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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Benz<strong>in</strong> zu löschen“ (http://de.rian.ru, 18. 04. 2011). Die Entsendung britischer, französischer<br />

und italienischer Offiziere als „Militärberater“ zu den Truppen der Aufständischen<br />

verurteilte Lawrow ausdrücklich; damit werde der E<strong>in</strong>satz von Bodentruppen<br />

e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Deutschland<br />

Die Bundesregierung g<strong>in</strong>g davon aus, dass die UNO-Resolution e<strong>in</strong>en Krieg zur Folge<br />

haben wird, der wiederum die Eskalation <strong>in</strong> sich trägt, und dass damit gewissermaßen<br />

e<strong>in</strong>e schiefe Bahn entsteht, auf die die deutsche Außenpolitik nicht geraten<br />

sollte. Deshalb votierte sie im UNO-Sicherheitsrat nicht für den Krieg gegen Libyen.<br />

Jeder Kriegsbeg<strong>in</strong>n trägt die Eskalation <strong>in</strong> sich. Vorreiter des Libyen-Krieges<br />

waren Frankreich und Großbritannien. Die USA folgten zunächst widerwillig, trugen<br />

die Resolution im UNO-Sicherheitsrat aber mit. So entstand die Situation, dass diese<br />

drei Ständigen und sieben Nichtständige Mitglieder des Sicherheitsrates für die<br />

Resolution zur Kriegsermächtigung stimmten, aber Russland und Ch<strong>in</strong>a sowie Indien,<br />

Brasilien und Deutschland sich enthielten. Das war die Konstellation, <strong>in</strong> der<br />

Westerwelle von der schiefen Bahn redete.<br />

Für viele Angehörige der sogenannten politischen Klasse <strong>in</strong> Deutschland kam das<br />

überraschend. Mit der re-education und e<strong>in</strong>er Reihe von Programmen zur Heranbildung<br />

e<strong>in</strong>es amerika-hörigen politischen Personals hatten die US-<br />

Besatzungsbehörden und nach 1949 deren Nachfolgee<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der alten<br />

Bundesrepublik alles getan, um die außenpolitischen Entscheidungsprozesse so zu<br />

konditionieren, dass diese stets der Vormacht folgen. Ganz <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne hatte<br />

bald nach der deutschen Vere<strong>in</strong>igung Ronald D. Asmus von der RAND-Corporation<br />

geschrieben, es bräuchte ke<strong>in</strong>e Sorgen (aus amerikanischer Sicht) um den außenpolitischen<br />

Kurs der Bundesrepublik zu geben, solange die Außenpolitik <strong>in</strong> den<br />

Händen e<strong>in</strong>er westdeutschen Elite bliebe. Dies erklärt sowohl, weshalb das außenpolitische<br />

Personal aus der DDR nahezu rückstandslos abgewickelt und vom außenpolitischen<br />

Dienst der Bundesrepublik grundsätzlich nicht übernommen wurde,<br />

als auch, weshalb bestimmte Themen <strong>in</strong> der deutschen öffentlichen Debatte grundsätzlich<br />

bekämpft werden, solange sie von den entsprechenden Diskursverwaltern<br />

nicht freigegeben s<strong>in</strong>d, bzw. weshalb unter den Me<strong>in</strong>ungsbildnern und <strong>in</strong> den deutschen<br />

Massenmedien zuzeiten wie auf Bestellung scharfe Polemiken auftauchen<br />

gegen jede Art von Kritik am US-amerikanischen Kapitalismus-Modell oder an der<br />

Außenpolitik der USA-Regierung.<br />

So geschah es auch, als Kanzler Schröder und se<strong>in</strong> Außenm<strong>in</strong>ister Fischer sich weigerten,<br />

der US-Regierung unter Bush <strong>in</strong> den Irak-Krieg zu folgen. Aber dabei konnten<br />

sie sich immerh<strong>in</strong> noch auf die Übere<strong>in</strong>stimmung mit Frankreich berufen. Damals<br />

war Angela Merkel für den Krieg. Jetzt war die Bundesregierung mit Kanzler<strong>in</strong><br />

Merkel und Außenm<strong>in</strong>ister Westerwelle gegen diesen Libyen-Krieg – und Teile der<br />

Sozialdemokratie und der Grünen s<strong>in</strong>d dafür.<br />

Das ist nicht nur die Mechanik von Opposition. Folgt man der Logik von Asmus,<br />

liegt mit Angela Merkel die außenpolitische Entscheidungsgewalt nicht mehr <strong>in</strong> der<br />

konditionierten westdeutschen Hand. (In dieses Bild passt zwar der Rhe<strong>in</strong>länder<br />

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