Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />
Diese auf nationale Entwicklung orientierten, „sozialistischen“ Bewegungen führten<br />
dazu, dass die Entwicklungsprozesse <strong>in</strong> diesen Ländern von der Sowjetunion und<br />
den realsozialistischen Ländern unterstützt und von den Ländern des Westens bekämpft<br />
wurden. Erstere sahen die „Nationale Befreiungsbewegung“ als natürlichen<br />
Verbündeten im Kampf gegen „den Imperialismus“, für den Westen war das e<strong>in</strong>e<br />
verkappte Variante des Kommunismus. Tatsächlich festigten diese arabischen<br />
Machthaber mit allen Mitteln ihre persönliche Macht, islamistische und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
der Länder auch die kommunistischen Parteien wurden verfolgt, ihre Mitglieder <strong>in</strong>s<br />
Gefängnis geworfen, gefoltert und oft ermordet. Aus Gründen der „Bündnisräson“<br />
schwiegen die sich kommunistisch verstehenden Parteien <strong>in</strong> der Sowjetunion, der<br />
DDR und anderen Ländern Osteuropas <strong>in</strong> aller Regel dazu und leisteten ihren Genossen<br />
nur verdeckt Hilfe.<br />
Die rasche und vollständige Niederlage der arabischen Staaten im Sechstagekrieg<br />
1967 gegen Israel wurde politisch vor allem zu e<strong>in</strong>er Niederlage Ägyptens und Syriens<br />
bzw. der <strong>in</strong> ihnen herrschenden, auf nationale Entwicklung und arabischen<br />
Sozialistimus orientierten Kräfte. Gamal Abd el-Nasser verlor an Ansehen als Sachwalter<br />
der panarabischen Sache. Nachdem offensichtlich weder die konservativen<br />
Königreiche noch die national orientierten fortschrittlichen Regime die arabischen<br />
Interessen gegenüber dem ehemals kolonialistischen Westen und Israel durchsetzen<br />
konnten, begann im Grunde bereits zu jener Zeit, Ende der 1960er/ Anfang der<br />
1970er Jahre die H<strong>in</strong>wendung zunehmender Teile der arabischen Bevölkerungen,<br />
vor allem der Jugend zu islamischen bzw. islamistischen Ideen. Dieser Umschwung<br />
erhielt durch die Machtübernahme der Islamisten unter Ajatollah Chome<strong>in</strong>i im Prozess<br />
der iranischen <strong>Revolution</strong> e<strong>in</strong>erseits und den Kampf der Mujahed<strong>in</strong> gegen „die<br />
Kommunisten“ und die sowjetischen Truppen <strong>in</strong> Afghanistan, der bewusst und zielgerichtet<br />
durch die USA angeheizt wurde, andererseits zusätzlichen Schwung. Die<br />
konservativen Regime der Arabischen Halb<strong>in</strong>sel, <strong>in</strong>sbesondere Saudi-Arabien haben<br />
diese Entwicklung bewusst und zielstrebig gefördert. In den besetzten paläst<strong>in</strong>ensischen<br />
Gebieten unterstützte der israelische Geheimdienst zielstrebig die islamistische<br />
Hamas als Gegengewicht gegen die säkulare Befreiungsorganisation Fatah,<br />
die um nationale Befreiung und Realisierung des Selbstbestimmungsrechts der Paläst<strong>in</strong>enser<br />
kämpfte und von Ägypten und Syrien sowie der Sowjetunion und ihren<br />
Verbündeten unterstützt wurde.<br />
Angesichts der Umbrüche des Jahres 2011 stellt sich die Frage, ob nach der national-orientierten,<br />
säkularen Phase des Kampfes um Unabhängigkeit und Entwicklung<br />
der arabischen Länder seit Mitte des 20. Jahrhunderts und nach der stark islamistischen<br />
Phase während des vergangenen Vierteljahrhunderts wir es jetzt mit e<strong>in</strong>er<br />
neuen Phase politischer Entwicklung im arabischen Raum zu tun haben, die aus<br />
e<strong>in</strong>er Mischung von säkularen und demokratischen Elementen e<strong>in</strong>erseits und gemäßigt-islamistischen<br />
Elementen, die sich ebenfalls demokratischen Regeln stellen,<br />
andererseits besteht.<br />
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