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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Staatengeme<strong>in</strong>schaft zu tun noch mit globaler Verantwortung. Entscheidend war<br />

vor allem das Bemühen des französischen Präsidenten, se<strong>in</strong>e desaströse Politik<br />

während der <strong>Revolution</strong>en <strong>in</strong> Ägypten und Tunesien zu kompensieren sowie die<br />

parlamentarische Opposition und die öffentliche Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> Frankreich wieder für<br />

se<strong>in</strong>e Regierung zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Markus Kaim, <strong>Stiftung</strong> Wissenschaft und Politik (F<strong>in</strong>ancial Times Deutschland, 29.<br />

03. 2011)<br />

Die Darstellung <strong>in</strong> den Großmedien entsprach der politischen Konstellation. Die<br />

Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung wollte die Kritik des Völkerrechtlers Re<strong>in</strong>hard Merkel<br />

an der Illegitimität des Libyen-Krieges (FAZ vom 22. 03. 2011, s.o.) nicht auf sich<br />

beruhen lassen und schob drei Tage später nach, se<strong>in</strong>e Position zeuge von „Bl<strong>in</strong>dheit<br />

für die Dynamik politischer Prozesse“; Deutschland habe „<strong>in</strong> der Libyen-Frage<br />

das Ideal von Realpolitik endgültig geopfert“ (25. 03. 2011). Am nächsten Tag hieß<br />

es wiederum, „nach der deutschen Isolierung im höchsten UN-Gremium“ gehe es<br />

nun um „bündnispolitische Schadensbegrenzung“ (26. 03. 2011). Während <strong>in</strong> der<br />

FAZ aber von Anfang an klar war, dass das Abstimmungsverhalten im Sicherheitsrat<br />

ke<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>gang des Außenm<strong>in</strong>isters, sondern „Kanzlerentscheidung“ war (21.<br />

03. 2011), wütete Hellmuth Karasek <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Morgenpost gegen den M<strong>in</strong>ister:<br />

„Nach dem Fast-GAU im Sicherheitsrat und der Libyen-Zickzackpolitik muss bei<br />

Guido Westerwelle sofort der Stecker gezogen werden, ehe se<strong>in</strong>e Politik der verbrannten<br />

Solidarität und des verstrahlten Vertrauens im Sicherheitsrat den Totalschaden<br />

anrichtet.“ (27. 03. 2011) SpiegelOnl<strong>in</strong>e kommentierte mit etwas sachlicheren<br />

Worten aber <strong>in</strong> gleichem S<strong>in</strong>ne unter der Überschrift „Westerwelles widers<strong>in</strong>nige<br />

Doktr<strong>in</strong>“: „Mit der Enthaltung bei der Libyen-Resolution im Sicherheitsrat der<br />

Vere<strong>in</strong>ten Nationen hat die Bundesregierung e<strong>in</strong>en parteiübergreifenden Konsens <strong>in</strong><br />

der Außenpolitik aufgekündigt. Bisher galt, dass sich Deutschland an der Seite<br />

Amerikas und Frankreichs positionieren müsse. Das war nicht immer e<strong>in</strong>fach.<br />

Manchmal, wie vor dem Irak-Krieg, war es unmöglich. Dann musste die Bundesrepublik<br />

zwischen e<strong>in</strong>em der beiden wichtigsten Partner wählen. Auf ke<strong>in</strong>en Fall aber,<br />

das war die feste Überzeugung, durfte sie sich gleichzeitig gegen beide stellen. Diese<br />

Grundl<strong>in</strong>ie deutscher Politik hat die Regierung nun verlassen.“ (29. 03. 2011) In<br />

der Tat war die Enthaltung im UNO-Sicherheitsrat zu der Resolution 1973 e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>schnitt<br />

<strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen Politik der Bundesrepublik Deutschland, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

historischen Bedeutung nicht unterschätzt werden sollte. Kritische friedenspolitische<br />

Sicht neigt oft dazu, die Symbolik für unwesentlich zu halten und rasch auf die<br />

kompensatorischen Maßnahmen zu verweisen (Afghanistan, Battlegroups). Das<br />

greift jedoch zu kurz. Deutschland beteiligt sich tatsächlich nicht direkt an e<strong>in</strong>em<br />

real stattf<strong>in</strong>denden Krieg, dem <strong>in</strong> Libyen. Und das zunächst aus guten Gründen.<br />

Die deutsche Position blieb auch nach Beg<strong>in</strong>n des Krieges darauf gerichtet, auf e<strong>in</strong>e<br />

politische Regelung des Konfliktes h<strong>in</strong>zuarbeiten. Ende März nahm Westerwelle an<br />

der Londoner Libyen-Konferenz teil, auf der Vertreter aus mehr als vierzig Ländern<br />

darüber beraten haben, wie der Konflikt <strong>in</strong> Libyen gelöst werden kann. Zu der Konferenz<br />

haben auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, NATO-Generalsekretär An-<br />

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