ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel
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gesetzgeberischen Thätigkeit her 1 ). Wir können uns hierüber bei M.<br />
um so weniger wundern, als seine Ethik, trotz der in ihr herrschenden<br />
gesunden Lebensanschauung in ihren letzten Zielen, wie sich noch<br />
zeigen wird, dem indirecten Einflüsse des Neuplatonismus sich nicht<br />
ganz entziehen konnte und demgemäss eine beschauliche Zurückgezogenheit<br />
aus der Gesellschaft als den innern Gottesdienst des zur Weisheit<br />
gelaugten Menschen empfahl, — wodurch der Einzelne schliesslich<br />
auf sich selbst angewiesen bleibt und sich in seinem eigenthümlichen<br />
Wesen genügen muss.<br />
B. Ethik und Religion sind nach M. mit einander unzertrennlich<br />
verbunden. Wie wir gesehen haben, ist ihm die Ethik nicht<br />
nur eine philosophische Disciplin; sie ist ihm zugleich — und<br />
mit Recht — ein wesentlicher Bestandtheil des Offenbarungsgesetzes,<br />
der jüdischen Religion. Er bezeichnet daher die von ihm gelehrte,<br />
wesentlich Aristotelische Ethik nach dem Ausdrucke der heil. Schrift<br />
(1. Mos. 18, 19) als «Weg des Herrn» ( 2 (יה ךרד). Er ist sehr entrüstet,<br />
einen Beamten, der in religiösen Angelegenheiten das Vertrauen<br />
seiner Glaubensgenossen in Anspruch nimmt, eines Verbrechens gegen<br />
das Eigenthum überführt zu wissen. Das heisse seines Schöpfers Ehre<br />
blossstellen, den Namen Gottes öffentlich entweihen 3 ). Ja selbst den<br />
Schein des Schlechten müsse jeder Israelit, um seinen Glauben in<br />
Ehren zu erhalten, sorgfältig vermeiden. Es dürfe ihm nicht genügen,<br />
das Böse nicht zu thun; er müsse auf seine Handlungsweise wohl achten<br />
und nicht Anlass zu anstössigen Gerüchten geben, die zu einem öfifentliehen<br />
Aergerniss, zu einer Herabwürdigung seiner Religion führen<br />
könnten 4 ).<br />
Aber das jüdische Religionsgesetz enthält das Ethische nicht allein<br />
als Bestandtheil, sondern auch eine grosse Anzahl seiner anderweitigen<br />
Vorschriften hat nach M. die Förderung der Sittlichkeit zum mittel-<br />
') Mor. II, 40 : Einzelne Menschen seien oft so verschieden, wie nur die<br />
Arten bei anderen Wesen zu sein pflegen. Diese Verschiedenheit zeigt sich<br />
schon in der äussern Erscheinung auffallend bedeutender beim Menschen als<br />
bei anderen Wesen, ganz besonders aber in Betreff des Charakters u. 8. w.<br />
"') Deot I, 7. 3 ) Bescheid 109 in Kobez I. fol. 21 a.<br />
4 ) Sendschreiben über d. Beligionszwang in Chemdah genusah fol. 10 a ; Buch d.<br />
Ges., Verb. 63; Jes. hat. V, 11.