Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
und als e<strong>in</strong>e enorme militärische Belastung für die USA ansah. Diese letztere Gruppe<br />
schien sich durchzusetzen, als plötzlich die Resolution der Arabischen Liga das<br />
Gleichgewicht veränderte...<br />
Was bewegte die Sauds dazu, dies durchzudrücken ? Hatte jemand <strong>in</strong> den USA jemand<br />
<strong>in</strong> Saudi-Arabien angerufen und dies gefordert? Ich denke es war das genaue<br />
Gegenteil. Es handelte sich um e<strong>in</strong>en Versuch der Sauds, die US-Politik zu bee<strong>in</strong>flussen<br />
und nicht den umgekehrten Vorgang. Und es hat geklappt. Es kippte den<br />
Entscheidungsprozess. Was die Sauds wollten und was sie bekamen, war die Ablenkung<br />
von etwas für sie sehr dr<strong>in</strong>glichem, das sie gerade durchführten – e<strong>in</strong> Niederschlagen<br />
der arabischen Revolte, da diese vor allem Saudi-Arabien selbst berührte,<br />
danach die Golf-Staaten und dann die übrige arabische Welt.<br />
(www.ag-friedensforschung.de, 12. 04. 2011)<br />
Im Grunde s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Geschichte des Kampfes der arabischen Völker um nationale<br />
Unabhängigkeit und Selbstbestimmung seit Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts fünf historische<br />
Bewegungsperioden zu unterscheiden. Im ersten Weltkrieg war das Osmanische<br />
Reich mit Deutschland verbündet, Unabhängigkeit für die arabischen Völker<br />
bedeutete zunächst vor allem, die osmanische Herrschaft abzuschütteln. Großbritannien<br />
bot die Unabhängigkeit an, wenn die Araber sich gegen die Osmanen erheben;<br />
der britische Geheimagent Lawrence of Arabia erreichte genau dies und der<br />
arabische Aufstand 1916-18 trug zum Sieg über das Osmanische Reich bei. Gleichzeitig<br />
hatte Großbritannien mit der Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 der<br />
zionistischen Weltorganisation zugesagt, dass diese <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a – das zuvor ebenfalls<br />
zum Osmanischen Reich gehört hatte und e<strong>in</strong>e überwiegend arabische E<strong>in</strong>wohnerschaft<br />
hatte – e<strong>in</strong>e „nationale Heimstatt“ des jüdischen Volkes errichten<br />
kann, die unter britischem Schutz steht. Zuvor bereits hatte Großbritannien im Mai<br />
1916 mit Frankreich im Sykes-Picot-Abkommen vere<strong>in</strong>bart, wie beide den Teil des<br />
Nahen und Mittleren Ostens, der unter osmanischer Herrschaft gestanden hatte,<br />
kolonial unter sich aufteilen. Am Ende wurde am Rande der Versailler Verhandlungen<br />
über die Nachkriegsordnung die koloniale Aufteilung vollzogen – die willkürlichen<br />
Grenzen etwa des Iraks, Syriens und Jordaniens waren e<strong>in</strong> solches Ergebnis –<br />
und die jüdische Heimstatt – aus der dann nach dem zweiten Weltkrieg der Staat<br />
Israel hervorgehen sollte – wurde geduldet, während aus der arabischen Unabhängigkeit<br />
nichts wurde. Angesichts vor allem des doppelten bzw. dreifachen Spiels<br />
Großbritanniens wurde die Hoffnung vieler Araber getäuscht, dass mit dem Zusammenbruch<br />
der osmanischen Herrschaft ihre nationale Souveränität erlangt werden<br />
könnte.<br />
Die neue Periode war dann die des antikolonialen Kampfes, der sich vor allem gegen<br />
Frankreich und Großbritannien richtete und schließlich – nicht zuletzt im Ergebnis<br />
des zweiten Weltkrieges und des Sieges der Sowjetunion und der Alliierten über<br />
das Nazireich – mit der Unabhängigkeit der verschiedenen arabischen Staaten endete;<br />
am Ende standen auch die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich (1962)<br />
und Südjemens von Großbritannien (1967), das sich 1990 mit der seit 1962 unabhängigen<br />
(Nord-) Jemenitischen Arabischen Republik vere<strong>in</strong>igte. Es folgte die Peri-<br />
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