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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Die Opposition setzt sich aus e<strong>in</strong>er Vielzahl von Gruppen zusammen, die sich allesamt<br />

um die Macht balgen, was die E<strong>in</strong>heit der Rebellen bereits untergraben hat<br />

und die Sorge der westlichen Verbündeten hervorruft, dass die Opposition <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Post-Gaddafi-Ära nicht <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong> wird, e<strong>in</strong>e Ordnung wiederherzustellen.<br />

Für die Verbündeten bedeutet dies, dass e<strong>in</strong>e lang andauernde militärische Intervention<br />

zwangsläufig e<strong>in</strong>e wachsende Zahl ziviler Opfer und ernsthafte humanitäre<br />

Probleme zur Folge haben wird, so die Zerstörung ziviler E<strong>in</strong>richtungen, e<strong>in</strong>e wachsende<br />

Zahl von Flüchtl<strong>in</strong>gen sowie Lebensmittelknappheit und Reduzierung der<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung. Das würde es dem Gaddafi-Regime ermöglichen, laut<br />

über das Elend des libyschen Volkes zu klagen und darauf zu verweisen, dass das<br />

Leiden des Volkes durch den Westen verursacht ist und der e<strong>in</strong>zige Ausweg dar<strong>in</strong><br />

besteht, die früheren Verhältnisse wiederherzustellen.<br />

Prof. Zhao Kej<strong>in</strong>, Universität Ts<strong>in</strong>ghua, (Ch<strong>in</strong>a Daily, 20. 04. 2011)<br />

Während des Besuches von Außenm<strong>in</strong>ister Guido Westerwelle <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a Ende März/<br />

Anfang April 2011 erklärten er und se<strong>in</strong> ch<strong>in</strong>esischer Amtskollege Yang Liechi, dass<br />

Deutschland und Ch<strong>in</strong>a geme<strong>in</strong>sam neue Anstrengungen für e<strong>in</strong>e politische Lösung<br />

des Libyen-Konflikts fordern; erster Schritt dazu sei e<strong>in</strong> Waffenstillstand. Westerwelle<br />

appellierte an Gaddafi, e<strong>in</strong>en friedlichen politischen Prozess <strong>in</strong> dem nordafrikanischen<br />

Land zuzulassen. Außenm<strong>in</strong>ister Yang äußerte sich besorgt über den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Militäre<strong>in</strong>satz. Ziel der Libyen-Resolution waren e<strong>in</strong> Ende der Gewalt und<br />

der Schutz von Zivilisten; die Berichte über verletzte und getötete Zivilisten legten<br />

jedoch den E<strong>in</strong>druck nahe, dass der Militäre<strong>in</strong>satz zu e<strong>in</strong>er Eskalation führt.<br />

Russland<br />

Moskauer Analytiker der veränderten geopolitischen Lage Russlands hatten nach<br />

dem Ende des kalten Krieges e<strong>in</strong> altes Bonmot hervorgeholt, das Zar Alexander III.<br />

zugeschrieben wird: „Russland hat nur zwei Verbündete, se<strong>in</strong>e Armee und se<strong>in</strong>e<br />

Flotte“. Mit anderen Worten: <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Politik kann es sich nur auf<br />

die eigenen Kräfte verlassen, alle Bündnisse und Beziehungen tragen nur <strong>in</strong>soweit,<br />

als es die zeitweise existierenden Interessenkonstellationen der jeweils beteiligten<br />

Staaten zulassen. Den Ost-West-Konflikt hatte nicht nur die sozialistische Sowjetunion<br />

als Gesellschaftssystem verloren, er hatte auch die Kräfte und Mittel Russlands,<br />

das <strong>in</strong> Gestalt der UdSSR zwischen 1945 und 1989 als „zweite Supermacht“<br />

die größte Machtentfaltung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geschichte erfahren hatte, am Ende überdehnt<br />

und überfordert. Der Zerfall der Sowjetunion bedeutete e<strong>in</strong>e weitere Schwächung<br />

Russlands. Geht also Ch<strong>in</strong>a als aufsteigende Macht davon aus, dass es se<strong>in</strong>e Positionen<br />

besser stärkt, wenn es unter Bed<strong>in</strong>gungen des Weltfriedens von der weltwirtschaftlichen<br />

Entwicklung partizipiert und e<strong>in</strong>em direkten militärischen Konflikt mit<br />

den USA ausweicht, so sieht sich Russland als abgestiegene Supermacht nach wie<br />

vor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lage, dass die Reorganisation des Landes und se<strong>in</strong>e Umstellung auf die<br />

veränderten Bed<strong>in</strong>gungen nicht abgeschlossen s<strong>in</strong>d und es den USA <strong>in</strong> der Weltpolitik<br />

nicht auf machtpolitischer Augenhöhe gegenübertreten kann.<br />

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