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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Damit stand die Frage, ob und wie dem wirksam E<strong>in</strong>halt geboten werden kann, ob<br />

dies von außen geschehen müsse, und wenn ja, wie dies geschehen solle. Die<br />

Maßgabe, das Töten durch e<strong>in</strong>en Krieg beenden zu wollen, <strong>in</strong>dem man noch mehr<br />

Tote aufhäuft, ist e<strong>in</strong>e absurde Logik, für die allerd<strong>in</strong>gs die Interventen verantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d. Den Ausgangspunkt für den jetzigen Krieg des Westens aber hatte Gaddafi<br />

selbst geliefert, <strong>in</strong>dem er den bewaffneten Bürgerkrieg eröffnete, <strong>in</strong> den die <strong>in</strong>teressierten<br />

äußeren Mächte nun massiv e<strong>in</strong>greifen. Ob das auch schon alle Gründe<br />

s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e andere Sache.<br />

Am Ende jedoch war es Gaddafi, der das Fanal gab, der Wellenbewegung der arabischen<br />

Aufstände mit Gewalt e<strong>in</strong> Ende zu bereiten. Jemen, Jordanien und Syrien<br />

folgten. In Bahre<strong>in</strong> wurde der Aufstand der Bevölkerung mit Hilfe saudi-arabischer<br />

Truppen niedergeschlagen, das se<strong>in</strong>erseits ke<strong>in</strong>en Aufruhr von Schiiten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Nordosten haben will. Es gibt – wenn es um die Macht geht – offenbar ke<strong>in</strong>en Unterschied<br />

zwischen e<strong>in</strong>em solchen Autokraten, der durch Militär und Umsturz an die<br />

Macht kam, und den angestammten Königen.<br />

Historisch gehört die libysche Mittelmeerküste zu den ältesten Kulturräumen der<br />

mediterranen Welt. Die dort lebenden Libyer waren die westlichen Nachbarn des<br />

alten Ägypten, e<strong>in</strong>e Zeitlang gehörte e<strong>in</strong> Teil des Gebietes zum Reich des Pharao.<br />

Dann kamen die Griechen und die Phönizier, es herrschten die Karthager, dann die<br />

Römer, nach dem Fall des Weströmischen Reiches die germanischen Vandalen,<br />

Byzanz, schließlich die Araber und das Osmanische Reich. Es waren jedoch immer<br />

zwei Großregionen an der Mittelmeerküste mit zum Teil eigenständiger Entwicklung:<br />

die Kyrenaika mit der Stadt, die heute Bengasi heißt, als Zentrum im Osten<br />

und Tripolitanien mit der Hauptstadt Tripolis im Westen (bereits an vielen dieser<br />

Namen ist noch der griechische Ursprung ablesbar).<br />

Nach dem italienisch-türkischen Krieg (1911-12) machte Italien mit Zustimmung der<br />

anderen imperialistischen Mächte jener Zeit Libyen zu se<strong>in</strong>er Kolonie. Während des<br />

zweiten Weltkrieges tobte hier 1941-43 der Wüstenkrieg zwischen deutschen und<br />

britischen Truppen. Unter der Ägide der UNO wurde Libyen 1951 unabhängig.<br />

Staatschef wurde das Oberhaupt der Senussi-Bruderschaft – e<strong>in</strong>es islamischen Ordens<br />

aus der Kyrenaika, der bereits im antikolonialen Kampf gegen Italien e<strong>in</strong>e<br />

maßgebliche Rolle gespielt hatte – als König Idris I. In der Folgezeit nahmen <strong>in</strong>nere<br />

soziale Spannungen im Lande zu, vor allem seit <strong>in</strong> den 1950er Jahren die Erdölförderung<br />

rasch zugenommen hatte. Junge Offiziere der libyschen Streitkräfte waren<br />

zudem unzufrieden mit der zurückhaltenden Position der Regierung gegenüber dem<br />

Suez-Krieg 1956 und dem arabisch-israelischen Krieg von 1967, <strong>in</strong> dem bekanntlich<br />

Ägypten und damit Nasser und se<strong>in</strong>e Ideen e<strong>in</strong>e Niederlage erlitten hatten. Am 1.<br />

September 1969 wurde der König gestürzt; die Macht übernahm e<strong>in</strong> „<strong>Revolution</strong>ärer<br />

Kommandorat“, dessen Vorsitzender Muammar el-Gaddafi wurde. Der stammte<br />

aus Tripolitanien, und mit ihm hatte sich zugleich der Schwerpunkt des Landes<br />

nach Westen verlegt. Das Land wurde zunächst „Arabische Republik Libyen“. E<strong>in</strong><br />

an e<strong>in</strong>er weiten säkularen Auslegung des Islam – mit weitgehender Gleichberechtigung<br />

der Frauen, Kampf gegen nationale oder rassistische Diskrim<strong>in</strong>ierung, Bildung<br />

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