Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
Sicherheitsrats müssen sich zwar vorhalten lassen, dass diese Situation nicht erst<br />
seit drei Wochen bekannt war und dass sie sie nicht nur geduldet, sondern durch<br />
ihre Zusammenarbeit mit Gaddafi sogar ermöglicht haben. Das wirft zwar Zweifel<br />
an der Legitimität der jetzigen Maßnahmen auf, berührt aber nicht die Legalität.<br />
Auch dass der Sicherheitsrat die viel größeren Verbrechen während des Gaza-<br />
Krieges 2008/2009 tatenlos hat geschehen lassen, ke<strong>in</strong>e Flugverbotszone e<strong>in</strong>gerichtet<br />
und die Zivilisten nicht vor dem E<strong>in</strong>satz von weißem Phosphor geschützt hat,<br />
kann man durchaus selbst als e<strong>in</strong> „kollektives Verbrechen durch Unterlassen“ werten.<br />
Damit hat er aber nicht die Möglichkeit verwirkt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Situation gemäß<br />
Artikel 42 der UN-Charta zu reagieren.<br />
Nicht nur die Staaten, die sich der Stimme enthalten haben, hatten Zweifel an dem<br />
politischen Nutzen der militärischen Intervention – bei aller Kritik an dem Vorgehen<br />
Gaddafis. Jetzt bestätigen sich die Zweifel angesichts der e<strong>in</strong>deutigen Verletzung<br />
der Resolution durch die Kriegführung und die dar<strong>in</strong> sich offenbarende Kriegsstrategie.<br />
Dieser E<strong>in</strong>satz bewegt sich jenseits des Mandats und ist deshalb völkerrechtswidrig.<br />
Die Konsequenz wäre die Rücknahme der Resolution. Doch dem<br />
müssten die fünf Veto-Mächte wieder zustimmen oder sich der Stimme enthalten.<br />
Norman Paech (junge Welt, 30. 03. 2011)<br />
Die unterschiedlichen Akteure und Interessen und der Krieg<br />
Im 21. Jahrhundert ist unter den veränderten Bed<strong>in</strong>gungen die Friedensfrage wieder<br />
neu gestellt. In der Schlussphase des kalten Krieges gab es zwei Hoffnungen, die<br />
e<strong>in</strong>e, dass die Welt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e lang anhaltende Phase des Friedens e<strong>in</strong>treten würde,<br />
und die zweite, dass diese mit weitreichender Abrüstung, also e<strong>in</strong>er „Friedensdividende“<br />
verbunden se<strong>in</strong> würde. Die Rüstungsausgaben <strong>in</strong> der Welt haben die Marge<br />
von 1200 Milliarden US-Dollar – das war der Höchststand des kalten Krieges – bereits<br />
2006 wieder überstiegen und s<strong>in</strong>d seither von Jahr zu Jahr gewachsen. Nach<br />
den Angaben des Stockholmer Friedens<strong>in</strong>stituts SIPRI wurden im Jahre 2010 weltweit<br />
mehr als 1600 Milliarden US-Dollar für das Militär verpulvert. Hunger und<br />
Elend <strong>in</strong> den Ländern des Südens, die wachsende Armut auch <strong>in</strong> reichen Ländern,<br />
wie Deutschland, hat hier e<strong>in</strong>en Grund. Aber auch die Kriegsgefahr wurde nicht gebannt,<br />
sondern es wurden wieder mehr Kriege geführt, beg<strong>in</strong>nend bereits mit dem<br />
zweiten Golfkrieg gegen den Irak 1990. Die Entwicklungen seit den 1990er Jahren<br />
s<strong>in</strong>d Kennzeichen e<strong>in</strong>er neuen Zeit, <strong>in</strong> der Kriege wieder zu e<strong>in</strong>er „normalen“ Sache<br />
gemacht wurden. Dazu gehören <strong>in</strong>sbesondere der völkerrechtswidrige Krieg gegen<br />
Jugoslawien 1999, die Kriege <strong>in</strong> Afghanistan und Irak, die Kriegsdrohungen gegen<br />
den Iran, die Unfähigkeit der Staatenwelt, e<strong>in</strong>e vernünftige Antwort auf die atomare<br />
Aufrüstung Nordkoreas zu f<strong>in</strong>den, das Taktieren der USA gegenüber Russland <strong>in</strong><br />
der Frage der nuklearstrategischen Rüstungen sowie die Erweiterung der NATO<br />
nach Osten und ihre Umrüstung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Interessenkoalition, die weltweit Kriege zu<br />
führen <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong> soll. Das Jahr 2010 wurde das Jahr der weiterentwickelten<br />
NATO-Strategie: Es steht Frieden drüber, und es ist Krieg dr<strong>in</strong>.<br />
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