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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Globale Neuverteilung der Macht im 21. Jahrhundert<br />

Über die <strong>in</strong>ternationalen Beziehungen, über Macht und E<strong>in</strong>fluss im 21. Jahrhundert<br />

zu reden heißt, auch die Folgen der Weltwirtschaftskrise im Blick zu behalten. Sie<br />

ist nicht vorüber, wie von Seiten der Regierenden immer wieder behauptet wird.<br />

Gewiß, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen Verständnis der Interpretation von Wirtschaftsdaten sche<strong>in</strong>t<br />

die Krise vorbei, wenn die Auftragsbücher wieder gefüllt s<strong>in</strong>d und die Auslastung<br />

der Industrie steigt. Tatsächlich jedoch sche<strong>in</strong>t die tiefste Krise der Weltwirtschaft<br />

seit 1929, die 2008 begonnen hatte, nur e<strong>in</strong>en neuen Anlauf zu nehmen.<br />

Die Akkumulation von Kapital führt zu e<strong>in</strong>em „Überfluss“ an Kapital und e<strong>in</strong>em<br />

„Überfluss“ an Bevölkerung. Darauf hatte Karl Marx bereits im vorvorigen Jahrhundert<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Die überflüssige Bevölkerung ist die, die zur Kapitalverwertung<br />

mehr oder weniger dauerhaft nicht mehr herangezogen werden kann. Damit befasst<br />

sich dann der Staat, <strong>in</strong> Deutschland derzeit mit „Hartz IV“-Regimen. Anderenorts<br />

gibt es zuweilen Generalstreiks, Betriebsbesetzungen und Emeuten, die entweder<br />

niedergeschlagen oder ausverhandelt werden, je nach Bewaffnungsgrad der<br />

Staatsmacht und Kräfteverhältnis zwischen Kapital und Staat auf der e<strong>in</strong>en und kujonierter<br />

Bevölkerung, ausgebeuteten Arbeitsleuten und hungernder Dorfarmut auf<br />

der anderen Seite. Geht die Krise tief genug, kann es auch tiefgreifende E<strong>in</strong>schnitte<br />

auf der Kapitalseite geben, wie vor zehn Jahren <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien.<br />

Die weltweite F<strong>in</strong>anzkrise der vergangenen Jahre galt als „systembedrohend“, das<br />

heißt alle Entscheidungsträger g<strong>in</strong>gen davon aus, dass der „Überfluss“ an akkumuliertem<br />

Kapital <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>anzsphäre zu e<strong>in</strong>em tiefen wirtschaftlichen E<strong>in</strong>bruch führen<br />

würde, damit zu wachsender Arbeitslosigkeit, Steuerausfällen und politischen Unruhen.<br />

Die Politiker und ihre Berater schauten <strong>in</strong> die Geschichtsbücher, sahen die<br />

deutschen Nazis auf der e<strong>in</strong>en und Hungerrevolten <strong>in</strong> den gloriosen USA auf der<br />

anderen Seite, und schnürten „Rettungspakete“. Die Kosten wurden <strong>in</strong> die öffentlichen<br />

Haushalte e<strong>in</strong>gestellt.<br />

Doch jetzt haben wir es mit zusammenbrechenden Staatshaushalten zu tun; erst<br />

e<strong>in</strong>mal kle<strong>in</strong>erer: Island, dann Griechenland als e<strong>in</strong> erstes Land der Eurozone, Irland<br />

und nun Portugal. Dann fallen die Blicke auf Spanien und Italien. Hier müssen die<br />

Folgen der bisherigen Krisenbearbeitung der Herrschenden erneut <strong>in</strong> den Blick genommen<br />

werden. Schauen wir noch e<strong>in</strong>mal auf Marx und die Krisentheorie: Die<br />

Krise hat <strong>in</strong>nerhalb des Krisenzyklus‘ der kapitalistischen Wirtschaftsentwicklung die<br />

Funktion, das überschüssige Kapital brachzulegen, nach Möglichkeit zu vernichten.<br />

Anders kann e<strong>in</strong> neuer Aufschwung nicht kommen. Zur Beschreibung e<strong>in</strong>er solchen<br />

Krise heißt es dann, dass sie zunächst als Kreditkrise und Geldkrise aufbricht. Die<br />

Geldspekulation – im 19. Jahrhundert <strong>in</strong> Gestalt von Wechseln, heute von phantasievollen<br />

„F<strong>in</strong>anzprodukten“ – mündet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Masse von Schw<strong>in</strong>delgeschäften,<br />

die jetzt offen zu Tage treten und platzen und auf die wirklichen Käufe und Verkäufe<br />

– heute sagt man: <strong>in</strong> der „Realwirtschaft“ – negativ zurückwirken. „Das ganze<br />

künstliche System gewaltsamer Ausdehnung des Reproduktionsprozesses kann<br />

natürlich nicht dadurch kuriert werden, dass nun etwa e<strong>in</strong>e Bank, z.B. die Bank von<br />

England, <strong>in</strong> ihrem Papier allen Schw<strong>in</strong>dlern das fehlende Kapital gibt und die sämtli-<br />

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