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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

genheit gegenüber Ch<strong>in</strong>a und Indien schon verliert, will man es wenigstens vor der<br />

Haustür noch verspüren.<br />

Der bereits zitierte ch<strong>in</strong>esische Analytiker Zhao Kej<strong>in</strong> (Universität Ts<strong>in</strong>ghua) sieht <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit dem Libyen-Krieg langfristig die Tendenz, dass die arabische Welt<br />

<strong>in</strong> drei Teile zerfällt: e<strong>in</strong>ige Länder wenden sich Afrika zu, andere dem Iran und die<br />

dritten dem Westen. Das werde langfristig „den E<strong>in</strong>fluss der arabischen Welt auf<br />

se<strong>in</strong>e eigenen regionalen Belange“ weiter verr<strong>in</strong>gern. (Ch<strong>in</strong>a Daily, 20. 04. 2011)<br />

Und Ch<strong>in</strong>a ist mit den BRICS-Staaten verbunden, agiert <strong>in</strong> der Schanghai-<br />

Organisation wie <strong>in</strong> der UNO, festigt se<strong>in</strong>e Positionen <strong>in</strong> der Golfregion und <strong>in</strong> Zentralasien<br />

und wartet darauf, dass dem Westen das Geld für weitere Kriege ausgeht.<br />

Das könnte zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e Schlussfolgerung aus diesem ch<strong>in</strong>esischen Befund se<strong>in</strong>.<br />

Dessen Po<strong>in</strong>te jedoch wäre, dass die arabische Welt auch weiterh<strong>in</strong> eher Objekt,<br />

nicht Subjekt der <strong>in</strong>ternationalen Politik ist.<br />

Die von Kej<strong>in</strong> im Ergebnis des Libyen-Krieges erwartete Dreiteilung <strong>in</strong>nerhalb der<br />

arabischen Welt ist so neu aber nicht. Was dah<strong>in</strong>ter steht ist vielmehr, dass die arabischen<br />

Staaten offenkundig vor der Frage stehen, den im Ergebnis des zweiten<br />

Weltkrieges und unter aktiver britischer Mitwirkung entstandenen Mechanismus<br />

„Arabische Liga“ entweder e<strong>in</strong>schlafen zu lassen – aufgrund der immer divergierenderen<br />

Entwicklungen und mith<strong>in</strong> Interessen zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Staaten –<br />

oder ihn <strong>in</strong>sofern neu zu beleben, dass e<strong>in</strong> regionaler Verbund entsteht, der ausdrücklich<br />

auch die Regionalmächte Türkei und Iran e<strong>in</strong>bezieht. Das war auf e<strong>in</strong>em<br />

Gipfeltreffen der Arabischen Liga im März 2010 angedacht worden – das ausgerechnet<br />

<strong>in</strong> Sirte (Libyen) stattgefunden hatte und dessen Gastgeber Gaddafi war.<br />

Der türkische M<strong>in</strong>isterpräsident Erdogan hatte dort teilgenommen und betont, die<br />

Staaten der Region sollten ihre Interessen geme<strong>in</strong>sam verteidigen. E<strong>in</strong> solcher Verbund<br />

müsste allerd<strong>in</strong>gs auch Israel e<strong>in</strong>beziehen und könnte Kompatibilität mit der<br />

EU herstellen und damit für beide Seiten e<strong>in</strong>en Entwicklungsschub geben. Das objektive<br />

Potential dafür bestünde; allerd<strong>in</strong>gs bedürfte es dazu nicht nur e<strong>in</strong>es „auf<br />

Augenhöhe“ orientierten europäischen Herangehens, sondern auch e<strong>in</strong>es Friedens<br />

im Nahen und Mittleren Osten, der nicht auf die Erdrosselung der <strong>Revolution</strong> im<br />

Namen der <strong>Revolution</strong> setzt.<br />

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