Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
ka, Jacob Zuma, allerd<strong>in</strong>gs alles Ex-Putschisten: Präsident Amadou Toumani Touré<br />
aus Mali, Ould Abdel Aziz aus Mauretanien, Yoweri Museveni aus Uganda und Denis<br />
Sassou Nguesso aus dem Kongo-Brazzaville. Sie sollten laut Beschluss mit allen<br />
Parteien <strong>in</strong> Libyen <strong>in</strong> Verhandlungen treten. Die Sicherheitsratsentscheidung und<br />
die folgende Intervention haben die Tätigkeit dieses Komitees jedoch fast verunmöglicht.<br />
Dafür s<strong>in</strong>d durch ihre Zustimmung im Sicherheitsrat auch Südafrika, Nigeria<br />
und Gabun mitverantwortlich.<br />
Bei der Bewertung des Abstimmungsverhaltens Südafrikas im Sicherheitsrat ist zunächst<br />
darauf zu verweisen, dass die Regierung aus Afrikanischem Nationalkongress<br />
(ANC), Südafrikanischer Kommunistischer Partei (SACP) und dem Gewerkschaftsbund<br />
COSATU ke<strong>in</strong>eswegs kategorisch pazifistisch ist oder etwa nichtmilitärisch<br />
denkt und handelt – schon die Geschichte des Freiheitskampfes gegen<br />
das Apartheid-Regime war auch e<strong>in</strong>e Geschichte des bewaffneten Kampfes. Südafrika<br />
hat 1999 <strong>in</strong> Lesotho militärisch e<strong>in</strong>gegriffen und im Jahre 2008 die AU-<br />
Militär<strong>in</strong>tervention auf den Komoren unterstützt. H<strong>in</strong>zu kommt, dass auch Südafrika<br />
wegen der Erfahrung mit dem Völkermord <strong>in</strong> Ruanda 1994 von dem Gedanken der<br />
Nicht<strong>in</strong>tervention abgerückt ist und – <strong>in</strong>sbesondere h<strong>in</strong>sichtlich der Intervention afrikanischer<br />
Staaten <strong>in</strong> afrikanischen Staaten – der Idee e<strong>in</strong>er „Schutzverantwortung“<br />
zuneigt. Zudem sah es sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er vorigen Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat<br />
(2007/08) der Kritik ausgesetzt, zu Menschenrechtsverletzungen <strong>in</strong> Simbabwe und<br />
Myanmar nicht klar genug Stellung bezogen zu haben.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass Südafrika selbst rechtsstaatlich verfasst ist, es im Lande e<strong>in</strong>e<br />
tatsächliche Parteienkonkurrenz sowie e<strong>in</strong>e starke <strong>in</strong>nere Zivilgesellschaft gibt. Unter<br />
dieser Perspektive müssen autokratische Führer wie Gaddafi für e<strong>in</strong> Übel für Afrika<br />
gehalten werden, die Instabilität auf dem Kont<strong>in</strong>ent bewirken und e<strong>in</strong>e wirkliche<br />
Entwicklung beh<strong>in</strong>dern. Selbstverständlich besteht auch <strong>in</strong> Afrika e<strong>in</strong> Spannungsverhältnis<br />
zwischen Menschenrechtsrhetorik und Realpolitik. Etliche afrikanische<br />
Staaten haben den Beschluss des Sicherheitsrates eher als E<strong>in</strong>fallstor gesehen, um<br />
den Weg zu e<strong>in</strong>er Intervention <strong>in</strong> der Elfenbe<strong>in</strong>küste zu ebnen. Dies allerd<strong>in</strong>gs hat<br />
Südafrika abgelehnt.<br />
Zugleich gab es <strong>in</strong> Südafrika Kritik an Präsident Zuma wegen des Abstimmungsverhaltens<br />
im Sicherheitsrat; er habe sich als Handlanger des Westens betätigt, um so<br />
leichter an Erdöl zu kommen. Die Regierung hat dies als absurd zurückgewiesen, es<br />
sei tatsächlich um die Menschenrechte gegangen. Zudem wurde süffisant darauf<br />
verwiesen, dass der Westen mit Gaddafi bislang gut gefahren war: er bekam das Öl<br />
und der Diktator sorgte für das Fernhalten der Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Afrika.<br />
Kurz nach dem Beschluss des Sicherheitsrates <strong>in</strong>terpretierte die südafrikanische<br />
Regierung ihr Abstimmungsverhalten dah<strong>in</strong>gehend, dass sie e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>greifen <strong>in</strong> die<br />
Kämpfe am Boden nicht zugestimmt habe. „Als Südafrikaner sagen wir Ne<strong>in</strong> zum<br />
Töten von Zivilisten, Ne<strong>in</strong> zur Doktr<strong>in</strong> des Regimewechsels und Ne<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er ausländischen<br />
Besetzung Libyens“, wurde Präsident Zuma zitiert. (www.nachrichten.at,<br />
22. 03. 2011)<br />
Für Nigeria, das derzeit ebenfalls Mitglied des UNO-Sicherheitsrates ist, gilt, dass<br />
das Land e<strong>in</strong>e regionale Vormachtstellung <strong>in</strong> Westafrika nicht zuletzt als militärische<br />
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