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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

ruar 2011 erklärte sie als erste, sollten sich die Berichte über Angriffe der libyschen<br />

Luftwaffe auf Zivilpersonen als wahr herausstellen, sei die sofortige Errichtung e<strong>in</strong>er<br />

Flugverbotszone zum Schutz der Bevölkerung nötig. Dazu jedoch sei, so alle Beteiligten<br />

an der Debatte, e<strong>in</strong> Beschluss des UNO-Sicherheitsrates erforderlich (Deutsche<br />

Welle, 10. 03. 2011). Der UN-Menschenrechtsrat hatte Ende Februar e<strong>in</strong>stimmig<br />

die Gewalttaten der Truppen Gaddafis gegen die Bevölkerung verurteilt und die<br />

Suspendierung Libyens aus dem Gremium empfohlen.<br />

Die derzeitige Regierung der USA ist jedoch bemüht, auch im Nahen Osten E<strong>in</strong>fluss<br />

nicht durch unilaterale Gewaltanwendung auszuüben, sondern als Vertreter<strong>in</strong> der<br />

Freiheit und der Menschenrechte zu agieren, die mit den Praktiken ihres Vorgängers<br />

gebrochen hat. US-Präsident Obama hatte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Reden <strong>in</strong> Ankara und <strong>in</strong> Kairo<br />

im Frühjahr 2009 erklärt, dass die USA sich „nicht im Krieg mit dem Islam“ befänden.<br />

Es gehe um die Schaffung e<strong>in</strong>er „neuen Ära des wechselseitigen Engagements“,<br />

Gewalt sei e<strong>in</strong>e Sackgasse und „jedes Land soll selbst entscheiden“. Demokratie,<br />

Me<strong>in</strong>ungsfreiheit, Recht und Gesetz seien Grundpfeiler der Zivilisation,<br />

aber jede Gesellschaft müsse selbst dah<strong>in</strong> kommen. „Ke<strong>in</strong> Staat darf e<strong>in</strong>em anderen<br />

e<strong>in</strong> Regierungssystem aufzw<strong>in</strong>gen.“ Insofern sollte e<strong>in</strong> Vorgehen der USA sich <strong>in</strong><br />

diese Interpretation e<strong>in</strong>passen. Zudem s<strong>in</strong>d die USA noch immer mit der „Abwicklung“<br />

der Kriege <strong>in</strong> Irak und Afghanistan befasst, die Bush II dem Lande e<strong>in</strong>gebrockt<br />

hatte. In dieses Bild passte ke<strong>in</strong> dritter Krieg <strong>in</strong> der muslimischen Welt, es sei denn,<br />

er würde für „die Demokratie“ geführt und hätte e<strong>in</strong>e arabische Zustimmung und<br />

die der UNO.<br />

Die Stimmung im UNO-Sicherheitsrat war zunächst verhalten. Erfahrene Diplomaten<br />

aus Europa und den BRIC-Staaten g<strong>in</strong>gen davon aus, dass die Fälle Libyen,<br />

Bahre<strong>in</strong> und Jemen vergleichbar s<strong>in</strong>d, was die Gewalt der Regierungen gegen die<br />

Protestierenden auf der Straße anbetrifft. Insofern war zunächst die Position, „Fact-<br />

F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g Missions“ <strong>in</strong> die drei Länder zu schicken. Parallel dazu hatte sich jedoch<br />

Obama dah<strong>in</strong>gehend erklärt, dass Gaddafi weg müsse (FAZ, 23. 03. 2011), ohne<br />

dass er auch zu Jemen und Bahre<strong>in</strong> (wo bekanntlich die 5. US-Flotte ihren Standort<br />

hat) etwas Vergleichbares gesagt hätte. Zu Jemen hätte die US-Regierung Vertrauen,<br />

hatte es geheißen. Frankreich, Großbritannien und die USA drängten im UNO-<br />

Sicherheitsrat auf e<strong>in</strong>en Beschluss über e<strong>in</strong>e Flugverbotszone unter der Voraussetzung,<br />

dass es e<strong>in</strong> Votum der Arabischen Liga dazu gibt. Am Ende gab es e<strong>in</strong>en Deal<br />

zwischen Außenm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Cl<strong>in</strong>ton und dem Königshaus der Sauds: Wir haben<br />

nichts dagegen, wenn ihr <strong>in</strong> Bahre<strong>in</strong> e<strong>in</strong>marschiert; im Gegenzug besorgt ihr das<br />

Votum der Arabischen Liga dafür, dass wir Gaddafi aus Libyen h<strong>in</strong>auswerfen. (Asia<br />

Times Onl<strong>in</strong>e, 02. 04. 2011)<br />

Und so geschah es. Zunächst beschloss der „Golf-Kooperationsrat“ (GCC) <strong>in</strong> der<br />

saudi-arabischen Hauptstadt Riad, bei der Arabischen Liga die Errichtung e<strong>in</strong>er solchen<br />

Zone zu beantragen. Zum GCC gehören neben Saudi-Arabien Bahre<strong>in</strong>, Oman,<br />

Kuweit, Katar und die Vere<strong>in</strong>igten Arabischen Emirate. Von diesen sechs Staaten<br />

s<strong>in</strong>d drei absolute Monarchien (Saudi-Arabien, Oman und Katar); die Vere<strong>in</strong>igten<br />

Arabischen Emirate haben e<strong>in</strong> „Patriarchalisches Präsidialsystem mit traditionellen<br />

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