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Revolution in Nordafrika? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Nordafrika</strong>?<br />

terranen Umfeld das Heft des Handelns wieder <strong>in</strong> die Hand bekommen und den<br />

arabischen Raum – <strong>Revolution</strong>en und Umbrüche h<strong>in</strong> oder her – wieder unter ihre<br />

Kontrolle br<strong>in</strong>gen. Das betrieben sie <strong>in</strong>nerhalb der EU wie <strong>in</strong> der NATO und gegenüber<br />

den USA. Deutschland wollte nicht aktiv, mit militärischen Kräften und Mitteln<br />

dabei se<strong>in</strong>, hat jedoch ebenfalls lautstark den Sturz Gaddafis gefordert. Die USA<br />

machten mit. Sie bestanden jedoch darauf, dass die NATO das Kommando übernahm,<br />

und erklärten schließlich, dass sie ihre eigenen Kriegsaktivitäten auf unterstützende<br />

Maßnahmen reduzieren. Pentagon-Chef Robert Gates betonte, die USA<br />

würden ke<strong>in</strong>e Bodentruppen nach Libyen schicken, der E<strong>in</strong>satz müsse zeitlich begrenzt<br />

bleiben und koste im übrigen das Geld der amerikanischen Steuerzahler; das<br />

Land hat Haushaltsprobleme. Nach Berechnungen <strong>in</strong>ternationaler Militärexperten<br />

hatten die Briten <strong>in</strong> der ersten Woche des Krieges 25 Millionen Pfund ausgegeben<br />

(ohne die Kosten der verschossenen Munition), die französischen E<strong>in</strong>sätze hätten<br />

nicht viel mehr gekostet, während die USA pro Kriegstag 100 bis 130 Millionen US-<br />

Dollar ausgaben. Zwischendurch stellten die USA die E<strong>in</strong>sätze ihrer Kampfflugzeuge<br />

ganz e<strong>in</strong>, nahmen sie dann aber wieder auf.<br />

Zugleich geriet US-Präsident Obama <strong>in</strong> die Kritik der <strong>in</strong>nenpolitischen Rechten. Das<br />

Mitglied des US-Repräsentantenhauses Michele Bachmann, e<strong>in</strong>e der Vorzeigepolitiker<strong>in</strong>nen<br />

der reaktionären Tea-Party-Bewegung und Abgeordnete der Republikaner,<br />

erklärte, von Oberst Gaddafi gehe ke<strong>in</strong>e Gefahr für die USA aus, US-Interessen seien<br />

durch ihn nicht bedroht. Greueltaten gäbe es auch anderenorts <strong>in</strong> der Welt, so <strong>in</strong><br />

Syrien, ohne dass die USA <strong>in</strong>tervenieren. Es gäbe Informationen, dass <strong>in</strong> der libyschen<br />

Opposition gegen Gaddafi auch al-Qaida-Kämpfer seien, und deren Förderung<br />

liege nun wirklich nicht im Interesse der USA. Konservative kritisierten zudem,<br />

dass Obama die Beteiligung der USA an den Kriegshandlungen mit der Begründung<br />

e<strong>in</strong>er „humanitären Intervention“ unter Berufung auf den UN-Sicherheitsrat und am<br />

US-Kongress vorbei betrieben habe, was ohneh<strong>in</strong> „Landesverrat“ sei.<br />

Es handelt sich um e<strong>in</strong>en Kriegse<strong>in</strong>satz der NATO – etliche Medien betonen: den<br />

ersten –, <strong>in</strong> dem nicht die USA die Vorreiter-Rolle spielen, sondern Frankreich und<br />

Großbritannien. Auf dem Treffen der NATO-Außenm<strong>in</strong>ister am 14. und 15. April<br />

2011 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> forderten die Vertreter beider Länder erneut e<strong>in</strong>e Verstärkung der Militäre<strong>in</strong>sätze<br />

der NATO <strong>in</strong> Libyen. An denen beteiligen sich jedoch lediglich sieben<br />

der 28 NATO-Mitgliedsstaaten. Die Strukturen des Militärbündnisses geben also<br />

gewissermaßen den Rahmen ab; e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz als Bündnis sieht anders aus. Auch hier<br />

wird <strong>in</strong>zwischen wieder – wie bereits <strong>in</strong> der lang anhaltenden Abwicklungsphase<br />

des Afghanistan-Krieges – die Gesichtswahrung der NATO als e<strong>in</strong> Zweck der Organisation<br />

<strong>in</strong>terpretiert, der als solcher für sich steht, sich also <strong>in</strong>zwischen verselbständigt<br />

hat und das Fehlen e<strong>in</strong>er sachlichen, völkerrechtlich tragfähigen Begründung<br />

für den Krieg ersetzen soll. Gläubige Anhänger der NATO auch <strong>in</strong> Deutschland<br />

halten dies selbst dann für e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolles Argument, wenn sie ansonsten die ursprünglichen<br />

Bedenken der Bundesregierung gegenüber dem Kriegse<strong>in</strong>satz teilen<br />

und e<strong>in</strong>e Intensivierung des E<strong>in</strong>satzes für e<strong>in</strong>en Fehler halten – so z. B. Michael<br />

Brzoska, wissenschaftlicher Direktor am Institut für Friedensforschung- und Sicherheitspolitik<br />

<strong>in</strong> Hamburg (Deutsche Welle, 21. 04. 2011). Auf dem Berl<strong>in</strong>er Außenmi-<br />

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