Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
und dem britischen Secret Service, mit denen sie auch schon während des Afghanistan-Krieges<br />
kooperiert haben (www.globalresearch.ca, 03. 04. 2011). Die Kooperation<br />
der NATO mit islamistischen Terroristen <strong>in</strong> Libyen bestätigte auch die brasilianische<br />
Zeitung O Estado de Sao Paulo. Sie berichtete aus Libyen, die betreffende<br />
Organisation namens „Al-Jamaa al-Islamya al-Mokatila“ steht auf der UNO-Liste<br />
terroristischer Gruppen, als Zweig von Al-Qaida <strong>in</strong> Libyen. Bis zum 15. April habe<br />
der 41-jährige „islamische Rebellenführer“, Abdul-Manem al-Madhouni nicht nur<br />
e<strong>in</strong>e Kampfe<strong>in</strong>heit kommandiert, sondern auch per Satellitentelefon Koord<strong>in</strong>aten der<br />
libyschen Streitkräfte über Bengasi an das NATO-Hauptquartier übermittelt, damit<br />
es die Bombardements leiten und planen konnte. Dann sei al-Madhouni allerd<strong>in</strong>gs<br />
beim Führen e<strong>in</strong>es Konvois zur Front von e<strong>in</strong>er Kugel tödlich getroffen worden. Zuvor<br />
sagte er der brasilianischen Zeitung: „Wir beteten an der Seite von B<strong>in</strong> Laden <strong>in</strong><br />
der Moschee.“ (www.hart-brasilientexte.de, 19. 04. 2011)<br />
Zwischenzeitlich sollen diese E<strong>in</strong>heiten auch im Tschetschenienkrieg gegen Russland<br />
im E<strong>in</strong>satz gewesen se<strong>in</strong>. Nach dem 11. September 2001 standen die LIFG und<br />
die ihr Angehörenden auf der Terroristenliste. Nach Informationen aus dem arabischen<br />
Raum wurden kürzlich 5.000 von ihnen von dieser Liste gestrichen, damit sie<br />
über Ägypten nach Libyen e<strong>in</strong>reisen können. Die Warnung auch <strong>in</strong> westlichen Medien<br />
davor, dass im Libyen-Krieg islamistische Kämpfer auftauchen, die später die<br />
Waffen gegen den Westen richten könnten – wie es mit den Mudjahed<strong>in</strong> bzw. Taliban<br />
<strong>in</strong> Afghanistan geschah, die auch zunächst von westlichen Geheimdiensten<br />
gepäppelt worden waren –, ist folglich nicht unbegründet. Nur ist es so, analog zum<br />
Afghanistan-Krieg gegen die Sowjetunion, dass der Westen dafür verantwortlich ist.<br />
Zugleich könnte man zynisch anmerken: wenn die jetzt nach Libyen geschafft werden,<br />
ist die NATO sie <strong>in</strong> Afghanistan los, was vielleicht die militärische Lage für die<br />
dortigen NATO-Truppen erleichtert. Und aus Fe<strong>in</strong>den werden faktisch Waffenbrüder.<br />
Gaddafi war stets e<strong>in</strong> erbitterter Gegner der Islamisten und hat sie mit allen Mitteln<br />
bekämpft. Insofern gehören zu se<strong>in</strong>en Ressourcen, über die er jetzt verfügt, auch<br />
e<strong>in</strong>e faktische Unterstützung von Seiten Algeriens, das e<strong>in</strong>e Stärkung des islamistischen<br />
Terrorismus <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong> als e<strong>in</strong>e große Gefahr für die eigene Sicherheit ansieht,<br />
und vieler Stammesangehöriger aus dem nordafrikanischen Raum, die die<br />
westliche Intervention und die Islamisten bekämpfen. Der militärische „Nutzen“,<br />
den diese Art „Bodentruppen“ br<strong>in</strong>gen kann, ist dann deutlich ger<strong>in</strong>ger als der<br />
Schaden, den diese Operation anrichtet.<br />
Mit ihrem Aufbegehren und der Erkämpfung e<strong>in</strong>es selbstbestimmten Weges hätte<br />
die arabische Welt zu e<strong>in</strong>em wichtigen Akteur der globalen Ause<strong>in</strong>andersetzung um<br />
die weitere Entwicklung <strong>in</strong> der Welt werden können. Die Welle der Proteste barg<br />
dies tendenziell <strong>in</strong> sich. In Bezug auf die Umbrüche <strong>in</strong> der arabischen Welt ist es<br />
offensichtlich die historische Aufgabe dieses Krieges, dem e<strong>in</strong>en Riegel vorzuschieben.<br />
Für die Mächte des Westens g<strong>in</strong>g es zugleich darum, die Dom<strong>in</strong>anz, die Europa<br />
gegenüber der arabischen Welt seit Jahrhunderten ausgeübt hatte, wiederherzustellen.<br />
Das ist nicht nur e<strong>in</strong>e Frage von Eigentumstiteln und von Geopolitik, sondern<br />
auch e<strong>in</strong>e geistige und mentale Frage. Wenn man dieses Gefühl der Überle-<br />
74