Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
Für die (rechte) Opposition waren mögliche negative Auswirkungen der Enthaltung<br />
auf die Chancen Brasiliens, e<strong>in</strong>en ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat zu erlangen,<br />
e<strong>in</strong> Hauptargument gegen die Regierungsposition: Der Abgeordnete der Brasilianischen<br />
Sozial-Demokratischen Partei (PSDB) Lerêia erklärte, dass es se<strong>in</strong>er Ansicht<br />
nach ke<strong>in</strong>en Spielraum mehr für Verhandlungen über e<strong>in</strong>en Waffenstillstand gegeben<br />
hätte und fügte h<strong>in</strong>zu „Die Enthaltung war e<strong>in</strong> Fehler, vor allem, weil Brasilien<br />
e<strong>in</strong>en ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat beansprucht“. Iolie Iliada, Sekretär<strong>in</strong> für<br />
<strong>in</strong>ternationale Beziehungen der regierenden Arbeiterpartei (PT) h<strong>in</strong>gegen bezweifelte,<br />
dass die Enthaltung negative Folgen für die künftige Diplomatie haben könnte:<br />
„Wir fordern unsere Beteiligung im UN-Sicherheitsrat vor allem, weil wir ihn demokratiseren<br />
wollen. Das heisst, wir wollen, dass andere Länder, mit anderen<br />
Sichtweisen auf die Welt und auf die <strong>in</strong>ternationale Politik, ebenfalls e<strong>in</strong>e Stimme<br />
und Entscheidungsmacht haben.“<br />
Auf der anderen Seite gab es Stimmen, die statt e<strong>in</strong>er Enthaltung die Ablehnung der<br />
Resolution für richtig gehalten hätten: „Es ist bedauerlich, dass Brasilien sich bei<br />
dieser Entscheidung enthalten hat. Diese Enthaltung widerspricht den Leitl<strong>in</strong>ien des<br />
Landes, das sich immer für die Verteidigung des Selbstbestimmungsrechtes der<br />
Völker ausgesprochen hat. Die Enthaltung bedeutet die kampflose Anerkennung der<br />
Idee der Intervention und verletzt die Souveränität des libyschen Staates. Die Flugverbotszone<br />
ist e<strong>in</strong>e Kriegserklärung an Libyen.“, so Williams Gonçalves, Professor<br />
an der Föderalen Universität von Rio de Janeiro (UFRJ).<br />
Die sozialen Bewegungen und kritischen Intellektuellen kritisieren weniger die Haltung<br />
Brasiliens, als vielmehr die USA-Politik. Sie stellen die Militär<strong>in</strong>tervention klar <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie mit den Invasionen <strong>in</strong> Afghanistan und im Irak (Brasiliens Regierung wird<br />
nebenher wegen der militärischen Präsenz <strong>in</strong> Haiti kritisiert). Beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> Krieg erst<br />
e<strong>in</strong>mal, geraten die Ereignisse außer Kontrolle. Der Krieg <strong>in</strong> Libyen sei Ausdruck<br />
e<strong>in</strong>er veränderten Strategie der USA zur Durchsetzung globaler Hegemonie auf der<br />
Basis „<strong>in</strong>ternationaler Kooperation“, die durch den Beschluss des UNO-<br />
Sicherheitsrates noch gestützt werde. Die Politik der USA bzw. des Westens ist auf<br />
drei Ziele gerichtet: Kontrolle über die Entwicklung <strong>in</strong> der arabischen Welt, Sicherung<br />
des Zugangs zum Erdöl (angesichts der Furcht vor e<strong>in</strong>er neuerlichen Ölkrise)<br />
und Aufhalten des Migrantenstroms. Der bekannteste Befreiungstheologe Brasiliens,<br />
Frei Betto, sagte: „Man spricht von e<strong>in</strong>er Flugverbotszone. Das heisst, die<br />
Flugplätze und alle dort stationierten Flugzeuge zu bombardieren. Und es verlangt<br />
die Entsendung von Flugzeugträgern an die afrikanischen Küsten; zusammen genommen,<br />
e<strong>in</strong>e weitere Kriegsfront“. Und weiter: „Der Diskurs des Westens ist Demokratie.<br />
Das Interesse – Erdöl.“<br />
Auf der Kriegs-und Waffenmesse <strong>in</strong> Rio de Janeiro (12.-15. April 2011) warb Frankreichs<br />
Jagdbomber-Konzern Rafale mit den Kriegse<strong>in</strong>sätzen gegen Libyen, wurde <strong>in</strong><br />
den Medien und <strong>in</strong> der Öffentlichkeit Brasiliens kritisiert. Während die katholische<br />
Friedensbewegung Pax Christi den Friedensplan der Afrikanischen Union begrüßte,<br />
schaltete Rafale e<strong>in</strong>e Großanzeige. Brasiliens große Zeitung O Globo schrieb am<br />
Tage dieser Rafale-Großanzeige im Blatt, dass die Jagdbomber „mit Erfolg bei den<br />
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