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ETHIK DES MAIMONIDES - Rachel

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ehelichem Verkehr sich auferlegten, auf wollene und härene Gewänder<br />

sich beschränkten, in der Zurückgezogenheit der Bergeund der<br />

Wüsten ein Einsiedlerleben führten 2 ). —<br />

b) Tadeinswerth aber und verwerflich ist es, nach M.'s weiterer<br />

Erklärung, wenn Thoren, mit der Ursache und den besonderen Umständen<br />

dieser dem Leben sich abwendenden Enthalsamkeit unbekannt,<br />

dieselbe unbedingt mustergültig finden und deshalb blindlings nachahmen.<br />

Als ob Gott dem menschlichen Körper feindlich gesinut wäre<br />

und dessen Vernichtung verlangte, meinen diese Menschen, ihre Abwendung<br />

vom Leben sei etwas Gutes, führe zur Tugend und bringe<br />

den Menschen Gott näher. Sie merken nicht, dass ihr Verfahren falsch<br />

sei und zu sittlichem Mangel führe. Sie gleichen einem mit der Heilkünde<br />

völlig Unbekannten, der als Gesunder den Saft von Coloquinthen,<br />

Skammonien 3 ) und Aloë geniesst ,und Nahrungsmittel sich entzieht,<br />

weil gefährlich Kranke durch dergleichen geheilt worden sind,<br />

und nicht merkt, dass er sich eben dadurch erst krank macht. Ganz<br />

ebenso kommt sittlich herunter, wer ohne Anlass die vorübergehend<br />

zur moralischen Besserung etwa erforderliche Lebensweise annimmt.<br />

Unsere vortreffliche Lehre verlangt Nichts von solcher Selbstquälerei<br />

und Flucht aus der menschlichen Gesellschaft. Sie will ein naturgemasses<br />

Leben und nur das Einhalten des Mittelmaszes in Allem. Das<br />

haben unsere Alten schon erkannt und ausgesprochen 1 ); das bekunden<br />

unsere Propheten und Weisen in Lehre und Leben; darauf zielt der<br />

Bescheid, der nach der Wiederherstellung des jüdischen Staates auf<br />

die Frage wegen Beibehaltung der früheren Trauerfasten vom Proplieten<br />

ertheilt worden ist, wobei derselbe die Tugenden des theoretischen<br />

und praktischen Lebens allen freiwilligen Entsagungen vorzieht 6 ).<br />

Das aber, fährt M. fort, können diese jüdischen Nachahmer des<br />

') Tibbon nach Cod. 73 und alt. Ausgg.: •םירהה תנוכשו<br />

2 ) Vgl. auch H. Deot VI, 1 ; H. Nedar. XIII, 23.<br />

3 ) Coloquinthen und Skammonien nennt M. als starke Purgirmittel im Sendschreiben<br />

an Sultan Almalik (Ker. ehem. III S. 16). Bei Tibbon muss es übrigens<br />

nach Cod. 73 und dem Arab, heissen: הרומהמו לטנח םהש יברעכ םיארקנה םימס<br />

אינומקשאו אריטניקולוק ו״עלבו•<br />

4 ) Nedar. 10 a u. sonst zu der S. 16, A. 11 angeführten Stelle.<br />

6 ) Secharja, 7, 1—8, 19. — Dieselbe Verwerfung übertriebener Askese spricht<br />

M. in gedrängter Kürze Deot III, 1 aus.

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