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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

russischen L<strong>in</strong>ken. (Leo Trotzki: Die Balkankriege 1912-13, Essen: Arbeiterpresse<br />

Verlag 1996)<br />

Das bedeutet unter e<strong>in</strong>er aktuellen l<strong>in</strong>ken Perspektive, dass sie weder Gaddafi unterstützen<br />

kann, noch die von den westlichen Geheimdiensten geschaffene oder<br />

strukturierte „Opposition“, deren Vertreter <strong>in</strong> Bengasi als „Aufständische“ <strong>in</strong> die<br />

Kameras schauen, auch nicht die imperialistische Kriegspolitik Frankreichs und<br />

Großbritanniens. Sie unterstützt die Ablehnung des Krieges durch die deutsche Politik,<br />

lehnt aber alle Varianten der „bündnispolitischen Kompensationen“ ebenso ab,<br />

wie e<strong>in</strong>e neue imperiale deutsche Außenpolitik. Die L<strong>in</strong>ke steht an der Seite des<br />

arabischen Aufbegehrens.<br />

Der Zusammenhang zwischen der Weltwirtschaftskrise sowie den Folgen des Neoliberalismus<br />

für die nahöstliche Region e<strong>in</strong>erseits und den jetzigen politischen Umbrüchen<br />

andererseits muss noch genauer analysiert werden. Die Bewegung gegen<br />

den Neoliberalismus begann <strong>in</strong> den 1980er Jahren <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika und führte dort<br />

seit den 1990er Jahren zu starken sozialen Bewegungen und l<strong>in</strong>ken Regierungen,<br />

die gezeigt haben, dass es möglich ist, erstarrte politische und gesellschaftliche<br />

Verhältnisse aufzubrechen, obwohl es den vom Westen dom<strong>in</strong>ierten Gesamtzusammenhang<br />

des sich stärker globalisierenden kapitalistischen Weltsystems gibt.<br />

Zugleich haben die weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Veränderungen zugunsten<br />

der BRICS-Staaten, die sich <strong>in</strong> den vergangenen zwanzig Jahren vollzogen<br />

haben, und die damit verbundene Schwächung der Positionen des Westens dazu<br />

beigetragen, dass sich Möglichkeitsfenster für Veränderungen auch im Nahen und<br />

Mittleren Osten öffnen konnten. Dazu haben auch die militärischen Niederlagen der<br />

USA und ihrer Verbündeten im Irak und <strong>in</strong> Afghanistan beigetragen, die direkt <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Großregion den Nahen und Mittleren Ostens („Greater Middle East“-<br />

Konzept der Bush-Regierung, um die muslimische Welt und ihre Ressourcen unter<br />

Kontrolle zu nehmen) erfolgt s<strong>in</strong>d.<br />

Künftige Kriege vor allem im Nahen und Mittleren Osten zu vermeiden erfordert,<br />

diese Region seitens aller Beteiligten nicht nur als e<strong>in</strong>e von Wirtschafts- und „Sicherheits“<strong>in</strong>teressen<br />

zu betrachten und zu behandeln, sondern realistisch und ohne<br />

Scheuklappen. Die aktuellen Umbrüche im Nahen Osten s<strong>in</strong>d sichtbarer Ausdruck<br />

des strategischen und historischen Scheiterns des Westens <strong>in</strong> dem Bestreben, diesen<br />

Teil der Welt dauerhaft kontrollieren, beherrschen und ausbeuten zu können,<br />

und tragen ihrerseits zu den weiteren Veränderungen <strong>in</strong> der Welt bei. Mittel- und<br />

langfristig wird es von wesentlicher Bedeutung se<strong>in</strong>, wie sich Ch<strong>in</strong>a, Indien, Brasilien<br />

und Russland zu den Veränderungen <strong>in</strong> der arabischen Welt stellen, und wie<br />

sich die neuen politischen Kräfte dort gegenüber jenen Mächten verhalten. Auf jeden<br />

Fall sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e veränderte eurasische Kräftekonstellation zu entstehen, <strong>in</strong> der<br />

die Europäische Union nur e<strong>in</strong> Akteur unter anderen ist, und die die USA nicht mehr<br />

wie bisher kontrollieren können. Der Libyen-Krieg ist der Versuch, diesen Prozess<br />

aufzuhalten und unter Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen. Ob er langfristig gel<strong>in</strong>gt, wird sich zeigen<br />

müssen. Am Ende wird der Geist der Veränderung auch um Saudi-Arabien ke<strong>in</strong>en<br />

Bogen machen.<br />

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