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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

Interventionsmacht anstrebt. Ähnlich Südafrika ist Nigeria <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Außenpolitik<br />

bellizistischer als der Rest Afrikas. Nigeria hat Druck <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er militärischen<br />

Intervention <strong>in</strong> Elfenbe<strong>in</strong>küste ausgeübt und se<strong>in</strong>e Stimme für die Intervention <strong>in</strong><br />

Libyen sollte auch dazu dienen, die Stimmung pro Intervention <strong>in</strong> Elfenbe<strong>in</strong>küste zu<br />

wenden.<br />

Nigerias Beziehungen zu Libyen und <strong>in</strong>sbesondere zu Gaddafi waren schon im letzten<br />

Jahr auf e<strong>in</strong>en Tiefpunkt gelangt. Ohneh<strong>in</strong> waren sie nicht gut, da Nigeria Gaddafis<br />

zunehmenden E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> Westafrika (z.B. <strong>in</strong> Mali) stets kritisch sah und auch<br />

se<strong>in</strong>e AU-Präsidentschaft nicht goutiert hat. Der Tiefpunkt kam, als Gaddafi im vergangenen<br />

Jahr vorschlug, Nigeria <strong>in</strong> mehrere Staaten zu teilen. Abgesehen davon,<br />

dass dies von e<strong>in</strong>er vollkommenen Ignoranz gegenüber den Ursachen für die <strong>in</strong>ternen<br />

Kriege <strong>in</strong> Nigeria zeugt und deshalb ke<strong>in</strong>e Lösung für sie wäre, hat Nigeria das<br />

selbstverständlich als E<strong>in</strong>mischung <strong>in</strong> die <strong>in</strong>neren Angelegenheiten vehement abgelehnt.<br />

E<strong>in</strong>e Stimme Nigerias im UN-Sicherheitsrat gegen Gaddafi war also gleichsam<br />

e<strong>in</strong>e direkte Folge von dessen Afrika-Politik. E<strong>in</strong>e „ausländische Besetzung“<br />

Libyens lehnt Nigeria jedoch ab.<br />

Humanitär geboten wäre angesichts der Kampfhandlungen <strong>in</strong> Libyen – und dies<br />

wäre Teil e<strong>in</strong>er wirklichen politischen Alternative – e<strong>in</strong>e temporäre, nahezu bed<strong>in</strong>gungslose<br />

Grenzöffnung der EU für Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Libyen. Das wäre genau das<br />

Gegenteil zu der Abschaffung der Schengen-Freiheit, die Sarkozy und Berlusconi<br />

gerade erreichen wollen. E<strong>in</strong>e solche Öffnung würde e<strong>in</strong>en bedeutenden Beitrag<br />

dazu leisten, dass Menschen nicht unfreiwillig zu Geiseln und Opfern politischer<br />

Akteure bzw. Bürgerkriegs-Kämpfer von <strong>in</strong>nen und außen werden, denen es <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie nicht um Freiheit und Demokratie geht, sondern tatsächlich vorrangig um<br />

den Zugang zu den Erdölvorräten.<br />

Die Erfahrungen <strong>in</strong> Westafrika (Liberia, Sierra Leone usw. und jetzt Elfenbe<strong>in</strong>küste)<br />

zeigen, dass ausländische militärische Interventionen das Leiden der Zivilbevölkerung<br />

<strong>in</strong> aller Regel nicht verr<strong>in</strong>gern, sondern vergrößern und Kriege verschärfen und<br />

verlängern. Aus diesem Grunde lehnt die öffentliche Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> Westafrika – im<br />

Senegal sehr vehement und durch fast alle politischen Strömungen – <strong>in</strong>sbesondere<br />

die französische Intervention <strong>in</strong> Elfenbe<strong>in</strong>küste ab.<br />

Lohnenswert ist hier e<strong>in</strong> Vergleich zwischen Gu<strong>in</strong>ea (Conakry) und der Elfenbe<strong>in</strong>küste.<br />

Beide Länder hatten fast gleichzeitig umstrittene Präsidentschaftswahlen,<br />

deren Stichwahlergebnis nicht allgeme<strong>in</strong> anerkannt wurde. In Gu<strong>in</strong>ea jedoch gab es<br />

bedeutende <strong>in</strong>nere – zivilgesellschaftliche – Kräfte, die seit Jahren schon für den<br />

Demokratisierungsprozess mobilisiert, organisiert und gekämpft haben. Hier waren<br />

es <strong>in</strong>nere Kräfte, die den Demokratisierungsprozess vorangetrieben haben. Es s<strong>in</strong>d<br />

Kräfte, die vor allem e<strong>in</strong>e Demokratisierung nicht mit e<strong>in</strong>er Wahl als abgeschlossen<br />

ansehen. Sie wollen mehr und setzen dies nun auch durch, <strong>in</strong>sbesondere Reformen<br />

<strong>in</strong> der M<strong>in</strong>engesetzgebung, an deren Ausformulierung die Gewerkschaften und andere<br />

zivilgesellschaftliche Gruppen beteiligt s<strong>in</strong>d. Auch dies geschah nicht ohne Opfer;<br />

im September 2009 kostete e<strong>in</strong> Massaker an Demonstrierenden etwa 150 To-<br />

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