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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Am 10. und 11. April 2011 versuchte das Hochrangige Komitee der Afrikanischen<br />

Union (AU), im Libyen-Konflikt zu vermitteln. Nach AU-Angaben hatte die Gaddafi-<br />

Regierung den Plan der Staatenorganisation zur friedlichen Beilegung des Konflikts<br />

mit den Rebellen akzeptiert. Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma erklärte<br />

nach mehrstündigen Gesprächen der Delegation <strong>in</strong> Tripolis, der Friedensplan sehe<br />

e<strong>in</strong>en Waffenstillstand, sichere Korridore für Hilfslieferungen an die Zivilbevölkerung<br />

sowie e<strong>in</strong>en Dialog zwischen Regierung und Opposition vor. Zuma reiste dann wieder<br />

aus Tripolis ab. Die anderen AU-Vertreter setzten ihre Vermittlungsgespräche <strong>in</strong><br />

der Rebellenhochburg Bengasi fort. Die jedoch schlossen e<strong>in</strong>e Waffenruhe aus, solange<br />

Gaddafi nicht abtritt. Damit waren die Friedensbemühungen der AU <strong>in</strong> Libyen<br />

vorerst gescheitert. Die Rebellen-Vertreter lehnten den Vorstoß der afrikanischen<br />

Staatengeme<strong>in</strong>schaft zur Vermittlung <strong>in</strong> dem seit Wochen tobenden Bürgerkrieg ab.<br />

Ihre Kernforderung, das Abtreten von Machthaber Muammar al-Gaddafi und se<strong>in</strong>en<br />

Söhnen, werde nicht berücksichtigt, erklärten deren Vertreter zur Begründung.<br />

(Deutsche Welle, 11. und 12. 04. 2011) Sie fühlten sich durch den Krieg des Westens<br />

ermutigt und forderten statt Frieden westliche Waffenlieferungen und Bodentruppen.<br />

Auch <strong>in</strong> den USA und <strong>in</strong> europäischen Ländern traf der Plan der Afrikanischen<br />

Union auf Ablehnung, weil dar<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> Machtverzicht Gaddafis vorgesehen sei.<br />

– Die AU versuchte, den Beschluss des Sicherheitsrates umzusetzen, die Interventionsstaaten<br />

verh<strong>in</strong>derten dies, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>e Grundforderung erhoben, die durch<br />

die Resolution 1973 gerade nicht gedeckt ist. So war die Fortsetzung der NATO-<br />

Luftangriffe auf Ziele <strong>in</strong> Libyen die reale Antwort auf die Friedensbemühung der Afrikanischen<br />

Union.<br />

Kurz darauf trafen sich die Führer der großen Schwellenländer auf der südch<strong>in</strong>esischen<br />

Insel Ha<strong>in</strong>an und berieten über globale Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzfragen sowie<br />

den Klimawandel. Hier hatten sich alle der sogenannten BRICS-Staaten – Brasilien,<br />

Russland, Indien, Ch<strong>in</strong>a und Südafrika – getroffen und vere<strong>in</strong>bart, die direkte Zusammenarbeit<br />

untere<strong>in</strong>ander zu vertiefen. „Die BRICS-Staaten e<strong>in</strong>t das Wirtschaftswachstum<br />

und der Wunsch, die westliche Vorherrschaft bei der Verteilung<br />

des globalen Reichtums e<strong>in</strong>zudämmen“, me<strong>in</strong>te die italienische katholische Tageszeitung<br />

Avvenire am 15. April 2011 und setzte fort: „Bei ihrem dritten Treffen ist es<br />

den fünf Staatschefs nun gelungen, e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Nenner zu f<strong>in</strong>den, der es<br />

ihnen erlaubt, mit nur e<strong>in</strong>er Stimme zu sprechen. Sie wollen dem Dollar se<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle im Weltwährungssystem absprechen. Vor allem jetzt, da die US-Währung<br />

aufgrund des enormen Haushaltsdefizits an Stabilität e<strong>in</strong>gebüßt hat… Die Kritik ist<br />

nicht neu. Seit zwei Jahren sitzt der Dollar auf der Anklagebank. Neu ist die Strategie<br />

der Währungskooperation, die die Schwellenländer Schritt für Schritt <strong>in</strong> die Unabhängigkeit<br />

von der amerikanischen Währung führen soll.“ Zugleich verurteilten<br />

die fünf Staats- bzw. Regierungschefs übere<strong>in</strong>stimmend die westlichen Luftangriffe<br />

<strong>in</strong> Libyen und zeigten sich besorgt über die Folgen für die Zivilbevölkerung. Damit<br />

hatte e<strong>in</strong>erseits die AU-Initiative die Unterstützung der BRICS-Staaten erhalten und<br />

war andererseits Südafrika – nach der Sonderposition bei der Abstimmung zu Resolution<br />

1973 im UNO-Sicherheitsrat – auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Position mit den anderen<br />

e<strong>in</strong>geschwenkt.<br />

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