Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
veränität“ im Blick, und damit letztlich auch die eigenen Interessen im Welthandel.<br />
Insofern kann sich Treue zum Völkerrecht am Ende auch bezahlt machen.<br />
Indien<br />
Die <strong>in</strong>dische Außenpolitik steht <strong>in</strong> zwei politischen Traditionen: der des antikolonialen<br />
Kampfes, der 1947 die Unabhängigkeit von Großbritannien gebracht hatte, und<br />
der der Nichtpaktgebundenheit: Indien hatte 1955 an der Bandung-Konferenz, auf<br />
der aus der Perspektive der national befreiten Länder die Pr<strong>in</strong>zipien der friedlichen<br />
Koexistenz beschlossen wurden, und seit 1961 (Belgrad) aktiv an den Konferenzen<br />
und der Bewegung der nichtpaktgebundenen Staaten teilgenommen. Aus beiden<br />
Traditionsl<strong>in</strong>ien ergibt sich e<strong>in</strong>e grundsätzliche B<strong>in</strong>dung an die Pr<strong>in</strong>zipien der Achtung<br />
der staatlichen Souveränität und der Nichte<strong>in</strong>mischung <strong>in</strong> die <strong>in</strong>neren Angelegenheiten<br />
der Staaten – das gilt ungeachtet dessen, dass Indien selbst bei Konflikten<br />
<strong>in</strong> Südasien regelmäßig als „Ordnungsmacht“ agiert und auch militärisch <strong>in</strong>terveniert<br />
hat. Insofern war es folgerichtig, dass auch Indien als Nichtständiges Mitglied<br />
des UNO-Sicherheitsrates der Resolution 1973 nicht zugestimmt hat, wenngleich<br />
es bei der Sachlage, dass niemand dagegen gestimmt hat, sich ebenfalls der<br />
Stimme enthielt.<br />
Bereits am 20. März 2011 äußerte sich Delhi besorgt über die Aktionen der Interventionsstaaten<br />
(zur Er<strong>in</strong>nerung: am 17. März war Resolution 1973 beschlossen<br />
worden, am 19. März begannen die Luftangriffe Frankreichs, Großbritanniens und<br />
der USA auf Libyen). Das Außenm<strong>in</strong>isterium erklärte se<strong>in</strong> Bedauern über die Luftschläge.<br />
„Mit tiefer Besorgnis verweist Indien auf die Gewaltanwendung, Konfrontation<br />
und Verschlechterung der humanitären Situation <strong>in</strong> Libyen... Wie Indien bereits<br />
betont hat, müssen die e<strong>in</strong>zuleitenden Maßnahmen die ohneh<strong>in</strong> schwere Lage des<br />
libyschen Volkes mildern und nicht verschlechtern.“ (http://de.rian.ru, 20. 03. 2011)<br />
Über die Sitzung des <strong>in</strong>dischen Unterhauses am 22. März berichtete die Times of<br />
India: „E<strong>in</strong>e sichtlich verärgerte Lok Sabha kam zusammen, um e<strong>in</strong>e Resolution zur<br />
Verurteilung der Luftangriffe der vere<strong>in</strong>igten Streitkräfte gegen Libyen anzunehmen“.<br />
Der Führer des Unterhauses, Sprecher der Fraktion der Regierungspartei Indischer<br />
Nationalkongress und F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister der Zentralregierung, Pranab Mukherjee,<br />
betonte: „Ke<strong>in</strong>e auswärtige Macht hat das Recht sich e<strong>in</strong>zumischen... Was <strong>in</strong><br />
Libyen geschieht, ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Angelegenheit jenes Landes. Niemand, auch ke<strong>in</strong>e<br />
zwei oder drei Länder, kann e<strong>in</strong>e Entscheidung darüber treffen, das spezielle Regime<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dritten Land zu verändern... Ob e<strong>in</strong> Regimewechsel stattf<strong>in</strong>det oder<br />
nicht, soll von dem Volk des jeweiligen Landes abhängen und nicht von auswärtigen<br />
Mächten.“ Das Unterhaus forderte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Resolution alle Seiten auf, sich jeglicher<br />
Anwendung von Gewalt zu enthalten und die Differenzen mit friedlichen Mitteln<br />
zu lösen. Die Ablehnung des Krieges wird von allen Parteien geteilt. Yashwant<br />
S<strong>in</strong>ha von der rechten, h<strong>in</strong>du-nationalistischen Janata-Partei sagte: „Wir s<strong>in</strong>d extrem<br />
besorgt über das, was <strong>in</strong> Libyen geschieht. Wir unterstützen <strong>in</strong> vollem Maße<br />
den Kampf der demokratischen Kräfte gegen e<strong>in</strong> autoritäres Regime, aber wir s<strong>in</strong>d<br />
gegen jegliche militärische Intervention, die e<strong>in</strong>en Regimewechsel herbeiführen<br />
53