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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

te es <strong>in</strong> Libyen <strong>in</strong>zwischen gegeben hat, wie, wen und was die Bomberpiloten und<br />

die Raketenabfeuerer getroffen haben.<br />

Es ist e<strong>in</strong> „kle<strong>in</strong>er“, „begrenzter“, „asymmetrischer“ Krieg. Es heißt, es g<strong>in</strong>ge gegen<br />

Gaddafi. Nur, wie das mit der Kriegsoption und ihren Folgen so ist: es sterben nicht<br />

die Diktatoren (die, wie Saddam Husse<strong>in</strong>, am Ende vielleicht auch; das wiegt die<br />

vielen Kriegstoten, wie im Falle des Iraks, aber nicht auf), sondern die e<strong>in</strong>fachen<br />

Menschen. Die Diskussion um „Kollateralschäden“ wird unterdrückt. Können die<br />

Piloten im heranrasenden Flugzeug oder der Lenkcomputer der Flügelrakete unterscheiden,<br />

ob das am Boden e<strong>in</strong> Schädl<strong>in</strong>g oder e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Zivilist ist? E<strong>in</strong> böser<br />

Regierungssoldat oder e<strong>in</strong> guter Aufständischer? Die auf den Westen orientierten<br />

„Aufständischen“ haben sich schon oft genug beschwert, dass die Kampfflugzeuge<br />

„versehentlich“ ihre Leute, und nicht die Gaddafis bombardiert hätten.<br />

Der „totale Krieg“ unseligen Angedenkens bedurfte der Kraftanstrengung der gesamten<br />

Bevölkerung des kriegsführenden Staates, zuzüglich der Ausbeutung aller<br />

durch Eroberung und Unterdrückung herrschaftsunterworfenen weiteren Menschen,<br />

wie es das Deutsche Reich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en beiden Welteroberungsversuchen im<br />

20. Jahrhundert praktizierte. Das gesamte <strong>in</strong>nere wirtschaftliche, soziale, wissenschaftliche,<br />

politische und geistige Leben des Landes wurde <strong>in</strong> den Dienst der<br />

Kriegsführung gestellt. Gewiss, zwischen den beiden Weltkriegen gab es e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />

Unterschied: Der Kaiser und se<strong>in</strong> Ludendorff hatten mit Kohlrübenw<strong>in</strong>ter,<br />

Streiks und legaler Opposition zu tun, was die Führung des „totalen Krieges“ im<br />

Innern bee<strong>in</strong>trächtigte, wie Ludendorff später als e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Folgerungen aus der<br />

Niederlage feststellte, während Hitler Hungerrevolten des Herrenvolkes unbed<strong>in</strong>gt<br />

vermeiden wollte, und sei es um den Preis massenhaften Verhungerns der eroberten<br />

Menschen im Osten, also wurden die Deutschen mit Brot und Spielen, der Auslieferung<br />

der Lebensmittelrationen bis zum bitteren Ende und immer neuen UFA-<br />

Filmen bei Laune gehalten, und die Kommunisten und Sozialdemokraten saßen im<br />

KZ bzw. wurden umgebracht, damit sie öffentliche Proteste nicht organisieren<br />

konnten.<br />

Dann kam der sogenannte kalte Krieg. Auch hier mussten beträchtliche Reserven<br />

der Wirtschaft, von Wissenschaft und Technik mobilisiert werden, um die gewaltigen<br />

nuklearstrategischen Raketensysteme zu bauen, mit denen jede der Seiten die<br />

ganze Welt mehrfach hätte vernichten können. Als Anfang der 1980er Jahre die<br />

Mittelstreckenraketen im Zentrum Europas stationiert wurden und der sowjetische<br />

Generalsekretär Andropow gesagt hatte, nun könnten sich die Deutschen Ost und<br />

West durch e<strong>in</strong>en Zaun von Raketen anschauen, war klar, es geht ums Ganze.<br />

Vorbei war dann aber der kalte Krieg. Eilends wurde die Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> Umlauf gebracht,<br />

es bräche e<strong>in</strong>e herrliche neue Zeit des allgeme<strong>in</strong>en Friedens an. Nur sollte<br />

der konkrete Friede nicht kommen, und die Verantwortlichen im Westen fanden<br />

behende allerlei Vorwände, die NATO nicht aufzulösen, obwohl doch die Warschauer<br />

Vertragsorganisation des Ostens längst dah<strong>in</strong>geschieden war. Der islamistische<br />

Terrorismus, so die afghanischen Taliban, traten an die Stelle der altbösen<br />

Kommunisten, und nach dem 11. September 2001 wurden die Rüstungshaushalte<br />

schleunigst wieder hochgefahren.<br />

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