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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

lands, aber nicht mehr se<strong>in</strong>e entscheidende Zielrichtung. Der Euro muss bleiben<br />

und gerettet werden, aber nicht unbed<strong>in</strong>gt um den Preis sich angleichender Lebensverhältnisse<br />

<strong>in</strong>nerhalb der EU bzw. Eurozone. Insofern ist die stärkere Ausprägung<br />

e<strong>in</strong>es Zentrum-Peripherie-Gefälles <strong>in</strong>nerhalb der EU ke<strong>in</strong> Störfaktor für die<br />

deutsche Interessenwahrnehmung, zumal dann nicht, wenn die „Schulden-Länder“,<br />

die unter den Euro-Rettungsschirm mussten, unter e<strong>in</strong>e supranationale Zwangsveraltung<br />

gestellt werden, gegen die auch Generalstreiks und Massendemonstrationen<br />

<strong>in</strong> den Ländern nichts helfen.<br />

Und das hat auch nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same, tatsächlich vergeme<strong>in</strong>schaftete<br />

Außenpolitik der EU zur Voraussetzung. Im Gegenteil. Es ist für die Union sogar<br />

von Vorteil, wenn ihre Mitgliedsstaaten unterschiedlich agieren. Sollte der Libyen-<br />

Krieg zu e<strong>in</strong>em von Frankreich und Großbritannien angestrebten Ziel führen, wird<br />

Deutschland bei der nachfolgenden Kooperation mit den neuen Kräften als stärkste<br />

Wirtschaftsmacht EU-Europas und zentraler politischer Akteur nicht unberücksichtigt<br />

bleiben können. Müssen die beiden dagegen gedemütigt kle<strong>in</strong> beigeben, ist die<br />

EU immer noch da und spricht mit e<strong>in</strong>er eher deutschen Stimme. Sieht man auch<br />

den Entwicklung- und weiteren Formierungsprozess <strong>in</strong>nerhalb der EU als e<strong>in</strong>en von<br />

Kooperation und Konkurrenz, kann Deutschland bei e<strong>in</strong>er Schwächung Frankreichs<br />

und Großbritanniens durch den Krieg auch nur an E<strong>in</strong>fluss gew<strong>in</strong>nen, zumal es als<br />

Handelsmacht ohneh<strong>in</strong> größere Spielräume im Zustand des Nicht-Krieges hat.<br />

Die Geschichte ist offen<br />

Die L<strong>in</strong>ken <strong>in</strong> Europa hatten wieder, wie stets bei Konstellationen seit m<strong>in</strong>destens<br />

zwanzig Jahren, <strong>in</strong> denen die Menschenrechte e<strong>in</strong>e Rolle spielen, Schwierigkeiten,<br />

sich klar, konsistent und friedensorientiert zu positionieren. Für die e<strong>in</strong>en galt Gaddafi<br />

als progressive Gestalt, die es gegen den Imperialismus zu verteidigen gelte,<br />

andere folgten dem Menschenrechtsgerede der Propagandisten des Krieges, und<br />

hielten den Krieg für e<strong>in</strong>e gute Sache. E<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielten auch die Begründung<br />

unter Bezugnahme auf die Demonstrationen und die Ummantelung des<br />

Krieges durch die UNO-Resolution. So sagte der Vizevorsitzende der norwegischen<br />

Sozialistischen L<strong>in</strong>kspartei, zugleich M<strong>in</strong>ister <strong>in</strong> der gegenwärtigen Koalitionsregierung,<br />

Audun Lysbakken: „Unsere Partei war von Beg<strong>in</strong>n an gegen den Krieg <strong>in</strong> Afghanistan.<br />

Und wir fordern weiterh<strong>in</strong> den Abzug der norwegischen Truppen.“ Die<br />

Situation <strong>in</strong> Libyen jedoch sei anders zu bewerten. „Auch wenn es schwierig und<br />

kontrovers für die L<strong>in</strong>ke ist, sich für e<strong>in</strong>e Intervention auszusprechen, und es viele<br />

D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Libyen gibt, die kritisiert werden müssen, s<strong>in</strong>d wir für e<strong>in</strong>e starke UN. Unsere<br />

Partei hat die Resolution der Vere<strong>in</strong>ten Nationen und die Teilnahme Norwegens<br />

an deren Umsetzung unterstützt. Aber wir s<strong>in</strong>d gegen e<strong>in</strong>e militärische Operation,<br />

die zu entscheiden versucht, wer das Land künftig regiert. Das ist die Aufgabe des<br />

libyschen Volkes. Die Intervention sollte nur dazu dienen, Zivilisten zu schützen.“<br />

(Neues Deutschland, 26. 04. 2011) Dass die Zustimmung am Ende für die reale<br />

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