ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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sei der Vervollkommnung in doppelter Hinsiebt fähig, in Betreff seines<br />
Körpers und in Betreff seines Geistes. Der Zeit nach und als<br />
unerlässliche Bedingung für die andere gehe die körperliche Vollkommenheit<br />
voran. Ein vernünftiges Denken, selbst ein von aussen<br />
angeregtes, sei dem Menschen unter körperlichen Schmerzen, bei<br />
quälendem Hunger und Durst, in starker Hitze oder Kälte nicht<br />
möglich. Dafür aber ist die geistige Vollkommenheit dem Range<br />
nach höher zu stellen als alle körperliche 1 ). Sie besteht in der Erkenntniss<br />
der Wahrheit — also in demselben Gegenstande, den die<br />
philosophische Speculation sich zur Aufgabe stellt. Dagegen gehört<br />
zum leiblichen Wohle des Menschen die Gesundheit und der mögliche<br />
beste Zustand seines Körpers. Hierzu aber müssen dessen Bedürfnisse,<br />
Nahrung, Kleidung, Wohnung und dgl. leicht erreichbar sein. Dies<br />
aber ist nur in der Gemeinschaft der Menschen möglich. Die Gesellschaft<br />
ist also ein unerlässliches Erforderniss des leiblichen Wohlbefindens,<br />
wie ja der Mensch bekanntlich von Natur gesellschaftlich<br />
sei 2 ).<br />
Darum enthält die mosaische Lehre zum geistigen Wohl ihrer<br />
Bekenner metaphysische Wahrheiten theils in ausdrücklichen Worten,<br />
theils in bildlicher Ausdrucksweise, je nach der Fassungskraft der ungelehrten<br />
Menge. Sie regelt aber auch um des leiblichen Wohles<br />
willen das Zusammenleben durch Vorschriften sowohl für die<br />
Handlungen wie für den Charakter. Hinsichtlich der Handlungsweise<br />
sucht sie das Unrecht zu bekämpfen und der Rechtlosigkeit<br />
zu steuern 3 ), dass nicht Jeder thue, was die Willkür ihm eingiebt<br />
und die Kraft ihm gestattet, sondern zu gemeinnützigem Handeln gezwungen<br />
werde; dem Charakter will sie eine dem Zusammenleben<br />
') Vgl. Jes. hattorah IV, 13 Schi.<br />
2 ) ABIST. NE. I, 5: ÊTOtS-f] tpúoEi 710X1T1xàç âv9pu)710ç ; IX, 9: TtoXlTlxbv yap á<br />
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