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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Libyen geben können, <strong>in</strong>dem die ägyptische Armee das Land zeitweise besetzt und<br />

Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en friedlichen politischen Prozess sichert. Dass der Adressat<br />

des saudi-arabischen Interventionswunsches jedoch der Westen war und die „arabische<br />

Lösung“ gerade verh<strong>in</strong>dert wurde, weist darauf h<strong>in</strong>, dass weder jene Emire<br />

am Golf noch der Westen dies wollten.<br />

Wenn wir nun auf die Karte schauen, so zeigt sich: Die derzeitigen Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

im arabischen Raum f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> jenem Teil statt, der mit den Folgen der abgebrochenen<br />

oder fehlgeleiteten Modernisierung zu tun hat, gekoppelt mit autoritärer<br />

Herrschaft modernisierter Form, während der andere Teil, der monarchische vor<br />

allem auf der Arabischen Halb<strong>in</strong>sel jetzt ruhiggestellt sche<strong>in</strong>t, der – die westlichen<br />

Journalisten vergleichen ja gern mit der europäischen Geschichte; das soll hier nun<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bildlich geme<strong>in</strong>ten S<strong>in</strong>ne ebenfalls geschehen – im Grunde die <strong>Revolution</strong><br />

am nötigsten hätte, weil er h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er archaischen, vor-modernen, im Grunde<br />

vor-politischen Verfasstheit noch weit vor der französischen <strong>Revolution</strong> von 1789<br />

mit ihren Menschen- und Bürgerrechten liegt. Der Golf-Kooperationsrat hat <strong>in</strong>zwischen<br />

auch politisch <strong>in</strong>terveniert, um endlich den Präsidenten Jemens, der ebenfalls<br />

auf die Bevölkerung schießen ließ, zum Amtsverzicht zu zw<strong>in</strong>gen, weil auch im e<strong>in</strong>zigen<br />

nicht-monarchischen Teil der Arabischen Halb<strong>in</strong>sel die Unruhen endlich aufhören<br />

sollen. Aus deren Sicht ist natürlich nicht der schießen lassende Präsident das<br />

Problem, sondern die anhaltenden Demonstrationen, die ja vielleicht doch noch<br />

wieder e<strong>in</strong> Echo, etwa <strong>in</strong> Bahre<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den könnten. Insgesamt also war „das grandiose<br />

libysche Ablenkungsmanöver“ (Wallerste<strong>in</strong>) erfolgreich. Die Könige können erst<br />

e<strong>in</strong>mal aufatmen, die Unruhe sche<strong>in</strong>t im Mittelmeerraum zu bleiben, wird dort kanalisiert<br />

und vom Westen niedergehalten.<br />

Dieser wiederum folgt se<strong>in</strong>en eigenen Zielen. Der Krieg, e<strong>in</strong>mal begonnen, kann ja<br />

noch zu verschiedenen anderen Zwecken benutzt werden. (Auf den des Freiräumens<br />

der Waffenarsenale mittels Kriegse<strong>in</strong>satz, um Platz für neue zu schaffen, und<br />

Erprobung neuer Waffensysteme zwecks Verkaufsförderung war bereits verwiesen<br />

worden.) Wallerste<strong>in</strong> hat zwar Recht, dass es abwegig ist, Gaddafi für e<strong>in</strong>en L<strong>in</strong>ken<br />

oder Antiimperialisten zu halten, und jener hatte sich <strong>in</strong> der Tat mit dem Westen<br />

arrangiert. Dennoch war Libyen nicht direktes Verfügungsgebiet der USA, der NA-<br />

TO oder der EU; man musste immer mit Gaddafi verhandeln, wenn man etwas von<br />

Libyen wollte. Die Landkarte der NATO, etwa h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Kooperationsverträge<br />

mit den Staaten im Mittelmeerraum und bis zur Region des Persischen Golfes,<br />

zeigt zwei Gebiete, die ausgespart bleiben: Libyen und Syrien. Wenn beide <strong>in</strong> das<br />

westliche Machtgefüge e<strong>in</strong>geordnet s<strong>in</strong>d, ist das gesamte Mittelmeer Mare<br />

Nostrum, unser Meer – was die Bezeichnung des Römischen Reiches für das Mittelmeer<br />

nach den Siegen über Karthago und die hellenischen Dynastien <strong>in</strong> Syrien<br />

und Makedonien war.<br />

In Libyen wird das Problem jetzt mittels des Krieges gelöst. Der allerd<strong>in</strong>gs wurde<br />

längerfristig vorbereitet; britische und US-amerikanische Geheimdienste waren<br />

schon seit längerem <strong>in</strong> Libyen aktiv und haben bereits bei der Formierung der „Rebellen“<br />

und ihrer Armee, beim E<strong>in</strong>kaufen von Politikern und Diplomaten e<strong>in</strong>e Rolle<br />

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