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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

haben, rechtmäßig verurteilt wurden und <strong>in</strong> der Zelle sitzen, s<strong>in</strong>d sie rechtskräftig<br />

verurteilte Häftl<strong>in</strong>ge. Deren Ermordung jenseits ihres Urteils h<strong>in</strong>gegen wäre e<strong>in</strong>e<br />

Unrechtstat, die jeder Rechtsstaatlichkeit Hohn spricht. Nehmen wir e<strong>in</strong>mal an, das<br />

sei nur so dahergesagt. Dann bleiben immer noch die „Terroristen“ und die „Tyrannen“,<br />

die zum Abschuss freigegeben se<strong>in</strong> sollen. Wer das ist, stellt dann aber ke<strong>in</strong><br />

Gericht mehr fest, sondern Parag Khanna, Barack Obama oder der jeweilige CIA-<br />

Agent, der das schließlich ausführt oder ausführen lässt. Es ist wie beim E<strong>in</strong>satz von<br />

Drohnen: die Anweisung zum Mord von Staats wegen, das Gegenteil von Rechtsstaatlichkeit.<br />

Das ist die Abschaffung von Freiheit und Menschenrechten im Namen<br />

der Freiheit und der Menschenrechte.<br />

Dies ist denn also die Po<strong>in</strong>te des liberalen Imperialismus: Die Welt würde noch unberechenbarer,<br />

als sie es zuvor schon war, weil – folgte Obama den Vorschlägen<br />

von Khanna – an die Stelle von „Demokratisierung“ und „Regime Change“ mittels<br />

brutalem Militärüberfall <strong>in</strong> aller Öffentlichkeit, wie bei Bush II gegen Irak, der staatlich,<br />

aber klandest<strong>in</strong> angeordnete und durchgeführte Meuchelmord tritt. Während<br />

man zunächst vermuten konnte, dass der drohende Staatsbankrott der USA e<strong>in</strong><br />

Verbündeter des Friedens ist, weil er die dortige Führung zw<strong>in</strong>gt, auch die<br />

Rüstungs- und Kriegsausgaben zu reduzieren, Aufrüstungsprogramme zu streichen<br />

und vielleicht e<strong>in</strong> paar der über 700 Militärstützpunkte <strong>in</strong> aller Welt zu schließen, so<br />

zeigt sich bei näherem H<strong>in</strong>sehen, dass auch dadurch die Welt nicht friedlicher wird.<br />

Statt der Kampfflugzeuge und der Marschflugkörper will „man“ unbemannte Drohnen<br />

und Meuchelmörder schicken, weil sie preiswerter s<strong>in</strong>d.<br />

Aber auch das ändert nichts daran, dass die USA nicht mehr die „unilaterale Supermacht“<br />

s<strong>in</strong>d, wie viele Politiker, Politikwissenschaftler und Publizisten auch hierzulande<br />

nach 1991 dem staunenden Publikum weismachen wollten. Die Frage aber,<br />

ob denn nun Ch<strong>in</strong>a als Super-Supermacht an die Stelle der USA tritt, wie sie viele<br />

dieser Analytiker und Medienexperten im Westen nun gern suggestiv stellen, ist<br />

falsch gestellt. An die Stelle der Bipolarität, wie sie bis 1991 bestand, tritt nach e<strong>in</strong>er<br />

kurzen Phase mehr gefühlter als tatsächlicher Unipolarität der USA, die spätestens<br />

mit dem Fiasko im Irak-Krieg beendet war, e<strong>in</strong> „Konzert der Mächte“, <strong>in</strong> dem mehrere<br />

mächtige Zentren weltweit um Macht und E<strong>in</strong>fluss bzw. global um e<strong>in</strong>e Neuverteilung<br />

der Macht r<strong>in</strong>gen. Im Untergrund dieser Veränderung, <strong>in</strong> den Tiefenschichten<br />

der Weltgeschichte vollzieht sich die gleichsam tektonische Verschiebung<br />

des weltwirtschaftlichen Schwerpunkts vom nordatlantischen Raum, d.h. von<br />

Westeuropa und den USA, wo er etwa zweihundert Jahre lang lag, nach Asien, wo<br />

er bis dah<strong>in</strong> seit m<strong>in</strong>destens zweitausend Jahren immer gelegen hatte. Hier spielen<br />

Ch<strong>in</strong>a und Indien e<strong>in</strong>e zentrale und zwar globale Rolle, aber auch weiterh<strong>in</strong> Japan,<br />

die ASEAN-Staaten und „mittlere“, regional bedeutsame Wirtschafts- und Militärmächte<br />

wie Pakistan, Vietnam und Indonesien. Die USA s<strong>in</strong>d nach wie vor die für<br />

sich genommen größte Volkswirtschaft der Welt und sie verfügen über die unstreitig<br />

mächtigste Militärmasch<strong>in</strong>erie, aber weder die e<strong>in</strong>e noch die andere versetzt sie<br />

<strong>in</strong> die Lage, der Welt nach Belieben ihren Willen aufzw<strong>in</strong>gen zu können. Obama und<br />

se<strong>in</strong>en Nachfolgern ist von der herrschenden „Elite“ der USA die historische Aufga-<br />

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