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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

dauerhaften Lösung des auch gegen den Willen der derzeitigen israelischen Regierung<br />

Netanjahu/Lieberman auf die Tagesordnung gesetzt ist. Der neuerliche Verständigungsversuch<br />

zwischen Fatah und Hamas ist wesentlich auf Initiative der gegenwärtigen<br />

Übergangsregierung <strong>in</strong> Ägypten zustande gekommen. Das „Bündnis<br />

der moderaten Kräfte“, zu denen im Westen neben Mubarak auch Saudi-Arabien<br />

und Paläst<strong>in</strong>enser-Präsident Abbas gerechnet wurden, ist mit dem Abtreten Mubaraks<br />

zerfallen. Welche der fortbestehenden autokratischen Regierungen <strong>in</strong> den arabischen<br />

Ländern angesichts der bereits e<strong>in</strong>getretenen Veränderungen <strong>in</strong> Ägypten<br />

sich auf welche Weise werden halten können, lässt sich nicht vorhersagen. E<strong>in</strong>e der<br />

Lehren des Umbruchs <strong>in</strong> Ägypten auch für die „traditionellen Regimes“ auf der arabischen<br />

Halb<strong>in</strong>sel steht jedoch bereits fest: Der Westen wird sie von außen nicht<br />

retten können, wenn sie sich nicht auf <strong>in</strong>nere Stabilisierungskräfte stützen können.<br />

Libysche Besonderheiten<br />

In Bezug auf Libyen steht die Frage jetzt umgekehrt: Wird der Westen Gaddafi von<br />

außen stürzen können, oder kann dieser sich auf <strong>in</strong>nere Kräfte stützen, die h<strong>in</strong>reichen,<br />

das zu verh<strong>in</strong>dern? Am 23. März wurde der britische Oberst Bob Stewart,<br />

ehemals UNO-Kommandant <strong>in</strong> Bosnien, mit der Aussage zitiert, man sei <strong>in</strong> Libyen,<br />

um Leben zu retten. Auf die Frage, ob Gaddafi die militärischen Angriffe der westlichen<br />

Truppen überleben werde, sagte Stewart, er könne überleben, wenn er von<br />

den Menschen um ihn herum unterstützt werde. „Das ist genau das, was wir zurzeit<br />

zu tun versuchen. Wir versuchen die Unterstützung für Gaddafi zu brechen. Wenn<br />

Gaddafi diese Unterstützung nicht mehr hat, ist er nur noch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Mann, und<br />

dann ist er verloren.“ (Daily Telegraph Onl<strong>in</strong>e)<br />

Unklar jedoch ist, ob das unter den konkreten Bed<strong>in</strong>gungen Libyens e<strong>in</strong> realistisches<br />

Ziel der westlichen Militäraktion ist. Libyen hatte <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten<br />

e<strong>in</strong> für Afrika oder den nahöstlichen Raum hohes Niveau an Sozialleistungen<br />

erreicht, e<strong>in</strong> entwickeltes Bildungssystem und e<strong>in</strong> für afrikanische bzw. nahöstliche<br />

Verhältnisse vergleichsweise modernes Gesundheitswesen, das für alle zugänglich<br />

war. Unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen ist die Bevölkerung des Landes von 1,9<br />

Millionen E<strong>in</strong>wohnern 1970, also zur Zeit der Machtübernahme Gaddafis, auf jetzt<br />

6,5 Millionen gestiegen, hat sich also mehr als verdreifacht; 90 Prozent leben <strong>in</strong> den<br />

Städten, darunter alle<strong>in</strong> zwei Millionen <strong>in</strong> der Hauptstadt Tripolis und e<strong>in</strong>e Million <strong>in</strong><br />

Bengasi. Der Human Development Index (HDI), den auch die UNO als Kriterium des<br />

Entwicklungsstandes e<strong>in</strong>es Landes ansieht, gilt als Kennzeichen für die erreichte<br />

Wohlfahrt der Bevölkerung und fasst Indikatoren zusammen wie Lebenserwartung,<br />

Alphabetisierung der Bevölkerung, Bildung, Gesundheitswesen und Pro-Kopf-<br />

E<strong>in</strong>kommen. Danach gehörte Libyen im Jahre 2010 mit e<strong>in</strong>em Index von 0,755 zu<br />

der Gruppe mit e<strong>in</strong>em hohen Entwicklungsstand (Platz 53 weltweit), vor dem EU-<br />

Land Bulgarien und vor Russland, und hatte den vergleichsweise höchsten Stand <strong>in</strong><br />

ganz Afrika und im Verhältnis zu allen arabischen Ländern im Mittelmeerraum. Die<br />

vorliegenden Daten weisen für die vergangenen Jahre e<strong>in</strong>e sichtliche Verbesserung<br />

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