Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
will.“ Basudeb Acharia von der Kommunistischen Partei (CPM) er<strong>in</strong>nerte daran,<br />
dass die Lok Sabha bereits die Aggression der USA gegen den Irak verurteilt hatte,<br />
und unterstrich: „Im Namen dessen, Gaddafi aus dem Amt zu jagen, werden Tausende<br />
unschuldige Libyer durch das Bomben der NATO getötet. Es wird e<strong>in</strong> weiterer<br />
Irak, e<strong>in</strong> weiteres Afghanistan geschaffen. Wir s<strong>in</strong>d gegen Gaddafi aber zugleich<br />
gegen das NATO-Bomben. Das ist e<strong>in</strong> Krieg für Öl.“ Sharifudd<strong>in</strong> Shariq, e<strong>in</strong> weiterer<br />
Sprecher des Nationalkongresses, machte auf die langfristige Strategie der USA<br />
aufmerksam, die den UNO-Sicherheitsrat behandeln, als sei er „die Hauskatze“ der<br />
USA – womit er <strong>in</strong>direkt auch die eigene Regierung bzw. ihre Zurückhaltung im Sicherheitsrat<br />
kritisierte. (http://timesof<strong>in</strong>dia.<strong>in</strong>diatimes.com, 23. 03. 2011)<br />
Bereits am 19. März 2011 war <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dischen Presse kritisiert worden, dass der<br />
UNO-Sicherheitsrat die Möglichkeit e<strong>in</strong>es Waffenstillstandes und das Konzept, die<br />
Gewalt (violence) <strong>in</strong> Libyen unter Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen, nicht genügend geprüft hatte<br />
und statt dessen auf den E<strong>in</strong>satz von Gewalt (force) unter der Voraussetzung gesetzt<br />
hat, über „ziemlich wenig zuverlässige Informationen über die Lage <strong>in</strong> Libyen“<br />
zu verfügen. (www.theh<strong>in</strong>du.com, 19. 03. 2011). M. K. Bhadrakumar, e<strong>in</strong> früherer<br />
<strong>in</strong>discher Spitzendiplomat, hatte bereits Anfang März 2011 die Zustimmung Indiens<br />
im Sicherheitsrat zu der Vorgänger-Resolution 1970 scharf kritisiert. Die <strong>in</strong>dische<br />
Regierung habe begonnen, auf die Rhetorik der Obama-Adm<strong>in</strong>istration <strong>in</strong> Sachen<br />
Libyen „zu echoen“. Just zur selben Zeit, da Indien im Sicherheitsrat für diese Resolution<br />
gestimmt hat, s<strong>in</strong>d etwas näher dran an Indien, <strong>in</strong> Afghanistan, 65 Zivilpersonen,<br />
darunter vierzig K<strong>in</strong>der, durch brutale Angriffe der NATO-Truppen getötet worden.<br />
Man müsse, so Bhadrakumar, die „Grand Strategy“ der USA gegenüber Libyen<br />
kl<strong>in</strong>isch sauber trennen von den fürchterlichen Verbrechen Gaddafis. Deshalb<br />
muss Indien alles tun, um nicht mit e<strong>in</strong>er neuerlichen „humanitären Intervention“<br />
des Westens <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht zu werden. „Wenn aus den westlichen Interventionen<br />
<strong>in</strong> Afghanistan und Irak irgende<strong>in</strong>e Lehre zu ziehen ist, dann die, dass<br />
diese modernen Kreuzzüge westlicher Armeen <strong>in</strong> muslimische Länder ausschließlich<br />
Leid verursachen und zu unaussprechlichen Tragödien führen. Indien sollte sich<br />
von diesen bluttriefenden Unternehmungen Welten weit entfernt halten.“<br />
(www.theh<strong>in</strong>du.com, 02. 03. 2011) Dem ist die offizielle <strong>in</strong>dische Politik gefolgt; da<br />
man aber der Resolution 1970 zugestimmt hatte, konnte man bei 1973 – E<strong>in</strong>gehen<br />
auf US-amerikanische Positionen und Freundlichkeiten der Obama-Adm<strong>in</strong>istration<br />
h<strong>in</strong> oder her – nicht e<strong>in</strong>fach Ne<strong>in</strong> sagen. So blieb die Enthaltung, die eigentlich e<strong>in</strong><br />
Ne<strong>in</strong> ist. Zugleich ist hier – wie bei Ch<strong>in</strong>a und Russland – im Blick zu behalten, dass<br />
auch das offizielle Indien davon ausgegangen ist, dass der Libyen-Krieg vor allem<br />
e<strong>in</strong>er der USA ist.<br />
Brasilien<br />
Brasilien hat sich bei der Abstimmung über die Flugverbotszone ebenfalls der<br />
Stimme enthalten. Die offizielle Begründung dafür erläuterte die Botschafter<strong>in</strong> Brasiliens<br />
bei der UNO, Maria Luiza Viotti, so: „Die verabschiedeten Maßnahmen können<br />
mehr Schaden als Nutzen verursachen. Das bedeutet jedoch nicht e<strong>in</strong>e Anerkennung<br />
des Verhaltens der libyschen Regierung. Die (Protest-)Bewegungen <strong>in</strong> der<br />
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