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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

könne das universelle Gewissen nicht tolerieren. Die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft<br />

unterstütze den Freiheitswillen und das Recht der Libyer, über ihre Zukunft selbst zu<br />

bestimmen. Frankreich werde se<strong>in</strong>e ‚Verantwortung vor der Geschichte‘ wahrnehmen.“<br />

(Der Tagesspiegel, 19. 03. 2011)<br />

Für die besondere Vorreiterrolle Frankreichs <strong>in</strong> Sachen Krieg gegen Libyen gab es<br />

offenbar mehrere Gründe. Zunächst war Frankreich das westeuropäische Land, das<br />

die engsten Beziehungen zu den autokratischen Regimen <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong> unterhalten<br />

hatte. Das hatte zu pe<strong>in</strong>lichen Situationen geführt als die Volksproteste begannen,<br />

etwa als die damalige französische Außenm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>, Michèle Alliot-Marie, dem tunesischen<br />

Präsidenten Ben Ali französische Spezial-Truppen zur Erhaltung se<strong>in</strong>er<br />

Macht angeboten hatte. Angesichts der arabischen Umbrüche hat sich die französische<br />

Regierung offensichtlich für die Flucht nach vorn entschieden und sich zur<br />

Sachwalter<strong>in</strong> der Bewegung für Freiheit und Demokratie erklärt.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen <strong>in</strong>nenpolitische Gründe. Bei der ersten Runde der Regionalwahlen<br />

am 20. März siegten die Sozialisten <strong>in</strong> fast allen Regionen und erhielten <strong>in</strong>sgesamt<br />

25 Prozent, die Regierungspartei UMP dagegen nur 17 und die rechtsextreme Partei<br />

Front National etwa 15 Prozent der Stimmen. Damit wurde deutlich, dass deren<br />

Vorsitzende, Mar<strong>in</strong>e Le Pen, bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl im Jahre<br />

2012 Sarkozy schlagen und <strong>in</strong> die Stichwahl gelangen kann. Der Erfolgseffekt<br />

aber, den Sarkozy sich vom Militäre<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Libyen erhofft hatte, blieb aus: „Man<br />

braucht nicht die reichen Ölverträge des [französischen M<strong>in</strong>eralölkonzerns] Total<br />

oder die Geschäfte der Gaz de France heranzuziehen, um zu begreifen, warum Nicolas<br />

Sarkozy sich Hals über Kopf <strong>in</strong> den libyschen Konflikt gestürzt hat. E<strong>in</strong> Blick<br />

auf die Ergebnisse der Kantonalwahlen genügt... Es wird immer deutlicher, dass<br />

Sarkozys Werte <strong>in</strong> den Umfragen dr<strong>in</strong>gend steigen müssen, um als Kandidat für<br />

se<strong>in</strong>e eigene Nachfolge bei den Präsidentschaftswahlen 2012 anzutreten. Da es offenkundig<br />

zu spät für e<strong>in</strong>e politische Strategie ist, ist ihm jedes Mittel recht.“ (Europa<br />

quotidiano, Italien, 22. 03. 2011) Noch während des Gipfeltreffens <strong>in</strong> Paris hatten<br />

die ersten französischen Kampfflugzeuge Bengasi überflogen.<br />

Die Ause<strong>in</strong>andersetzungen um die Führung bzw. Koord<strong>in</strong>ierung der Angriffe zeigten<br />

zudem, dass Frankreich deutlich zu machen bestrebt war, die militärische „Aufgabenverteilung“<br />

im Verhältnis zu den USA neu zu ordnen und geme<strong>in</strong>sam mit Großbritannien<br />

e<strong>in</strong>e Führungsrolle bei e<strong>in</strong>em solchen E<strong>in</strong>satz spielen zu können. Als erster<br />

westlicher Regierungschef hatte sich der britische Premierm<strong>in</strong>ister, David Cameron,<br />

bereits Anfang März für e<strong>in</strong> militärisches Intervenieren des Westens <strong>in</strong> Libyen<br />

ausgesprochen. „Wie e<strong>in</strong> giftig kläffender Terrier hat David Cameron den zögerlichen<br />

Barack Obama von der Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Libyen-Intervention überzeugt.<br />

E<strong>in</strong> Grund dafür ist so alt wie die Geschichte der Kriege – der britische Premier will<br />

von Nöten daheim ablenken“, schrieb die Süddeutsche Zeitung (20. 03. 2011). Dabei<br />

hatte Großbritannien noch e<strong>in</strong>e Scharte auszuwetzen. E<strong>in</strong>e Speziale<strong>in</strong>heit der<br />

britischen Streitkräfte war Anfang März mit e<strong>in</strong>em Hubschrauber voller Waffen und<br />

falschen Pässen vier verschiedener Länder nach Libyen geflogen, um dann westlich<br />

von Bengasi von lokalen Bauern-Rebellen gefangen genommen zu werden. Ihr Auftrag<br />

war offenbar, Kontakte zu Rebellen herzustellen und auf diese Weise zum Sturz<br />

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