Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
Attacken gegen Libyen“ getestet worden seien. In der ganzseitigen Anzeige wurde<br />
mitgeteilt, die Vortrefflichkeit der Rafale-Bomber sei im Kampf bewiesen worden. In<br />
Libyen war es <strong>in</strong>dessen vorhersehbar zu ke<strong>in</strong>erlei Luftkämpfen gekommen, wurden<br />
laut Kirchenangaben lediglich militärische und zivile Ziele bombardiert oder mit anderen<br />
Waffen vernichtet. Der Jagdbomber Rafale, hieß es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Werbebeilage<br />
von O Globo, zähle auf der Messe von Rio zu den Attraktionen. Zu e<strong>in</strong>em möglichen<br />
Rafale-Ankauf durch die brasilianische Regierung war 2010 <strong>in</strong> den Landesmedien<br />
betont worden, der französische Rafale-Bomber habe noch ke<strong>in</strong>en Kriegse<strong>in</strong>satz<br />
vorzuweisen, was e<strong>in</strong> Verkaufsh<strong>in</strong>dernis sei. Dieses Market<strong>in</strong>gproblem hat sich nun<br />
möglicherweise erledigt – die ersten Luftangriffe gegen Libyen wurden durch Rafale-Bomber<br />
geflogen. Libyen gelte als ausgezeichnetes Testgelände für neue Hightech-Waffen.<br />
(www.hart-brasilientexte.de, 12. 04. 2011)<br />
Drei Wochen nach Beg<strong>in</strong>n der Bombardierungen stellten Brasiliens Medien heraus,<br />
dass Paris und London „mit großem Aufwand und Prahlerei“ ihre Militäraktionen<br />
gegen Libyen gestartet und e<strong>in</strong>en „Blitzkrieg” erwartet hätten. Indessen hätten sich<br />
diese Hoffnungen nicht erfüllt. „Die aus Paris und London gebildete Koalition glaubte,<br />
dass die Armeen des Tyrannen sich im Wüstenw<strong>in</strong>d verflüchtigen würden, während<br />
die <strong>Revolution</strong>äre sich die Hauptstadt Tripolis wie e<strong>in</strong>e reife Frucht griffen.<br />
Nichts davon ist passiert. Der Westen ist irritiert.“ Die revolutionären Kräfte bewiesen<br />
bis jetzt weder Effizienz noch Kohärenz. „Nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Vertretungsanspruch.“<br />
Zugleich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass bei vielen Medien des<br />
Westens offensichtlich e<strong>in</strong>e Nachrichten- und Foto-Sperre über die durch die Bombardements<br />
getöteten libyschen Zivilisten herrscht. (www.hart-brasilientexte.de, 14.<br />
04. 2011) Candido Mendes – Mitglied der brasilianischen Dichterakademie, der<br />
Menschenrechtskommission der brasilianischen Bischofskonferenz, zudem Präsident<br />
des Senior Board des Internationalen Rates für Sozialwissenschaften der<br />
UNESCO und Generalsekretär der Academia da Lat<strong>in</strong>idade – erklärte zum Libyenkrieg<br />
<strong>in</strong> Brasiliens Zeitung Folha de Sao Paulo: „Gaddafi hat wachsende Volksunterstützung<br />
gegen die westliche Intervention“. Se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung nach verstärkt sich<br />
die Unterstützung Gaddafis, der das Land vom Clan-Wesen der Stämme sowie von<br />
der „Karikatur der ersten Monarchie“ befreit habe. Mit Candido Mendes hatte sich<br />
zum ersten Mal e<strong>in</strong> weltweit besonders angesehener brasilianischer Intellektueller<br />
zur Libyen<strong>in</strong>tervention geäußert, der <strong>in</strong>dessen im europäischen Libyenkriegs-<br />
Ma<strong>in</strong>stream nicht zur Kenntnis genommen wurde. (www.hart-brasilientexte.de, 19.<br />
04. 2011)<br />
Türkei<br />
Die Türkei ist derzeit nicht Mitglied des UNO-Sicherheitsrates, spielt jedoch als vergleichsweise<br />
großes Land <strong>in</strong> der Region, muslimisches Land und Mitglied der NA-<br />
TO e<strong>in</strong>e Rolle auch <strong>in</strong> Bezug auf die Umbrüche <strong>in</strong> den arabischen Ländern und den<br />
Libyen-Krieg. Für die türkische Politik waren die Anfänge der Aufstände <strong>in</strong> den arabischen<br />
Ländern relativ vorteilhaft. Für AKP-Regierungschef Recep Tayyip Erdogan<br />
war es e<strong>in</strong>fach, gegen den ägyptischen Präsidenten Mubarak Position zu beziehen.<br />
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