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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

be gestellt, diesen „Rückbau“ so zu managen, dass die Interessen der USA unter<br />

den unumkehrbar sich verschlechternden Bed<strong>in</strong>gungen so weit wie möglich umgesetzt<br />

bzw. durchgesetzt werden können. Europa, die EU ist ebenfalls von diesem<br />

historischen Abstieg betroffen. Vergleicht man die Lage heute mit der vor dem ersten<br />

Weltkrieg, da Europa nahezu die ganze Welt beherrschte, so ist das noch offensichtlicher,<br />

als im Falle der USA. Allerd<strong>in</strong>gs ist die EU nach wie vor – oder nach dem<br />

Ende des Realsozialismus und ihrer Osterweiterung um so mehr – als Handelsföderation<br />

e<strong>in</strong> weltweit e<strong>in</strong>flussreicher Faktor.<br />

Darüber erhebt sich e<strong>in</strong>e Schicht militär-strategischer Faktoren. Das militärische<br />

Gleichgewicht, das „Gleichgewicht des Schreckens“ oder „atomare Patt“, wie es im<br />

kalten Krieg hieß, ist nicht verschwunden. Die USA haben zwar das größte militärische<br />

Potential der Welt. Doch auch Russland verfügt offenbar weiter über e<strong>in</strong> nuklear-strategisches<br />

Potential, das Zweitschlagskapazität hat. So nannte man während<br />

der Bipolarität zwischen den USA und der Sowjetunion bzw. NATO und Warschauer<br />

Pakt die Fähigkeit e<strong>in</strong>er der Seiten, wenn sie mit Atomwaffen angegriffen wird,<br />

auch nach dem Erste<strong>in</strong>satz durch die angreifende Seite dieser mit ihren verbliebenen<br />

nuklearen Waffensystemen e<strong>in</strong>en vernichtenden Gegenschlag zufügen zu können.<br />

Damit waren Atomwaffen ke<strong>in</strong> Mittel der Politik mehr: wer zuerst schießt,<br />

stirbt als zweiter, mit Sicherheit kommt er nicht als „Sieger“ davon. Bush II hatte<br />

versucht, das „Sternenkriegskonzept“ von Ronald Reagan aus den 1980er Jahren<br />

wiederzubeleben und Raketenabwehrsysteme entwickeln zu lassen, die etwaig anfliegende<br />

russische Raketen vernichten können. Das wird immer als e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Abwehrmaßnahme<br />

propagandistisch zu verkaufen versucht. Real ist es aber so – bei<br />

Reagan wie bei Bush II –, dass derjenige, der e<strong>in</strong>e solche Abwehrfähigkeit erlangen<br />

will, nicht auf Abwehr, sondern auf Angriff zielt. Wer den Zweitschlag der anderen<br />

Seite abwehren kann, ist <strong>in</strong> der Lage, den nuklearen Erstschlag zu führen. Damit<br />

würde der Atomkrieg wieder führbar und gew<strong>in</strong>nbar. Die Tatsache, dass Obama mit<br />

Russland wieder Verhandlungen zur Begrenzung der strategischen Atomwaffen<br />

geführt hat und entsprechende Vere<strong>in</strong>barungen getroffen wurden, ist E<strong>in</strong>geständnis<br />

der USA-Seite, dass sie das Abwehr- und damit Kriegsführungskonzept unter den<br />

derzeitigen Bed<strong>in</strong>gungen weder für technisch machbar noch für f<strong>in</strong>anziell realisierbar<br />

hält. (Allerd<strong>in</strong>gs werden die Forschungsarbeiten der USA auf diesem Gebiet<br />

weiter fortgesetzt.) Damit ist e<strong>in</strong> großer Atomkrieg der USA gegen Russland, aber<br />

auch gegen andere Staaten, etwa Ch<strong>in</strong>a, nicht führbar.<br />

Welthistorisch heißt dies, die USA können ihre zunehmende wirtschaftliche Schwäche<br />

nicht durch militärische Stärke, also durch Krieg zur Vernichtung des wirtschaftlichen<br />

Herausforderers ausgleichen. Russland verfügt über e<strong>in</strong> entsprechendes nuklearstrategisches<br />

Gegenpotential, auf e<strong>in</strong>em niedrigeren Niveau aber auch Ch<strong>in</strong>a:<br />

Wer <strong>in</strong> der Lage ist, e<strong>in</strong>e bemannte Raumkapsel mit eigenen Trägermitteln auf e<strong>in</strong>e<br />

Erdumlaufbahn zu schießen und die „Taikonauten“ wohlbehalten wieder zurückzuholen,<br />

ist mit diesen Trägermitteln auch <strong>in</strong> der Lage, Atombomben an jeden beliebigen<br />

Ort der Welt zu br<strong>in</strong>gen. Damit besteht das atomare Patt zwischen diesen drei<br />

Ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrates fort. Frankreich und Großbritannien<br />

verfügen ebenfalls über nukleare Waffensysteme und s<strong>in</strong>d mit ihren raketenbe-<br />

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