Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
soph Bernard Henri Lévy, der für sich <strong>in</strong> Anspruch nahm, erst Sarkozy den Libyen-<br />
Krieg aufgeschwatzt und dann die libyschen Stämme gegen Gaddafi gee<strong>in</strong>t zu haben,<br />
(Deutsche Welle, 27. 04. 2011, meldete, Lévy hätte <strong>in</strong> Paris e<strong>in</strong> Dokument vorgestellt,<br />
demzufolge sich 61 Stämme von Gaddafi losgelöst hätten und „e<strong>in</strong> gee<strong>in</strong>tes,<br />
freies und demokratisches Libyen ohne Gaddafi“ herbeisehnten. Von dem Ruf:<br />
„Frankreich, wir danken dir!“ war noch nicht die Rede.) – all diese Akteure spielen<br />
immer nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>wirkende Rolle. Erst wenn die politische Führung e<strong>in</strong>es Landes,<br />
das über die militärischen Kapazitäten dazu verfügt, den Schritt zum Krieg entschieden<br />
hat, f<strong>in</strong>det er statt.<br />
Das ist auch für friedenspolitisch orientierte bzw. l<strong>in</strong>ke, kritische Analyse von <strong>in</strong>ternationaler<br />
bzw. Außenpolitik e<strong>in</strong>e zentrale Frage. Wenn Krieg „die Fortsetzung der<br />
Politik mit anderen Mitteln ist“ (Clausewitz), dann ist die Politik, die <strong>in</strong> den Krieg<br />
führt, und die, die aus ihm folgt, mit besonderer Sorgfalt zu analysieren. Im Geflecht<br />
der Ursachen der Kriege und der <strong>in</strong> ihm wirkenden Interessen kommt den ökonomischen<br />
Ursachen regelmäßig e<strong>in</strong>e wesentliche Bedeutung zu. Das wird <strong>in</strong> der bürgerlichen<br />
Ma<strong>in</strong>stream-Wissenschaft auch heute meist besonders eifrig zu vertuschen<br />
versucht und <strong>in</strong> der marxistischen Tradition besonders betont. Tatsächlich<br />
jedoch ist, wie Friedrich Engels betonte, das Ökonomische stets lediglich „das <strong>in</strong><br />
letzter Instanz Entscheidende“ (MEW 37, S. 489), das durch politische, ideologische,<br />
geistige und kulturelle Faktoren bee<strong>in</strong>flusst und vermittelt wird. H<strong>in</strong>zu kommt<br />
der Faktor der Perzeption: nicht wie die Lage wirklich ist, sondern wie sie von den<br />
politischen Entscheidungsträgern, ihren Analytikern, Diplomaten, Militärs und Geheimdienstlern<br />
e<strong>in</strong>geschätzt wird, und <strong>in</strong> welchem Maße diese Entscheidungsträger<br />
<strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, mit ihrem Kenntnisstand, ihren Erfahrungen, ihrer weltanschaulichen,<br />
religiösen und <strong>in</strong>tellektuellen Ausstattung, ihren Vorurteilen., ihren Sympathien<br />
und Antipathien diese Informationen und E<strong>in</strong>schätzungen zu verarbeiten, stellt<br />
die Grundlage der politischen Entscheidung dar. Und das wiegt bei der Entscheidung<br />
„Krieg – Frieden“ wesentlich schwerer, als wenn es um Rentenpunkte, Schulpolitik<br />
oder die Mehrwertsteuer geht. Im Atomzeitalter kann e<strong>in</strong>e solche Fehlentscheidung<br />
auch <strong>in</strong> das Inferno e<strong>in</strong>es thermonuklearen Weltkrieges führen. Diese<br />
Gefahr ist nach dem Ende des kalten Krieges nicht entschwunden, sie ist nur nicht<br />
mehr so präsent im öffentlichen Bewusstse<strong>in</strong>.<br />
Die Analytiker und Planer der westlichen Außenpolitik denken <strong>in</strong> erheblichem Maße<br />
auch weiterh<strong>in</strong> geostrategisch. Aus französischer Sicht geht es bei der Mittelmeerpolitik<br />
nicht nur um Zugang zu Rohstoffen und Märkten sowie die Kontrolle der<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gsströme aus Afrika, sondern auch um die „Kontrolle der Gegenküste“, um<br />
das Mare Nostrum zu gewährleisten. Dabei hat sich Frankreich stets als Vorkämpfer<br />
der Interessen der EU verstanden. Diese Sichtweise teilte Spanien zum Teil und Italien<br />
eher halbherzig. Frankreich suchte die Unterstützung Deutschlands, das diese<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der „Mittelmeerunion“ politisch-diplomatisch zusagte, aber nicht wirklich<br />
gab. (Deutsche Interessen liegen im Welthandel und geographisch besonders<br />
im Osten Europas; der Mittelmeerraum spielt da nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.) In<br />
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