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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Osten e<strong>in</strong> wesentlicher Austragungsort dieser Ause<strong>in</strong>andersetzung. Zugleich ist Libyen<br />

bzw. <strong>Nordafrika</strong> Teil Afrikas. Es gibt also auch e<strong>in</strong>en Bezug zu den Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

um Rohstoffe, Märkte und E<strong>in</strong>flusssphären <strong>in</strong> Afrika – <strong>in</strong> Sudan zum<br />

Beispiel s<strong>in</strong>d auch Ch<strong>in</strong>a und Indien an diesen Konkurrenzen beteiligt.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt die Eigenlogik des Militärischen bzw. des Krieges. Man kann ihn<br />

rasch beg<strong>in</strong>nen, weiß dann aber oft nicht, wie man aus ihm wieder herauskommt.<br />

Jeder Krieg trägt die Eskalation <strong>in</strong> sich. Man beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>en wunderbaren, <strong>in</strong> der Planung<br />

siegreichen Blitzkrieg, wie Deutschland unter Befehl Hitlers gegen die Sowjetunion<br />

1941, und bleibt plötzlich vor Moskau <strong>in</strong> Morast und Schneetreiben stecken.<br />

Diese Gefahr besteht <strong>in</strong> Libyen nicht. Aber auch dort sche<strong>in</strong>t der Blitzkrieg bereits<br />

verloren. Es bleibt der Ermattungskrieg.<br />

Wer ermattet zuerst? Nach sechs Wochen Bombardierung ist Gaddafis Armee noch<br />

immer <strong>in</strong> der Lage, sich zu wehren. Dreißig Prozent ihrer militärischen Kapazität s<strong>in</strong>d<br />

vernichtet, heißt es. Das bedeutet: siebzig Prozent hat sie noch. Die sogenannten<br />

Rebellen, die von Spezialkräften zunächst Großbritanniens und der USA, dann auch<br />

Frankreichs und Italiens formiert und unterwiesen werden, können den Bürgerkrieg<br />

mit eigenen Kräften nicht gew<strong>in</strong>nen. Gefordert wird, es soll noch mehr bombardiert<br />

werden. Und dann braucht man doch noch Bodentruppen, um die Sache für sich zu<br />

entscheiden? Das wäre die Eskalation, die Westerwelle gerade vermeiden will, von<br />

der er redete, als er die Ablehnung Deutschlands im UNO-Sicherheitsrat begründete.<br />

Oder ermattet der Rüstungshaushalt der USA? Zwei vergebliche Kriege, <strong>in</strong> Irak<br />

und Afghanistan, werden gerade abgewickelt. Der Afghanistankrieg alle<strong>in</strong> kostet die<br />

USA 100 Milliarden Dollar jährlich. Wissen die fünfzig Millionen armen USA-Bürger,<br />

denen die Republikaner aus Gründen der Budgetsanierung gerade die Krankenversicherung<br />

wegnehmen wollen, dass da am H<strong>in</strong>dukusch ihre Interessen verteidigt<br />

werden? Was sollten die USA da jetzt auch noch <strong>in</strong> Libyen? Noch e<strong>in</strong>en Krieg <strong>in</strong> der<br />

arabischen bzw. muslimischen Welt? Oder ermattet die öffentliche Zustimmung <strong>in</strong><br />

Frankreich, nachdem sich erweist, dass der großsprecherische Präsident zwar e<strong>in</strong>en<br />

Krieg zu beg<strong>in</strong>nen wusste, nicht aber, wie er beendet werden könnte. Viele Fragen,<br />

aber wenig Antworten.<br />

Die Menschen <strong>in</strong> Libyen fühlen sich verraten von Europa und besonders von Italien.<br />

Nach den „gezielten Bombardierungen“ der NATO im Land herrsche Entsetzen,<br />

sagte im Gespräch mit Vatikanradio Bischof Giovanni Innocenzo Mart<strong>in</strong>elli, apostolischer<br />

Vikar <strong>in</strong> Tripolis und selbst Italiener. „Es ist e<strong>in</strong> Widerspruch, dass Italien sich<br />

an den NATO-Kriegse<strong>in</strong>sätzen <strong>in</strong> Libyen beteiligt. Das libysche Volk und die Menschen,<br />

die ich traf, fühlen sich verraten: verraten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Freundschaft, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er langen<br />

Zusammenarbeit zwischen Italien und Libyen. Den Leuten ist unverständlich,<br />

dass da nun ‚gezielt‘ Bomben abgeworfen werden sollen. Was heißt ‚gezielt‘? Worauf<br />

zielen sie?“<br />

In der Nacht zum 28. 04. 2011 ist es zu e<strong>in</strong>em Bombenabwurf <strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>er<br />

Residenz gekommen, berichtete Mart<strong>in</strong>elli. „Es ist verrückt zu denken, man könne<br />

e<strong>in</strong>e Stadt bombardieren und dabei ke<strong>in</strong>e zivilen Opfer haben“, so der Bischof wört-<br />

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