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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Konsultationsmechanismen“ (Formulierung des deutschen Auswärtigen Amtes) – d.<br />

h. sie haben e<strong>in</strong>e Verfassung, <strong>in</strong> der vor allem festgelegt ist, wie die sieben Emire<br />

untere<strong>in</strong>ander vere<strong>in</strong>baren, wer von ihnen Staatsoberhaupt ist und wie die geme<strong>in</strong>same<br />

Regierung zustande kommt –; Bahre<strong>in</strong> gilt als konstitutionelle Monarchie, wobei<br />

die Verfassung jahrelang ausgesetzt war und e<strong>in</strong> System staatsbürgerlicher Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

e<strong>in</strong>es Großteils der Bevölkerung herrscht, und Kuweit hat seit se<strong>in</strong>er<br />

Befreiung von der irakischen Besetzung 1991 e<strong>in</strong>e Verfassung und gilt seither als<br />

konstitutionelle Monarchie. Ke<strong>in</strong>es dieser Länder ist e<strong>in</strong>e Demokratie oder kennt<br />

wirklich Menschen- und Freiheitsrechte, zu denen bekanntlich auch die Gleichberechtigung<br />

der Frau gehört, die es unter Gaddafi <strong>in</strong> Libyen stets gegeben hat. Folgerichtig<br />

haben die sechs Außenm<strong>in</strong>ister auf ihrer Beratung der Herrschaft Gaddafis<br />

die Rechtmäßigkeit abgesprochen. (Deutsche Welle, 11. 03. 2011) – Das ist wie mit<br />

dem Verständnis des Wiener Kongresses (1815) von der Illegitimität Napoleons: sie<br />

werfen Gaddafi eigentlich nicht vor, was er jetzt tut, sondern dass se<strong>in</strong>e Herrschaft<br />

auf dem Sturz des Königs beruht.<br />

Die Arabische Liga hat 22 Mitgliedsstaaten. Zunächst wurde die Mitgliedschaft Libyens<br />

suspendiert. An der Sitzung nahmen dann elf Staaten teil. Syrien und Algerien<br />

stimmten gegen die Resolution zur Errichtung e<strong>in</strong>er Flugverbotszone. Der syrische<br />

Vertreter warnte davor, dass e<strong>in</strong>e solche Zone zu e<strong>in</strong>er ausländischen Intervention<br />

führen könnte. (Bisher hatte es solche Flugverbotszonen seit den 1990er Jahren<br />

<strong>in</strong> zwei Fällen gegeben: über Bosnien und dem Irak – im ersten Fall folgte daraus<br />

der Krieg der NATO gegen Jugoslawien, im zweiten der Irakkrieg der USA und ihrer<br />

Willigen seit 2003.) Und jede Invasion „ist e<strong>in</strong>e Verletzung der libyschen Souveränität,<br />

Unabhängigkeit und territorialen Integrität“. Schließlich haben <strong>in</strong> der Sitzung der<br />

Arabischen Liga neun Staaten zugestimmt, darunter die sechs Staaten des GCC<br />

sowie Ägypten. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa – der unter<br />

Mubarak zehn Jahre Außenm<strong>in</strong>ister Ägyptens war und nun wohl hofft, als Mann<br />

der USA neuer Präsident Ägyptens zu werden, gab der Entscheidung e<strong>in</strong>e „revolutionäre“<br />

Begründung: „Gerade wir Ägypter wissen, wie wichtig es ist, aus eigener<br />

Kraft e<strong>in</strong>en Autokraten loszuwerden. Dieses großartige Gefühl wünsche ich auch<br />

den Libyern. Die <strong>Revolution</strong>en <strong>in</strong> den arabischen Staaten laufen nicht alle nach dem<br />

gleichen Muster ab. Aber der Wandel ist unaufhaltsam. Und unumkehrbar.“ (Der<br />

Spiegel, 11/2011) Die Afrikanische Union dagegen lehnte jede militärische Intervention<br />

ab. Der zuständige AU-Kommissar Ramtane Lamamra betonte, dass die AU der<br />

„E<strong>in</strong>heit und territorialen Integrität Libyens“ verpflichtet ist. Sie beschloss die E<strong>in</strong>setzung<br />

e<strong>in</strong>er Beobachtergruppe, der fünf afrikanische Staatsoberhäupter und der<br />

AU-Kommissionspräsident Jean P<strong>in</strong>g angehören. (Deutsche Welle, 11. 03. 2011)<br />

Der Beschluss der Arabischen Liga, e<strong>in</strong>mal gefasst, wurde zur Berufungsgrundlage<br />

westlicher Länder, die Intervention herbeizuführen. In diesem S<strong>in</strong>ne konnte denn<br />

angemerkt werden: „Nie zuvor hat die Liga Menschenrechtsverletzungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

arabischen Staat derart angeprangert und e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff gefordert: Selbst als der<br />

Irak 1990 <strong>in</strong> Kuwait e<strong>in</strong>marschierte, konnte sich die Liga nicht auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Haltung e<strong>in</strong>igen. Normalerweise diskutierte der Westen e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen, und die arabischen<br />

Staaten lehnten es ab. Nun forderten die arabischen Staaten den E<strong>in</strong>griff –<br />

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