Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
Mubarak war e<strong>in</strong> Gegner der Bestrebungen der Türkei, Regionalmacht zu werden.<br />
Zudem hatte die Türkei <strong>in</strong>nerhalb der arabischen Mittelschichten mit ihrem Vorgehen<br />
gegen die laizistisch-kemalistische Armeeführung und der rasanten wirtschaftlichen<br />
Entwicklung Vorbildcharakter erlangt. Die – auch von den westlichen Medien<br />
favorisierte – Vorbilddiskussion und die e<strong>in</strong>deutige Parte<strong>in</strong>ahme Erdogans gegen die<br />
israelische Regierung hatten für viele Sympathien <strong>in</strong> der arabischen Bevölkerung<br />
gesorgt.<br />
Doch die Entwicklungen <strong>in</strong> Libyen haben die Grenzen der Sympathie, aber auch des<br />
außenpolitischen E<strong>in</strong>flusses der Türkei gezeigt. Im Unterschied zu Ägypten unterhält<br />
die Türkei sehr enge wirtschaftliche Kontakte zu Libyen. Über 20.000 türkische<br />
„Gastarbeiter“ waren <strong>in</strong> Libyen beschäftigt. Zahlreiche türkische Firmen, e<strong>in</strong> großer<br />
Teil der AKP nahestehend, haben <strong>in</strong> Libyen Investitionen <strong>in</strong> Milliarden-Höhe getätigt.<br />
Durch den möglichen Sturz von Gaddafi könnten diese Investitionen verloren gehen.<br />
Die Gefahr wird <strong>in</strong> der Türkei als „akut“ angesehen. Zum anderen, wiederum<br />
anders als <strong>in</strong> Ägypten, gehen türkische Kommentatoren – so auch der türkische<br />
Außenm<strong>in</strong>ister Davutoglu – <strong>in</strong> Libyen davon aus, dass der E<strong>in</strong>fluss des Westens, die<br />
durch die Ereignisse <strong>in</strong> Tunesien und Ägypten abnahm, wieder gestärkt werden<br />
könnte. Dadurch kann die erhoffte E<strong>in</strong>flussnahme der Türkei geschwächt werden.<br />
Die türkische Regierung hat <strong>in</strong> Sachen Libyen stets e<strong>in</strong>e Position e<strong>in</strong>genommen, <strong>in</strong><br />
der sie darauf h<strong>in</strong>wies, dass das Schicksal Libyens <strong>in</strong> der Hand des libyschen Volkes<br />
liegen müsse. Doch wird dabei kaum auf e<strong>in</strong>e mögliche Demokratisierung Libyens<br />
gesetzt, sondern auf e<strong>in</strong>e – wie auch immer geartete – Stabilisierung des Landes.<br />
Die anfängliche Opposition gegen die E<strong>in</strong>richtung der Flugverbotszone hat der türkischen<br />
Regierung <strong>in</strong>nerhalb der oppositionellen Kräfte Libyens Sympathien gekostet.<br />
Es ist für die arabische Öffentlichkeit viel zu offensichtlich, dass die Türkei ihr<br />
Handeln von ihren wirtschaftlichen Interessen abhängig macht. H<strong>in</strong>zu kommt, dass<br />
die führenden AKP-Kader den westlichen Ländern offen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressengeleitete<br />
Politik vorwerfen und <strong>in</strong>sbesondere Frankreichs Führungsanspruch kritisieren.<br />
E<strong>in</strong>ige türkische Kommentatoren s<strong>in</strong>d der Auffassung, dass die Situation um den<br />
Krieg <strong>in</strong> Libyen Ähnlichkeiten mit der Iran-Krise von 2009 hat. Damals hatte sich die<br />
Türkei ihren westlichen Partnern entgegengestellt. Die türkische Regierung hatte<br />
auf die Fortführung des autoritären Mullahregimes gesetzt und gewonnen: seit dem<br />
s<strong>in</strong>d die regionalen und wirtschaftlichen Verb<strong>in</strong>dungen zum Iran gefestigt worden,<br />
was der Türkei wirtschaftliche Vorteile gebracht hat. Deshalb gehen die türkischen<br />
Kommentatoren, vor allem die regierungsnahen Medien davon aus, dass die zeitweilige<br />
türkische Ablehnung der Übernahme der Kriegsführung durch die NATO<br />
durchaus vorteilhaft se<strong>in</strong> kann. Auf der anderen Seite war offensichtlich, dass die<br />
türkische Regierung <strong>in</strong> engem Kontakt mit der Obama-Adm<strong>in</strong>istration steht. Die diplomatischen<br />
Vertretungen der Türkei <strong>in</strong> Libyen haben den Schutz von Staatsbürgern<br />
der USA, Großbritanniens und Italiens übernommen. Am 21. März 2011 erklärte der<br />
türkische Außenm<strong>in</strong>ister Davudoglu, dass die Türkei die Resolution 1973 des UN-<br />
Sicherheitsrates voll unterstütze, aber dabei darauf Wert lege, dass die humanitären<br />
Hilfen im Vordergrund stehen und nicht die militärischen Maßnahmen.<br />
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