu<br />
schwach ist 4 ). Und wie wir das Wesen Gottes nicht begreifen<br />
können, so vermögen wir folgerichtig auch die Natur seines<br />
Wissens, welches ja eben zu seinem Wesen gehört, nicht zu erfassen.<br />
Nur die Thatsache ist uns gewiss, dass Gott auch das Zukünftige<br />
weiss; Näheres können wir nicht wissen und darum auch die Vereinbarkeit<br />
dieser Thatsache mit der anderer Seits ebenso gewissen<br />
Willensfreiheit des Menschen nicht erklären 5 ). Von unserem Urtheil<br />
') Bei Tibbon ist עודיה אוהו nach Cod. 73 u. den vier alten Ausgg. zwischen<br />
ערמה אוהש un< ^ עדויה אוהו einzuschalten; alle drei Ausdrücke auch im Arabischen<br />
u. in Jes. hat. II, 10.<br />
ף Dasselbe in Jes. hat. a. a. 0. und Mor. I, 68. Als Quellen sind etwa ALFA-<br />
RABI (z. B. Princip. S. 12. 13) und IBN SINA (S. SCHAHRASTANI II, 255 ff. Haarbr.)<br />
anzusehen. Bei ihnen erscheint der Aristotelische Satz in der vielfach angeführten<br />
Stelle Met. XII, 9 schon zu der Gestalt erweitert, welche wir bei M. und anderen<br />
jüdischen Religionsphilosophen antreffen. Es ist die Stelle: CIÙTOV apa VOET, efrap<br />
cGti to xpáxtoTCv, ׳AIL laxiv ׳íj vó׳/)ffiç vo׳/|aeujç vonali. 3 ) Vgl. MOT. I, 68 Anf.<br />
4 ) HOSEH B. ESKA in seiner um 1130—1140 verfasaten religionsphilosophischen<br />
Schrift םשבה תגורע (Zeitschr. Zion II, S. 122—123) führt aus dem «vorzüglichen<br />
Wandel» ALFARABI'S deBseu Ausspruch an: es könne die menschliche Vernunft<br />
wegen ihrer Unvollkommenheit die erste Existenz oder den Schöpfer nicht erfassen,<br />
wie ja auch das Auge vom Sonnenlichte geblendet werde (s.<br />
auch STEINSCHNEIDERN Älfardbi S. 70 u. A. 19 das.). Auch erinnert das Bild an<br />
das herrliche Gleichniss in PLATO'S Staat, VII Anf. Ein ähnliches 8. auch bei<br />
ABK. IBN ESKA, Jes. mor. XII g. E. Vgl. auch M. selbst in Mor. I, 59, wo MÜNK<br />
auf BACHJA'S Hpfl. I, 10 (S. 85) verweist.<br />
6 ) Vgl. die oben schon angeführte Stelle Mor. III, 20. 21. — In Mor. III, 20<br />
lautet der Ausdruck bestimmter: Das Wissen Gottes ändere an der Natur des<br />
nur Möglichen nichts; es bleibe ungeachtet des göttlichen Wissens eben nur<br />
möglich und unterliege dem eignen Entschlüsse des menschlichen Willens —<br />
ähnlich wie schon IBN DAUD im Em. ram. II, 6, 2 S. 95 f. ; vgl. ob. S. 73, A. 5, e.